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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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schauderte.
    »Na ja? Na und? Mußt du doch!« sagte Bracken. »Kapier doch endlich: Du bist die Moran! Von jetzt ab lebst du im HILTON. Phil nebenan. Ich auf der anderen Seite. Kann überhaupt nichts passieren, Sweetie …« Er trat zu ihr und schnupperte. »Sogar ihr Parfum hast du genommen!«
    »Sie haben doch gesagt, ich soll es nehmen!«
    »Ich bin ja auch entzückt!« Bracken umarmte Carmen und drückte seine Lippen auf die ihren. Der Kuß dauerte, er wurde Carmen unangenehm. Das war kein Freundschaftskuß mehr, kein Freundschaftskuß, nein …
    »Lassen Sie … mich … los!« Sie stieß ihn zurück.
    »Hör mal, du kleines Aas, wenn du glaubst …«, begann das Kind der Bronx, da klopfte es.
    »Ja!« brüllte Bracken.
    Nichts rührte sich.
    »Ja doch!«
    Nichts.
    Bracken ging zur Tür und riß sie auf. Draußen stand ein Page, höchstens sechzehn Jahre alt. Pagen ist es in guten Hotels verboten, Zimmer zu betreten. Der Junge trug ein Silbertablett, darauf lag ein Umschlag.
    »Ich bitte um Verzeihung, Señor Bracken. Fernschreiben für Señor Kaven. Aber er ist nicht in seinem Appartement. Da habe ich gedacht, er ist vielleicht hier, Verzeihung . Oh, guten Abend, Señor Kaven!«
    Ich kam heran.
    Der Page hielt mir einen Kugelschreiber hin.
    Ich sah ihn erstaunt an.
    »Was soll das?«
    »Bitte, bestätigen Sie den Empfang, Señor Kaven.«
    »Was soll ich machen?«
    »Den Empfang bestätigen.«
    »Was ist das für ein Blödsinn? Ich habe noch nie ein Fernschreiben schriftlich bestätigt.«
    »Dieses müssen Sie bestätigen, Señor Kaven. Ich darf es Ihnen sonst nicht geben.«
    »Sagt wer?«
    »Die Zentrale. Sie hat eigens Anweisung in einem zweiten Fernschreiben bekommen. Sie werden alles verstehen, wenn Sie dieses Fernschreiben hier gelesen haben. Darin wird eine Bestätigung gefordert. Bitte, Señor Kaven, ich kann doch nichts dafür.«
    »Natürlich nicht.«
    Ich strich dem Jungen über das Haar. Unterschrieb. Kramte in meiner Hosentasche, fand etwas Geld.
    »Gracias, Señor, muchas gracias!« Erleichtert verschwand der Page.
    Ich ging in den Salon zurück, öffnete das Kuvert, zog das Fernschreiben heraus und setzte mich an Brackens Schreibtisch, auf dem die zahlreichen Versuche eines Nachrufes für Sylvia lagen. Bracken trat hinter mich und las mit. Ich bemerkte es zuerst gar nicht.
seven stars hollywood 9 + 10 + 0950 uhr von joe gintzburger
an: philip kaven hiltonhotel madrid

ralph lorder vicepresident seven stars fuer europa und mittleren osten trifft mit twa 10 + 10 + abends in madrid ein + arbeit darf nicht unterbrochen werden wegen paragraph XVIII/3 aba-versicherung falls nicht fall zero eintritt + lorder hat alle vollmachten moeglichkeiten unseres telefongespraechs zu realisieren + unbedingt muessen sie bis zu lorders eintreffen mit da cava saemtliches bisher geschossene material pruefen und feststellen was davon zu verwenden ist falls zero eintritt oder schon eingetreten ist + vertreter von aba eintrifft 10 + 10 mit air france via paris + weisen sie hauptbuchhaltung an saemtliche unterlagen zur einsicht vorzubereiten + im falle zero sofort alle arbeit stoppen + wiederhole sofort alle arbeit stoppen + fliege in einer stunde nach new york + annabelle atkins broadwaystueck nur schwacher erfolg + atkins zu haben gegen konventionalstrafe ab 1 november falls zero eintritt + sie arbeiten wie besprochen bis auf widerruf + seven stars erklaeren vorsorglich dass sie syran productions fuer zero-fall regresspflichtig machen werden + ihre empfangsbestaetigung dieses fs gilt vor gericht als beweis des erhalts + gintzburger + ende ++ ende +++
    Ich starrte das Fernschreiben an.
    »Dieses Schwein«, sagte Bracken hinter mir. »› Gruß Gintzburger‹ war ihm auch schon zuviel!«
    Das Telefon läutete wieder.
    Bracken meldete sich. Ich legte mein Ohr an den Hörer und vernahm folgendes:
    »Hier ist Doktor Molendero, Mister Bracken.«
    »Ja, Doc. Und, Doc?«
    »Die Patientin ist vor fünf Minuten zum ersten Mal klar geworden.«
    »Na, wunderbar!«
    »So wunderbar ist das nicht«, antwortete die Stimme des Arztes. »Viele werden vor dem Ende noch einmal klar. Die Patientin hat nach einem Priester verlangt.«

41
    I ch kann nicht mehr.
    Diesen Satz finde ich in meinem Tagebuch – ich muß es wieder einmal, da die Ereignisse sich derart drängten und überstürzten, zu Hilfe nehmen, mein Herr Richter – unter dem Datum des 27. Oktober 1972. Es war ein Montag. Ich sagte diesen Satz zu Ruth, nachdem ich

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