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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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ich habe dich immer gehaßt, Phil.«
    »Ich dich auch.«
    »Aber das … aber das ist vorbei …«
    »Scheiße ist es vorbei!«
    »Nein, wirklich! Ich schwöre es dir! Bei meinem Augenlicht! Ich habe nichts mehr gegen dich. Du … du bist eben so, wie du bist. Ich bin schlimmer als du …«
    »Das will ich meinen!«
    »Und ich bin wirklich verloren, wenn du mir jetzt nicht hilfst, wenn wir jetzt nicht zusammenhalten. Denn dann … dann ist es wirklich aus mit mir …«
    »Siehst du, es wirkt schon, you no-good cocksucker«, sagte ich. Jetzt hatte er sein Fett weg für all das, was ich von ihm eingesteckt hatte in all den Jahren. Und konnte sich nun nie mehr wehren, rächen, konnte nun nur noch eines: mir in den Arsch kriechen. Und das hatte er begriffen. Ich sah beglückt, wie er sich in einen mit goldgelbem Seidenbrokat überzogenen Sessel fallen ließ, der große Rod Bracken, berühmtester und erfolgreichster Agent der berühmtesten Schauspielerin der Welt, dereinst wie eine Ratte, eine Kellerratte gekrochen aus dem Schoß der Bronx, dort, wo sie am meisten stinkt, dort, wo sie am dreckigsten ist.
    »Dieses Monte«, sagte Rod und bewegte kraftlos die ausgestreckten Beine hin und her. »O, liebe Himmelsmutter … dieses Monte …«

29
    W as da gleich nach Sylvias Auftritt in Monte-Carlo passiert war, werde ich in Bälde berichten. Lassen Sie mich bitte, mein Herr Richter, zuerst erzählen, was in dieser Nacht sogleich mit Babs geschah, sonst verliere ich die Übersicht.
    Babs mußte also in ein Krankenhaus, das stand fest. Das große Problem war, sie dorthin so zu bringen, daß kein Reporter, daß möglichst überhaupt kein Außenstehender von der Erkrankung erfuhr. In einem Riesenhotel keine leichte Aufgabe, nicht wahr?
    Dieser Dr. Sigrand, der mich nicht leiden konnte, kam zu uns in den Salon und sagte zornig, er werde jetzt noch fünf Minuten warten und dann die Behörden verständigen, wenn ich es immer noch nicht fertiggebracht hätte, mit Bracken hinsichtlich des Transports eine Einigung zu erzielen. Er habe genug bis obenhin, sagte Dr. Sigrand. Das hatte ich auch, aber das sagte ich natürlich nicht. Ich sagte statt dessen: »Bitte, verstehen Sie doch: Selbstverständlich muß Babs sofort in Ihre Klinik. Aber das ist Babs Moran, Herr Doktor! Es darf nicht sein, daß jemand – durch Zufall – erfährt, welche Art von Krankheit sie hat.«
    »Warum darf das nicht sein?« fragte er böse, während ich Babs durch die offene Tür nebenan weinen hörte. »Würde es etwa den Geschäften der gnädigen Frau schaden?«
    »Ja«, sagte ich, »das täte es.« Nun hatte ich genug von diesem Sigrand. »Und jetzt hören Sie endlich auf, sonst passiert etwas! Ich erkläre Ihnen schon noch, warum es schaden würde. Nicht jetzt. Jetzt habe ich keine Zeit. Jetzt muß ich sehen, wie wir Babs hier aus dem Hotel bekommen. Sie werden die Möglichkeit finden, vor Ihrem ärztlichen Gewissen noch ein paar Minuten zu verantworten.«
    Ich mußte das mit einem solchen Gesichtsausdruck gesagt haben, daß er verblüfft war. Weiter haßerfüllt. Aber verblüfft. Er hielt den Mund, als ich zur Tür ging.
    »Ich komme mit«, sagte Bracken.
    »Du bleibst da«, sagte ich.
    »Jawohl, Phil«, sagte Bracken. »Ganz wie du meinst, Phil. Natürlich, wenn du es für besser hältst, bleibe ich da.«
    So kriegt man ein Großmaul wie Bracken klein, sehen Sie, mein Herr Richter.
    Ich fuhr in die Hotelhalle hinunter. Fünf Frauen mit Staubsaugern, Schrubbern und Putzlappen arbeiteten da. Ich ging nach vorn, zum Portiersdesk.
    Kein Mensch zu sehen.
    »Monsieur Lucien!«
    Keine Antwort.
    Lauter: »Monsieur Lucien!«
    Neben der breiten Mahagoniwand mit den Schlüsselhaken und den Schlitzen für die Post gab es eine Tür. Sie führte, das wußte ich, in den privaten Aufenthaltsraum der Nachtportiers. Klar schlief da mal einer ein paar Stündchen, während der andere wachte.
    Die Tür war angelehnt. Der alte Lucien sah heraus, er hatte meine Stimme gehört. Ich hörte auch eine Stimme, nein, mehrere Stimmen!
    »Monsieur Kaven …« Lucien hatte seine Krawatte heruntergezerrt, den Kragenknopf geöffnet, sein bleiches Gesicht zeigte rote Flecken. »Ist etwas geschehen?«
    »Das frage ich Sie!« Immer die aufgeregten Stimmen hinter der Tür. »Was ist los?«
    »Das ist gerade … Was kann ich für Sie tun, Monsieur Kaven?«
    »Darf ich mal rein?«
    »Aber gewiß, Monsieur.«
    Also trat ich in den kleinen Ruheraum der Nachtportiers. Couch,

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