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Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition)

Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition)

Titel: Niemand hört mein Schreien: Gefangen im Palast Gaddafis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annick Cojean
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sie meint, das Bewusstsein verloren zu haben. Als sie wieder zur Besinnung kommt, arbeitet er an seinem Schreibtisch und bricht in Lachen aus: »Das wirst du noch mal sehr mögen!«
    Drei Jahre lang wird er sie immer wieder holen lassen. Und vergewaltigen. »Ich bin der Herrscher von Libyen. Alle Libyer gehören mir, auch du!« Oder aber: »Du bist mein Ding. Und du solltest wissen, dass eine Sure des Korans besagt, dass derHerrscher alle Rechte hat.« Drei Jahre absoluten Leids, so erinnert sich Laila. Sie verschließt sich in sich selbst, schwänzt die Schule, wird zu Hause bestraft und geschlagen für ihre Abwesenheiten, die sie nicht mehr erklären kann. Die Eltern vermuten, dass sie ein ausschweifendes Leben führt. Aber der Führer hämmert ihr ein: »Ein einziges Wort über mich, und du siehst deinen Vater nie wieder!« Eines Tages teilt sie ihm mit, dass sie seit einer Weile ihre Regel nicht mehr habe. Was ihn nicht daran hindert, sich noch einmal an ihr zu vergreifen. Aber kurz darauf übergibt ihr Ahmad Ramadan einen Umschlag mit Geld und empfiehlt ihr, nach Malta zu fliegen. Die Summe ist knapp, nichts ist für sie organisiert, Laila muss sich selbst ein Hotel und eine Klinik suchen. Der Arzt, der die Abtreibung vornimmt, befindet, dass sie »in einem schlimmen Zustand« ist, und schlägt ihr vor, ein paar Tage später eine Plastik des Hymens bei ihr vorzunehmen. Sie ist gerettet. Entgegen allen Gepflogenheiten holt Bab al-Aziziya sie nie wieder.
Huda
    Auch Huda war mehrere Jahre lang eine der zahlreichen Zwangsmätressen des Obersts, die zwar nicht in Bab al-Aziziya wohnten, aber jeden Augenblick geholt wurden und deren Leben die Hölle war. Sie ist siebzehn in den neunziger Jahren und bereitet sich auf die Abschlussprüfung der Oberschule vor, zusammen mit einigen anderen Schülerinnen, die sich oft mal bei der einen, mal der anderen treffen, um gemeinsam zu lernen. Eines Tages wird eine Frau, die bei der Mutter eines der Mädchen zu Gast ist, auf sie aufmerksam und überschüttet sie mit Komplimenten: »Du bist ja einerichtige Schönheit!« Huda ist das sehr peinlich, sie weicht dem beharrlichen Blick der Frau aus. Aber schon bald begegnet sie ihr wieder, und die Frau wiederholt ihre Schmeicheleien: »Ich finde dich ganz bezaubernd. Bring schnell dein Examen hinter dich, und ich habe dir etwas anzubieten.« Dem jungen Mädchen ist sehr unbehaglich zumute, sie glaubt, es mit einer Ehestifterin zu tun zu haben.
    Wenig später wird Hudas Bruder verhaftet. Er geht oft in die Moschee, das macht ihn schon mal verdächtig. Die Intrigantin nimmt Kontakt zu der Schülerin auf: »Hör zu, ich kenne Leute, die für die Freilassung deines Bruders sorgen können. Treffen wir uns, ich fahre dich zu ihnen.« Sie holt sie im Auto ab und fährt sie in den Sicherheitsbereich von Bab al-Aziziya hinein. Die Frau scheint sich hier auszukennen, Huda ist verblüfft. »Ah, ist das die Neue?«, ruft ein Mann in einem ersten Büro. Huda findet die Bemerkung alarmierend, aber noch ahnt sie nichts. Da kommt Ahmad Ramadan herein: »So, das ist also das Mädchen, dessen Bruder in der Tinte sitzt! Dann kommt mal mit!« Er führt die beiden in ein großes Büro, wo bald auch Muammar Gaddafi erscheint. »Dein Bruder ist ein Verräter! Ich hoffe aber, dass du eine gute Revolutionärin bist und nicht wie er werden wirst!« Er kommt auf sie zu, lässt seine Hände über ihren ganzen Körper wandern, dann umschlingt er sie und presst sich an sie. »Mal sehen, vielleicht denke ich doch noch mal über deinen Bruder nach, denn ich finde dich ganz wundervoll.« Er küsst sie auf den Hals, versucht an ihre Brüste heranzukommen, holt seinen Schwanz raus. Das junge Mädchen wird ohnmächtig. Die Frau kniet neben ihr nieder, tätschelt ihr das Gesicht: »Wach auf! Mach dich nicht lächerlich! Er ist dein Herr! Es ist deine Chance!«Gaddafi will sie von neuem befummeln. Sie schreit und schlägt um sich. Da packt er sie und stößt sie brutal in eine Ecke des Raums. Mit stierem Blick greift er sich die andere, vögelt sie hastig. Und schleudert der Schülerin einen drohenden Blick zu: »Das nächste Mal bist du dran!«
    Im Auto, das sie wieder nach Hause bringt, steht Huda noch immer viel zu sehr unter Schock, um etwas sagen zu können. Aber die Frau erklärt ihr: »Der Meister hat alle Rechte über uns. Er wird mit dir schlafen, deinen Bruder freilassen, und vielleicht kriegst du sogar ein Stipendium für die Universität.« Das junge Mädchen

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