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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Stimme. Und da weißt du von nichts?«
    »Natürlich nicht!«
    »Und was du auf den Bändern sagst?«
    »Was? Was sage ich ? Sylvia hat damals einen schrecklichen Zusammenbruch gehabt. Nerven! Wer wirft den ersten Stein? Eine Frau, die so Ungeheueres leistet! Einmal gehen ihr eben die Nerven durch!«
    »Du hast ihr recht gegeben, als sie über die Kretins tobte!«
    »Mit keinem Wort«, sagte ich. Das wußte ich genau. Ich hatte schon damals, in der Garderobe von TMC, gewußt, daß ich ihr da mit keinem Wort recht geben durfte. Woher gewußt? Muß ein sechster Sinn gewesen sein, mein Herr Richter. »Ich habe sie nur zu beruhigen versucht.«
    »Mit Cognac und einer Ohrfeige!«
    »Richtig. Um sie aus ihrer Hysterie zu bringen. Ich habe wie ein Arzt gehandelt. Auch wie ein Psychiater. Weg von den Kindern! Nur von der Publicity gesprochen. Alles, um sie zu beruhigen. Alles aus Liebe.«
    »Aus Liebe! Du Sauhund!«
    »Beweise das Gegenteil«, sagte ich.
    »Ich kann beweisen, daß du mit mir noch einmal in Monte-Carlo warst! Bei Frédéric! Frédéric ist ein Zeuge!«
    »Wann?« fragte ich.
    »Was wann?« fragte Rod.
    »Wann war ich noch einmal mit dir in Monte-Carlo bei Frédéric?«
    »Dezember 1969.«
    »Eben«, sagte ich.
    »Eben was?« fragte er.
    »Die Gala war im Juli 1969. Also fast ein halbes Jahr vorher. Und als ich Frédéric anrief, war es Ende Oktober. Weil ihr nämlich da zu mir gekommen seid, Sylvia und du, vollkommen verzweifelt, und mich angefleht habt, euch zu helfen. Weil da schon das erste und das zweite und das dritte Päckchen gekommen waren.«
    »Du warst doch dabei, als das erste kam! Und alle anderen!«
    »Beweise es mir«, sagte ich. »Du kannst es nicht beweisen. Sylvia auch nicht. Schließlich waren die Päckchen an sie adressiert. Nichts zu machen. Ihr seid im Oktober gekommen und habt mir erzählt, was da passiert ist und immer weiter passiert, weil ihr nicht mehr aus noch ein gewußt habt. Und weil ihr gehofft habt, Frédéric kann helfen. Darum habt ihr mich, seinen Freund, gebeten, ihn anzurufen. Darum bin ich dann, im Dezember, mit dir nach Monte-Carlo geflogen.« Ich verzog den Mund. »Nur aus Liebe zu Sylvia. Um ihr zu helfen. Damals, als ihr mich eingeweiht habt, war ich entsetzt, absolut entsetzt, als ihr mir sagtet, wie lange Sylvia schon bezahlt, das heißt: wie lange du schon mit ihrem Geld bezahlst! Du hast immer das Geld überwiesen, oder? Ich niemals! Immer du! Das kann man nachprüfen! Dann, als ihr endlich mit mir geredet habt, war es natürlich zu spät. Du hast immer weiter zahlen müssen. Du. Nicht ich. Ich hätte euch sofort gezwungen, die Polizei zu verständigen. Darum habt ihr mir wohl auch so lange nichts erzählt. Nur als ihr nicht mehr weitergewußt habt, da habt ihr einfach mit mir reden müssen. Da habe ich, um ein Letztes zu versuchen, Frédéric angerufen. Bis dahin hatte ich mit der Sache überhaupt nichts zu tun, habe ich überhaupt nichts von ihr gewußt!«
    »Du Hund«, sagte er. Aber er mußte was trinken. Jetzt war er erst richtig fertig.
    »Du bist eine tragische Figur, weißt du das, Rod?« sagte ich. »Und warum bist du eine tragische Figur? Weil du keine Wahl hast. Von jetzt an wirst du mich achten und ehren, wie die Bibel es von den Kindern verlangt, daß sie Vater und Mutter ehren, du Arschloch. Noch ein einziges dreckiges Wort, noch ein einziger schiefer Blick, und es ist aus. Eine tragische Figur bist du. Wie Othello.«
    »Du Klugscheißer«, sagte er.
    »Weißt natürlich nicht, wer das war.«
    »Klar weiß ich’s.«
    »Dann sag’s!«
    Er schwieg und trank.
    »Klar weißt du’s nicht«, sagte ich. »Othello hat zum Schluß alles verloren, was seinem Leben Sinn gab. Und weil er dieses Leben nicht weiter ertragen konnte, hat er sich erstochen. Daran mußt du jetzt denken. In diesem Sinne. Braucht ja kein Dolch zu sein, Gift geht auch. Schlafmittel oder zum Fenster raus. Wie du’s am liebsten hast, du Schwein, das eine einzige Chance hat, eine allerletzte.«
    »Nämlich welche?« fragte er schwach.
    Ich hörte, wie dieser Dr. Sigrand nach mir rief.
    »Sofort, Herr Doktor!« sagte ich über die Schulter. Eine Tür fiel zu. Rod und ich hatten sehr leise gesprochen. Ich sagte, sehr leise: »Nämlich die, daß ich dir jetzt helfe, es so zu drehen, daß keine Seele etwas von Babs und von der Meningitis erfährt.«
    »Vielleicht ist es gar keine«, sagte er.
    »Schön. Wenn du meinst. Warten wir’s ab.«
    »Nein«, sagte er. »Nein, bitte nicht. Ich …

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