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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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kalt in Madrid, sehr kalt. Diese Stadt konnte einen Menschen allein mit ihrem Klima verrückt machen. Die Fußbodenheizung wärmte – aber zu schwach. Es zog. Carmen hatte einen elektrischen Heizofen eingeschaltet. Sie saß vor mir. Ich hatte meinen Mantel nicht abgelegt. Sie trug einen Morgenrock über dem Kleid. Ich versuchte, ihre Hand zu streicheln, aber sie wich zurück.
    »Rühr mich nicht an!«
    »Liebe Carmen, ich kann doch nichts dafür!«
    »Du kannst genausoviel dafür wie alle anderen! Weißt du, was für ein Leben ich jetzt führe? Im Büro bin ich jetzt natürlich ein Fressen für alle anderen Weiber! Geht nach Hollywood! Wird eine große Diva! Einen Dreck tut sie! Dasitzen und tippen tut sie wie eh und je! Hast du eine Ahnung, wie Weiber sein können!«
    »O doch.«
    »O nein! Jeden Morgen, wenn ich ins Büro fahre, fange ich in der Metro an zu heulen. Ich will nicht heulen. Ich schäme mich vor den Leuten. Aber ich muß weinen. So sehr fürchte ich mich vor jedem neuen Tag bei der SPANEX, vor den neuen Gemeinheiten, die diese Trampel sich wieder ausgedacht haben. Und jetzt kommst du, der du mich in diese Lage gebracht hast – widersprich nicht! –, für den ich alles getan habe, für dich und deine verfluchte Filmgesellschaft, und verlangst von mir, daß ich keinem Menschen jemals erzähle, was sich hier abgespielt hat mit dem Selbstmordversuch der Moran und mit dem Schwindel, daß ich statt ihrer aufgetreten bin!«
    »Carmen, sei vernünftig! Hab ein wenig Mitleid! Sylvia ist verhaftet worden! Ist in Untersuchungshaft! Wird wegen Mordes angeklagt werden!«
    »Weiß ich«, sagte Carmen. »Ich habe auch schon meine Ladung.«
    »Was für eine Ladung?«
    »Als Zeugin. Ich soll als Zeugin aussagen. Ist vor ein paar Tagen gekommen, der Brief von diesem Gericht. Nürnberg – nicht?«
    »Ja …«
    Mir war sehr mulmig.
    »Glaubst du es nicht? Warte, ich hole den Brief … er liegt …«
    »Ich glaube dir! Bleib hier! Ist ja auch ganz natürlich, daß du als Zeugin geladen wirst …« Das sind keine Idioten, da beim Untersuchungsrichter, dachte ich. Und hübsch schnell haben sie gearbeitet, Hut ab.
    »Carmen! Ich sagte doch schon: Sylvia wird wegen Mordes angeklagt werden. Sie riskiert lebenslänglich!«
    »Das freut mich zu hören«, sagte Carmen.
    »Das ist nicht wahr! Das freut dich nicht! Du bist nicht so, Carmen, ich kenne dich!«
    »Du kennst mich?« Sie lachte bitter. »Nichts kennst du von mir. Es ist wahr. Wahr, wahr!«
    »Carmen, ich bin gekommen, um dir einen Vorschlag zu machen …«
    »Falls der Vorschlag lautet, daß SEVEN STARS mich doch noch nach Hollywood kommen lassen, wenn ich nun nur nichts über all das erzähle, was passiert ist, dann kannst du gleich verschwinden! Ich habe eure schmutzigen Lügen das erste Mal geglaubt, ich Idiotenweib! Aber ein solches Idiotenweib gibt es nicht, das solche Lügen ein zweites Mal glaubt!«
    »Ich bin ja gar nicht gekommen, um dir eine Hollywood-Karriere zu versprechen«, sagte ich.
    Ich war – mit einer Linienmaschine – nach Madrid geflogen, nachdem mir Joe und seine Anwälte erklärt hatten, daß ich fliegen müsse. Wenn Carmen nun, aus verständlichen Rachegefühlen, dem Gericht erzählte, was damals in Madrid passiert war, geriet Sylvia in eine noch sehr viel ärgere Lage, denn damit wurde dann sofort die Frage fällig: Warum hat sie es getan? Und von da war es nur noch ein Gedankensprung zu Babs. Und Babs mußte unter allen Umständen – und wenn es Millionen kostete – aus dieser Sache herausgehalten werden, die Wahrheit über sie und Sylvias früheres Betragen durfte einfach nicht publik werden. Denn dann war das ganz große Geschäft kaputt.
    Wer sprach von Sylvias Schicksal? Wer von dem der kleinen Babs? Nur eines galt: Das Geschäft! Das Geschäft! Das Geschäft des Jahrhunderts! Sie hatten mich praktisch gezwungen, zu Carmen zu fliegen. Ich sah ja auch alles ein. Ich hatte meine Marschroute …
    »Ich bin ja gar nicht gekommen, um dir eine Hollywood-Karriere zu versprechen …«
    »Was heißt das?«
    »Was ich sage.«
    »Ich soll umsonst den Mund halten? Vielleicht aus Liebe zu Bracken, diesem Schwein?« Carmen lachte. »In euren Köpfen muß nicht mehr alles in Ordnung sein da oben in Nürnberg.«
    Ich grub die Fingernägel in die Handballen und benötigte alle Kraft, um ruhig zu bleiben.
    »Ich mache dir einen anderen Vorschlag!«
    »Was heißt hier anderer Vorschlag? Jetzt habe ich endlich Gelegenheit, mich zu

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