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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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sofort sagen: Her mit dieser Carmen Cruzeiro! Unter allen Umständen her mit ihr! Ich schwöre dir, Baby, so oder so bist du jetzt schon bei SEVEN STARS – und ich bin jetzt schon dein Agent! Und in ein paar Jahren habe ich dich groß gemacht, ganz groß, in ein paar Jahren bist du an the top! On the top of the world!«
    Das Telefon läutete.
    »Ich gehe ran«, sagte Bracken. »Ich habe auf dem Gelände gesagt, daß ich eine Besprechung mit Sylvia habe.« Er nahm den Hörer auf und meldete sich.
    »Ja, Doc?« Wir wagten kaum zu atmen. Ich zerrte meine Krawatte herunter, öffnete den Hemdkragen. Bracken lauschte. Dann verabschiedete er sich und legte den Hörer auf. Sah uns an. Sagte: »Unverändert akute Lebensgefahr. Sie tun, was sie können. Sie werden glücklich sein, wenn Sylvia diese Nacht überlebt.« Er begann plötzlich schallend zu lachen und sah Carmen an. »Na, ist das vielleicht keine Freudenbotschaft, Puppe, he?«
    Carmen starrte ihn an.
    Hoffentlich kippt uns die jetzt nicht um, dachte ich, ging zur Wandbar und füllte schnell ein Glas.
    »Nein, ich will nicht …«
    »Doch, Sweetie, doch …« Ich preßte ihr das Glas an die Lippen, und sie mußte trinken, ob sie wollte oder nicht.
    »Ich … ich möchte Sie etwas fragen, Mister Kaven …«
    »Frag doch!«
    »Was hat Mrs. Moran in Nürnberg erlebt?«
    »In Nürnberg?«
    »Ja! In dem Telefongespräch mit Mister Gintzburger hat der gesagt, sie hätte diese Wahnsinnstat nach ihrem Erlebnis in Nürnberg begangen. Es war so still, ich hörte ihn reden … Verzeihen Sie … Was war in Nürnberg?«
    »Keine Ahnung!«
    »Aber Mister Gintzburger redete doch davon! Und Sie ja auch!«
    »Sie haben sich verhört, Carmen.«
    »Nein, gewiß nicht! Warum hat Mrs. Moran sich dann das Leben nehmen wollen?«
    »Keine Ahnung! Ich nehme mir selber bald das Leben! Das ist ja ein Irrenhaus hier! Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht, Carmen, so wahr mir Gott helfe!« sagte ich, goß schnell ein Glas voll, stürzte den Inhalt hinunter und dachte: Hoffentlich ersticke ich jetzt nicht an dieser verfluchten Lüge.

40
    19  Uhr 20.
    Ich stand im Smoking vor der Tür von Rods Appartement und klopfte.
    »Herein!«
    Da saß er an einem großen Schreibtisch seines Salons, in Hemdsärmeln, das Smokingjackett über der Stuhllehne, und schrieb. Um ihn auf dem Boden lag zerknülltes Papier.
    »Hey, Phil!«
    »Abend, Rod. Was machst du da?«
    »Was wohl? Schreibe den Nachruf.«
    »Nachruf?«
    »Auf Sylvia, Trottel. Der muß im Moment, in dem sie abgenippelt ist, raus.« Neben ihm stand ein Silbertablett mit einer Flasche Whisky, einem Eiskübelchen, Sodawasser und einem halbvollen Glas, das er nun ganz austrank und neu füllte. »Was hast du gemacht inzwischen?«
    »Ich war mit da Cava und den Leuten von unserer Liste zusammen. Sie werden alle eisern schweigen. Niemand hat bemerkt, was auf dem Gelände passiert ist. Niemand, Rod! Die haben fröhlich ihre Tanzszenen weitergedreht. Die Detektive wissen auch Bescheid.«
    »Na prima.«
    »Ich habe AP und UPI und AFP und dpa und noch ein paar Agenturen davon verständigt, daß Sylvias Double einen schweren Herzanfall bekommen hat und im Krankenhaus San Rufo liegt. Auch die Leute auf dem Gelände glauben das.«
    »Guter Junge.«
    »Was Neues von Sylvia?«
    »Noch nicht.«
    Es klopfte wieder.
    »Ja!« rief Bracken.
    In einem mauvefarbenen, schulterfreien Abendkleid, geschminkt exakt wie Sylvia, behängt mit Sylvias Schmuck, trat Carmen Cruzeiro ein. Schloß die Tür. Blieb verlegen stehen.
    Bracken hatte sich erhoben und pfiff durch die Zähne.
    »Mädchen …«, sagte er. »Mädchen …«
    »Sie haben doch gesagt, ich muß mich groß anziehen, wegen der Gala heute abend unten …«
    »Ich bin ja begeistert! Außer mir! Du bist phantastisch, Mädchen! Besser als die Moran. Viel besser!«
    »Aber ich komme um vor Angst … Wenn man mit mir redet … tanzen will … mich etwas fragt, das ich nicht weiß …«
    »Phil ist da, da Cava ist da, ich bin da. Detektive zur Not auch noch. Wir haben einen Tisch für uns. Phil hat inzwischen den Agenturen mitgeteilt, daß du im Krankenhaus liegst. Herzattacke. Du hast keine Verwandten – zum Glück. Alles in Butter, Honey. Keiner kommt an unsern Tisch ran. Nur Fotos sollen die Hunde machen, viele, viele Fotos! Sofort nach dem Essen gehen wir wieder rauf und trinken hier noch was …«
    »In ihren Kleidern … Ich trage ihre Kleider, ihre Wäsche, ihren Schmuck …« Carmen

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