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Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition)

Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition)

Titel: Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annick Cojean
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Flucht stößt, helfen ihr, nach Tunesien zu gelangen, wo sie während der ganzen Revolution bleibt.
Laila
    Laila ist heute um die vierzig und hat das Gefühl, dass sie noch einmal davongekommen ist. Sie ist verheiratet mit einem Cousin, der sie aus Liebe erwählt hat, zieht ihre Kinder groß und lebt in der ständigen Angst, jemand könnte eines Tages das skandalöse Geheimnis entdecken, das ihre Jugend zerstört hat. Weinend erzählte sie mir ihre Geschichte. Sie hatte es noch nie zuvor getan.
    Sie war in der Schulzeit befreundet mit der Nichte eines Gaddafi-Intimus und seiner rechten Hand, der ihm beim Staatsstreich am 1. September 1969 an die Macht verholfen hatte. Beide Mädchen waren Mitglieder eines Revolutionskomitees, und als ihre Freundin eines Tages die Idee hat, eine Begegnung einer Gruppe von Schülerinnen mit dem Führer zu organisieren, ist Laila begeistert. Ein Minibus fährt die jungen Mädchen nach Bab al-Aziziya, wo sie in einem großen Salon im ersten Stock seines damaligen Wohnsitzes empfangen werden, der 1986 beim Bombardement der Amerikaner teilweise zerstört werden sollte. Muammar Gaddafi zeigt sich charismatisch und voller Aufmerksamkeit. Entspannt nimmt er sich die Zeit und interessiert sich für jedes einzelne Mädchen, stellt ihm Fragen über die Herkunft seiner Familie, über seinen Stamm, seine Religion. Er lacht viel, die jungen Mädchen sind von ihm bezaubert.
    Wenige Tage nach diesem Ausflug kommt eine Schulangestellte in die Klasse und holt Laila ins Büro der Direktorin, die ihr sehr beeindruckt mitteilt, dass ein Wagen aus Bab al-Aziziya sie vor der Schule erwartet. Laila versteht nicht, aber niemand zweifelt daran, dass sie dem Fahrer folgen muss. Man führt das junge Mädchen zunächst in einen Salon, wo sie einen Moment wartet, dann wird sie von Ahmad Ramadan, dem persönlichen Sekretär Gaddafis, ins Büro des Führers begleitet. In eine weiße Gandura gekleidet, kommt er auf sie zu, macht ihr Komplimente über ihre Schönheit und beginnt ihren Körper zu streicheln und zu betatschen. Voller Verwirrung erstarrt Laila, und als Gaddafi ihr mit beiden Händen an die Brust greift, sträubt sie sich heftig, schreit, reißt sich los und rennt aus dem Raum. Ahmad Ramadan erwartet sie hinter der Tür. »Seid ihr fertig?«, fragt er in neutralem Ton. Laila ist in Tränen aufgelöst. »Man verabschiedet sich vom Führer, bevor man geht!«, beharrt er, macht die Tür wieder auf und lässt einen vergnügten Oberst mit erigiertem Glied sehen. Der Chauffeur bringt sie in die Schule zurück. Weder die Direktorin noch die Lehrer stellen ihr Fragen. Allenfalls bemerkt Laila gewisse Anzeichen einer gestiegenen Achtung ihr gegenüber.
    Am selben Abend ruft Ahmad Ramadan sie zu Hause an. »Es ist eine große Ehre, dass der Führer dich erwählt hat. Dein Heulen war albern. Der Führer wollte nur nett zu dir sein.« Laila sagt ihren Eltern nichts.
    Doch eine Woche später überfallen Mitglieder eines Revolutionskomitees das Haus der Familie und durchwühlen es auf der Suche nach angeblich staatsfeindlichen Papieren. Lailas Vater wird gedemütigt, geschlagen, auf den Boden gezerrt. Die Familie steht unter Schock.Ahmad Ramadan ruft schon am nächsten Tag an. »Ich habe gehört, was deiner Familie geschehen ist. Aber du kannst beruhigt sein: Wir werden dich beschützen, denn du arbeitest ja für den Führer.« Er teilt ihr mit, dass er ihr einen Fahrer schickt, der ganz in ihrer Nähe auf sie warten wird. Sie sieht sich in einer Falle, erfindet einen Vorwand, um den Eltern zu erklären, warum sie außer Haus gehen muss, und steht wenig später in Bab al-Aziziya vor Gaddafi. »Hast du gesehen, was mit deiner Familie passiert ist? Das könnte noch sehr übel ausgehen. Es hängt allein von dir ab: Du könntest ihr etwas Gutes antun oder auch sehr viel Böses ...«
    »Was soll ich machen?«
    »Na, was schon, gehorsam sein! Ich spüre doch, dass ich dich errege.«
    Er reicht ihr einen Obstsaft, zwingt sie zu trinken, reißt sie an sich und küsst sie gierig, dann verschwindet er.
    Der Wagen holt sie einige Tage später wieder ab. Ahmad Ramadan führt sie in einen kleinen Salon, wo sie mehrere Stunden lang allein bleibt. Dann führt er sie in eine Bibliothek, die Gaddafi bald auch betritt. »Ich habe dieses Dekor für dich gewählt. Denn ich liebe Studentinnen und Bücher.« Dann stößt er sie auf eine Matratze am Boden und vergewaltigt sie. Es ist ein solcher Schock für sie, ein solcher Gewaltakt, dass

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