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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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dem Band hindurch und zog sich die Gummihandschuhe über, während er sich der Leiche näherte. Die Frau lag zusammengekrümmt auf der Seite, die Knie an die Brust gezogen. Sie trug löchrige Hüftjeans, schwarze Stiefel mit Absätzen und einen engen Pullover, der ihre Brüste betonte. Ihre Lederjacke lag eng an und wirkte eher modisch als wärmend. Das dunkle Haar war kurz geschnitten und von violetten und roten Strähnen durchzogen.
    Die Frau war das genaue Gegenteil von Jackie White. »Was ist mit ihrem Hals und ihren Handgelenken?«
    Tess ging in die Hocke und schob den Ärmel der Lederjacke hoch. Rote Striemen verunstalteten die bleiche Haut an ihrem Handgelenk. Dann strich Tess das Haar der Frau zurück. Abdrücke wurden sichtbar, die auf Erdrosseln hindeuteten.
    »Scheiße«, murmelte er.
    »Ja«, erwiderte Tess.
    »Wir haben hier also einen Mann, der gern Frauen gefangen hält und erwürgt.«
    Tess richtete sich auf. »Aber ich kann dir versichern, dass sie noch nicht lange tot ist. Die Temperatur der Leber betrug zweiunddreißig Grad.«
    »Etwa fünf Stunden?«
    »Genau.« Das erste Opfer war am späten Sonntagabend gestorben.
    »Dreh ihr Gesicht zu mir, damit ich es sehen kann.«
    Tess bewegte sanft den Kopf der Frau, so dass er ihre blasse Haut, die hohen Wangenknochen und vollen Lippen erkennen konnte. »Sie sieht der Ersten ziemlich ähnlich.«
    Jacob stieß die Luft aus. Und Kendall Shaw. »Ja.«
    Er sah etwas Goldenes am Hals des Opfers funkeln. Eine Kette. »Kann ich den Anhänger sehen?«
    Tess schob die Lederjacke zur Seite. Auf der Brust der Frau ruhte ein Amulett wie das, was die erste Frau getragen hatte. Judith stand darauf.
    Jacob biss die Zähne zusammen und kritzelte den Namen in sein Notizbuch. »Hat sie einen Ausweis dabei?«
    »Nein.«
    Kein Ausweis. Dunkles Haar. Ein Amulett.
    »Wetten, dass sie nicht Judith heißt?«
    Tess schüttelte den Kopf. »Die Wette würde ich wohl verlieren.«
    Über Nicoles Kopf läuteten Glöckchen, als sie das Café betrat. Ein Schwall warmer Luft schlug ihr entgegen, und sie war froh, dem Wind zu entgehen.
    Das Café war klein. Man konnte sofort erkennen, dass es nicht zu einer Kette gehörte. Es war auffällig möbliert – runde Tische mit eingelassenen Postkarten und zusammengewürfelten Stühlen –, und an den Wänden hingen alte Nummernschilder des Bundesstaates Virginia. Auf der Theke stand eine Registrierkasse, und darunter befand sich eine Auslage mit Kuchen und Torten. Die Tische waren alle besetzt.
    Hinter der Theke stand ein junges Mädchen mit blauem Haar, das einen Nasenring trug. Bei ihrem letzten Besuch hatte Nicole erfahren, dass sie an der Virginia Commonwealth University Kunst studierte.
    »Hey, Ceylon«, sagte Nicole. »Wie geht’s?«
    Ceylon lächelte. »Bestens. Das Übliche?«
    »Heute nehme ich ein Biscotto zum Tee.«
    »Aha, Sie leben gefährlich.« Die junge Frau hängte einen Beutel mit grünem Tee in eine Tasse, goss heißes Wasser hinzu und holte mit einer Serviette in der Hand ein Biscotto aus der Kuchentheke.
    Nicole gab ihr einen Fünfdollarschein. »Ich weiß nicht, was los ist, ich kann diese Woche einfach nicht aufhören zu essen.«
    Ceylon gab Nicole das Wechselgeld. »Das Kind wächst eben.«
    Nicole warf einen Dollar in das Glas mit dem Trinkgeld. »Vermutlich.«
    Ceylon nickte, als wüsste sie genau Bescheid. »Meine Mom hat acht Kinder. Sie hat immer alles gegessen, was nicht bei drei auf den Bäumen war.«
    »Ist sie den Babyspeck wieder ganz losgeworden?«
    Ceylon verdrehte die Augen. »Oh nein.«
    Nicole mochte es gar nicht, zusätzliches Gewicht mit sich herumzuschleppen. Sie wollte ihren Körper wiederhaben. Ihr Leben wiederhaben – und zwar so schnell wie möglich.
    Aber ihr Magen knurrte, und sie wusste, sie würde den Cookie bis zum letzten Krümel verspeisen. Das Café war kein bisschen leerer geworden, und es war kein Tisch frei. Alle schienen gleichermaßen froh, der Kälte entflohen zu sein. Sie würde sich wohl in ihr Auto setzen müssen.
    »Nicole Piper.«
    Beim Klang der tiefen Stimme drehte sie sich um. Ein blonder Mann erhob sich von seinem Stuhl. Er war Polizist. Sie hatte ihn letzten Sommer kennengelernt, aber sein Name war ihr entfallen. Noch so etwas, was sie wiederhaben wollte – ihre eine Gehirnhälfte schien irgendwann während des zweiten Drittels der Schwangerschaft in den Winterschlaf gefallen zu sein.
    Sie lächelte und kramte in ihrem Gedächtnis nach seinem Namen. »Hi.«
    Sein

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