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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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bebten. Sie brachte kein Wort heraus.
    »Courage!« sagte Bracken, immer weiter strahlend. »Du schaffst es! Gar keine Frage, daß du es schaffst!«
    »Rod hat recht, Carmen«, sagte ich.
    »Klar habe ich recht. Das ist deine Chance, denk immer daran! So eine kommt nie mehr!« Bracken tätschelte Carmens Wange. Sie sah stumm zu ihm auf. Sie konnte noch immer nicht reden. Da saß sie in dem prunkvollen Salon, die kleine Fremdsprachenkorrespondentin, gekleidet in Sylvias Hosenanzug, neben Sylvias Leopardenmantel, in Sylvias Schuhen (all das hatten wir teils vom Gelände, teils aus der Klinik, in der Sylvia lag, mitgenommen, beziehungsweise geholt). Ihr Blick, unstet, glitt von mir zu Bracken, wieder zurück, glitt über die rot-weißen Seidentapeten, die Bilder an den Wänden, den Marmorkamin, über Gold und Silber, edelste Möbel und Hölzer, den Sekretär beim Fenster, da war das Schlafzimmer, da das Badezimmer, da der Ankleideraum. Carmen brachte keinen Laut hervor.
    Bracken lachte. Er ging in den Ankleideraum, dessen Einbauschränke Spiegel trugen, öffnete sie alle. Kleider, Kleider, Pelze, Galaroben, Wäsche, Wäsche, Schuhe, Schuhe wurden sichtbar.
    Bracken öffnete einen Wandsafe (den Schlüssel hatten wir im Krankenhaus mitgenommen). Ein kleiner Teil des berühmten Schmucks blitzte auf. Carmen stammelte: »Nein … Bitte, nicht … Ich war noch nie in einem solchen Appartement … Ich werde Fehler machen … ganz bestimmt … Ich werde alles verraten …«
    Bracken kam zu ihr, setzte sich auf eine Lehne des Sessels, legte einen Arm um Carmens Schulter. Väterlich: »Unsinn. Ich bin doch immer bei dir! Jetzt geht es zu Außenaufnahmen. Drei Wochen. Kleiner Stab nur. Keine Komparsen. Wir nehmen Bauern aus der Gegend. Zuerst müssen wir in die Pyrenäen rauf. Da ist es sehr, sehr einsam. Von nun an wirst du vor den Kameras stehen und spielen – als Sylvia Moran !«
    »Aber … aber das kann ich doch nicht!«
    »Klar kannst du es! Na was denn? Wie oft haben Phil und ich uns darüber unterhalten, was Phil?«
    Das war alles eingespielt.
    »Und ob!« sagte ich.
    »Worüber haben Sie sich unterhalten?«
    »Wie phantastisch begabt du bist. Wir waren doch beim Ausleuchten, bei den Stellproben, beim Anspielen immer dabei.«
    »Wirklich?« Carmen wollte es glauben, konnte es nicht glauben.
    »Wirklich«, sagte ich und dachte: Wir haben dir zugesehen, ja, du armes Luder, und es hat uns den Magen umgedreht, wenn wir erleben mußten, wie unbegabt du bist. Verdammt! Verdammt! Verdammt! Ich muß da Cava einweihen und die Schauspieler und Techniker. Sie werden den Mund halten. Was denn? Für Geld? Für die Chance, diesen Film doch noch machen zu können, wenn Sylvia nun durch ein Wunder doch nicht stirbt? Und selbst wenn – Joe dreht das schon, verdammt! Und selbst wenn Sylvia stirbt. Joe Gintzburger, das alte Dreckschwein – ein Genie ist er eben doch! Begeistert ist er gewesen von meiner Idee. Gott sei Dank. Mir ist schon mehr als flau gewesen. Aber jetzt habe ich bei Joe wieder einen Stein im Brett. Jetzt kann ich jeden bedrohen und erpressen: Du tust, was ich dir sage, sonst machen SEVEN STARS nie wieder einen Film mit dir!
    Und währenddessen Bracken zu Carmen: »Du mußt einfach zum Film, Baby, du mußt!«
    »Ja, aber doch nicht als zweite Moran … als ihre Nachfolgerin … Wenn sie jetzt … O Gott …«
    »Was denn? Vielleicht überlebt sie’s? Egal! Natürlich nicht als ihre Nachfolgerin«, sagte Bracken. »Als selbständiger großer Star. Mit mir als Agenten, wenn du willst – es gibt keinen besseren, haha. Gut, nehmen wir das Schlimmste an. Sylvia stirbt. Wer weiß, vielleicht spielst du dann die Moran weiter … oder du spielst Sylvia in einem Film über das Leben der Moran! Die Sensation, Kindchen! Zucker. Einfach Zucker!«
    »Das kann ich nie!«
    »Natürlich kannst du es. Und nun stell dir die Sensation vor, Baby, wenn dieser Film rauskommt, ein Film, wie es ihn noch nie gab, weil seine Hauptdarstellerin während des Drehens starb und ihr Double für sie weiterspielte, und niemand merkt den Unterschied!«
    Und eifrig ich: »Den nöchte ich sehen, der da nicht ins Kino stürzt!«
    Und eifrig Bracken: »Die ganze Welt wird dich plötzlich kennen. Wird rätseln. Ist das noch Sylvia oder ist das schön Carmen? Und jetzt dreh mal die Sache um. Nehmen wir an, Sylvia kommt durch und kann weiterspielen. Dann haben sie drüben aber schon die Muster mit dir gesehen. Das sind keine Narren. Die werden

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