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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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aber …«
    »Nichts aber, Mister Kaven. Solange Sylvia von den Ärzten nicht für tot erklärt ist, wird weitergedreht. Unter allen Umständen … Haben Sie verstanden, Mister Kaven?«
    »Verstanden, ja … Es … draußen auf dem Gelände hat niemand etwas gemerkt … nicht einmal die Detektive, glaube ich … Die Leute arbeiten weiter …«
    »Was drehen Sie, Mister Kaven?«
    »Die Tanzszenen des Schlusses.«
    »Vermutlich hat Sylvia diese Wahnsinnstat nach ihrem Erlebnis in Nürnberg begangen.«
    »Wer hat Ihnen von Nürnberg erzählt?«
    »Bracken. Er rief gleich an. Warum haben Sie mich nicht gleich angerufen?«
    »Ich … weil … ich …«
    »Lassen wir das …« (Schniefen.) »… Wir reden später darüber. Seien Sie versichert, Mister Kaven, wenn Sylvia durchkommt, reden wir ganz bestimmt darüber.«
    »Joe, ich bin auch nur ein …«
    »Wenn Sylvia stirbt, muß die ABA-Versicherung zahlen, das wissen Sie, Mister Kaven?«
    »Ja, Joe.«
    »Wer war es, der nach allem, was wir mit Sylvia erlebt haben, noch auf der Selbstmordklausel bestanden hat, Mister Kaven? Wer hat diese ganz und gar ungewöhnliche Klausel durchgekämpft, Mister Kaven? Wer hat erreicht – gegen eine irre Prämie, was noch nie dagewesen ist –, daß eine Versicherung bei Selbstmord eines Hauptdarstellers zahlt?«
    »Sie, Joe! Sie. Sie waren das …«
    »Ja. Ich war das. Und wer war dagegen, weil das eine Unsumme gekostet hat? Wer hat da gemault und gesagt, das ist nicht notwendig, Mister Kaven?« Schniefen …
    »Ich war das, Joe … weil Rod Bracken … Es tut mir leid … Sie sind ein großer Mann, wahrhaftig, Joe, und …«
    »Leider umgeben von viel zu vielen Idioten. Nein, nein, die ABA muß nun zahlen, wenn Sylvia stirbt. Die fünfundzwanzig Millionen sind gerettet. Aber der Film! Was geschieht mit dem Film, wenn Sylvia … hinübergeht?«
    »Das … das weiß ich nicht, Joe …«
    »Wieviel haben Sie abgedreht? Können Sie mir wenigstens das in Prozenten sagen, Mister Kaven?«
    » Joe! Sylvia stirbt vielleicht in diesem Moment, und Sie …«
    »Wieviel Prozent sind abgedreht?«
    Carmen starrte mich unentwegt an. Mir glitt der Hörer aus der Hand. Ich hob ihn wieder ans Ohr.
    »Nehmen Sie sich gefälligst zusammen, Mister Kaven. Wieviel haben Sie abgedreht? Mehr als die Hälfte?«
    »Ja. Nein. Ja, natürlich!«
    »Also was? Wieviel? Wieviel Prozent?«
    »Vielleicht fünfundfünfzig, sechzig …«
    »Wieviel von Sylvia?«
    »Ich weiß nicht … wirklich nicht … Ich müßte das Material sehen … Das liegt in den Schneideräumen, oder es ist noch im Kopierwerk … Sie müssen das doch wissen!«
    »Ich frage aber Sie! Ich drehe nämlich noch andere Filme, wissen Sie, Mister Kaven?«
    »Viel von Sylvia natürlich … Wir haben doch mit den Szenen im Außenbau angefangen … Mit den Massenszenen … den Szenen im Palast … Die ganzen Sequenzen in den Bergen fehlen noch … alle Außenaufnahmen bei Zaragoza … Dienstag wollten wir in die Pyrenäen …«
    »Die Massenszenen, die Sie abgedreht haben – da ist Sylvia natürlich immer dabei?«
    »Natürlich … fast immer …«
    »Im Vordergrund …«
    »Klar …«
    »Gesicht zur Kamera …«
    »Natürlich …«
    »Dann können wir also die teuersten Szenen wegschmeißen, wenn Sylvia stirbt. Schön. Wirklich sehr schön.« Schniefen.
    »Passen Sie auf, Joe … Moment …« Ich sah Carmen an und sagte: »Warte bitte einen Moment draußen, ja?«
    Sie nickte und verließ den Raum.
    »Joe? … Joe? … Ich habe das Double rausgeschickt …«
    »Tatsächlich, Mister Kaven? Wie interessant.«
    »Nun hören Sie mir doch wenigstens einmal zu, Joe!«
    Joe Gintzburger hörte mir zu.

39
    17  Uhr 35, am selben Tag.
    Ich fuhr den Rolls zur Auffahrt beim Eingang des CASTELLANA HILTON empor. Bracken war Sylvia beim Aussteigen behilflich. Ein Wagenmeister brachte den Rolls in die Garage, nachdem auch ich ausgestiegen war. Alle Angestellten grüßten freundlich, lächelnd und betrugen sich so ungemein zuvorkommend wie immer – Sylvia wurde von ihnen allen verehrt und geliebt. Wir ließen uns die Schlüssel geben. Wir fuhren hinauf und gingen zuerst in Sylvias Appartement. Sylvia trug den grünen Hosenanzug und den Leopardenmantel. Sie warf den Mantel achtlos auf ein Tischchen im Salon.
    Bracken grinste sie an.
    »Was is’n los, Kleine?« fragte er. »Ist vielleicht nicht alles prima gegangen?«
    Carmen Cruzeiro setzte sich auf einen Sessel. Ihre Hände

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