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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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revanchieren! Jetzt werdet ihr etwas erleben!«
    »Carmen … Carmen … Bitte hör mich doch wenigstens an! Du sagst, die Arbeit bei SPANEX ist eine Hölle für dich. Wegen der ekelhaften Weiber. Mir hast du einmal erzählt, daß es immer dein Traum gewesen ist, ein eigenes Schreib- und Übersetzungsbüro zu haben – du beherrscht doch so viele Sprachen – und für dich selbst zu arbeiten, für dich!«
    Sie sah mich irritiert an.
    »Du weißt, ich habe kein Geld. Nicht genug jedenfalls. Bei weitem nicht. Hast du eine Ahnung, was in Madrid eine große Wohnung – und die würde ich dann brauchen – kostet? Wie viele Neubauten leerstehen, weil die Preise unerschwinglich sind, wie viele Menschen ohne Wohnung es deshalb gibt?«
    »Weiß ich alles«, sagte ich und sah eine Chance, eine winzige Chance, das erste, punktförmige Licht am Ende des Tunnels. »Carmen, ein Vorschlag – und diesmal werde ich dich nicht hereinlegen wie Bracken: SEVEN STARS bezahlen dir, was du brauchst, um ein solches Büro einzurichten. Die Wohnung zu kaufen. Die Schreibmaschinen. Die Kopiergeräte. Die Recorder. Was weiß ich. Du kannst dir Personal nehmen, wenn du willst, du kannst tun, zu was du Lust hast – wenn du jetzt schweigst.«
    »Und das soll ich glauben?«
    Ich nahm ein auf Papier von SEVEN STARS getipptes Schreiben aus der Tasche. Unterschrieben hatte ich es – ausdrücklich stellvertretend für Joe. Darin wurde all dies Carmen in Aussicht gestellt, was ich eben erwähnt habe. Voraussetzung: Sie schwieg über ihre Erlebnisse. Die Summe, die sie brauchte, konnte sie bestimmen. Was wir brauchten, war nur ihre Unterschrift, mit der sie sich zum Schweigen verpflichtete. Sie las sehr langsam. Meine Unterschrift hatte ich auf Original und Kopien gesetzt. Es dauerte entsetzlich lange, bis Carmen sagte: »Gut.«
    »Siehst du! Wir wollen doch nur auch dein …«
    »Ja, ja. Hunderttausend Dollar.«
    »Was?«
    »Laß es bleiben.«
    »Nein! Wenn du meinst, du brauchst so viel …«
    »Ich brauche so viel«, sagte Carmen.
    »Gut. Schön. Es freut mich, daß wir dir helfen können …«
    »Ja. Man sieht es dir an. Das Geld bekomme ich bar. Keinen Scheck!«
    »So viel habe ich aber nicht bar …«
    »Dann fliegst du nach Nürnberg und besorgst es – nachdem deine Bosse einverstanden sind, wird das ganz leicht sein –, und kommst noch einmal her und gibst es mir, und ich unterschreibe diese Erklärung.«
    »Du hast kein Vertrauen zu mir, was?«
    »Wieso?«
    »Ich sage dir, du kriegst das Geld. Du könntest gleich unterschreiben.«
    »Ach so. Nein! Natürlich habe ich kein Vertrauen zu dir! Zu niemandem mehr. Flieg rauf und komm zurück mit dem Geld, dann kriegst du die Unterschrift«, sagte Carmen. Sie sah mich lächelnd an, stand auf, gab mir einen Kuß und sagte: »So, und jetzt sind wir wieder Freunde, ja?«
    »Ja …«
    »Wann geht deine Maschine?«
    »Die nächste in zwei Stunden.«
    »Ich bringe dich zum Flughafen.«
    »Das ist nicht nötig!«
    »Aber ich will es! Ich komme mit!«
    Sie kam mit. In der Halle des Flughafens war ein riesiges Transparent gespannt, ich las:
    LA MAS GRANDE ARTISTA DEL MUNDO
    EN SU PELICULA LA MAS GRANDE
    SYLVIA MORAN
    EN
    CIRCULO DE TIZA
    Diese Transparente hatte ich in ganz Madrid gesehen, desgleichen die festlich dekorierten zwei besten Kinos der Stadt, in welchen DER KREIDEKREIS bereits lief. Joe hatte recht: Das wurde wirklich das größte Filmgeschäft aller Zeiten …
    Unter dem Transparent in der Halle des Flughafens Barajas küßte mich Carmen und wünschte mir einen guten Flug.
    »Ich komme morgen wieder«, sagte ich ihr.
    Als ich in München aus der Maschine stieg, um in eine andere zu wechseln, die mich nach Nürnberg brachte, erblickte ich den Hauptkommissar Wigbert Sondersen am Fuß der Gangway.
    »Hallo! Das ist aber eine Überraschung! Wie kommen Sie denn hierher?« Sondersens Gesicht war eingefallen. Er sah krank aus. Er sagte langsam: »Um Sie zu verhaften, Herr Kaven.«
    »Was?«
    »Um Sie zu verhaften.« Er hielt mir ein Papier hin. »Hier ist der Haftbefehl.«
    »Haftbefehl – gegen mich?«
    »Ja, Herr Kaven.«
    »Aber weshalb? Sie haben mich doch eben erst laufenlassen müssen, weil ich mit dem Mord an Rettland nichts zu tun habe.«
    »Diesmal handelt es sich um etwas anderes, Herr Kaven.«
    »Um was?«
    »Um Anstiftung, wenn nicht zum Meineid, dann zur falschen Zeugenaussage, oder mindestens zum Versuch dazu.«
    »Ich verstehe nicht … Das ist doch

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