Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
Vom Netzwerk:
verstehen Sie, mein Herr Richter.) »Man wird mir niemals etwas anmerken, das schwöre ich bei der Heiligen Jungfrau. Und wenn ich noch so leide.«
    »Ja, ja. Und wie ging dann das aus mit diesen Drecksreportern?«
    »Mister Bracken kam von der Post zurück und ging in 419. Dort fand er den schlafenden Herrn Doktor Wolken. Er weckte ihn. Sie suchten mich – und trafen mich hier mit den drei Männern. Mister Bracken begriff sofort, was da los war. Die drei begriffen es auch – und rasten fort, Mister Bracken und Herr Doktor Wolken hinter ihnen her …«
    »Wissen Sie, von welcher Zeitung die drei sind?«
    »Nein, das haben sie mir nicht gesagt.«
    Oh …
    »Mister Bracken sagte, er muß sie noch im Hotel oder auf der Straße erwischen, jedenfalls bevor sie in ihre Redaktion kommen.«
    »Wann war das?«
    »Vor … vor einer Stunde vielleicht … ich weiß es nicht genau.«
    »Was haben Sie denn dann gemacht?«
    »Ich war so furchtbar aufgeregt, und ich habe solche Angst gehabt, da bin ich zurück in 419 und habe ferngesehen, diese Geiselgeschichte. Um mich abzulenken.«
    »Und dabei sind Sie eingeschlafen«, sagte ich. »Egal. Hauptsache, Bracken erwischt die drei. Hauptsache, Babs kommt durch.«
    Das hätte ich nicht sagen sollen. Das war ein schlimmer Fehler von mir, wie sich bald schon herausstellen sollte. Aber ich war so grauenhaft müde, mein Herr Richter, ich wußte schon kaum mehr, was ich sagte.
    »Wieso durch? Ist es so arg?«
    Und dann beging ich den zweiten Fehler, den noch schlimmeren.
    Ich erzählte Clarissa die Wahrheit, alles, was ich von Frau Dr. Reinhardt gehört hatte. Clarissa begann wieder zu weinen.
    »Hören Sie auf!«
    »Ich kann nicht aufhören!« schluchzte sie.
    »Gottverflucht noch einmal, Sie sollen aufhören!«
    »Nein … nein … Ich liebe doch Babs so sehr … Wenn ihr etwas zustößt … wenn sie … wenn sie … Und die Mutter liegt in der Klinik und weiß von nichts … und hat ihr Kind dann überhaupt nicht mehr sehen können, bevor es … bevor es …« Der Schallplattensprung-Tick. Sie brachte das Wort ›tot‹ nicht heraus. War mir auch lieber so. »Das ist nicht zu ertra …«
    Telefon.
    Clarissa konnte nicht rangehen, das war mir klar. Also ging ich ran.
    »Hallo.«
    »Monsieur Kaven?«
    »Ja.«
    »Hier ist der Portier. Es ist uns furchtbar unangenehm, aber es ging alles so sehr schnell, und hier ist so viel los, eine ganze amerikanische Reisegruppe …«
    »Was, was, was ging schnell?«
    »Da sind zwei Männer reingekommen und haben eine Telefonistin nach Ihrer Appartementnummer gefragt, und leider hat die sie ihnen gegeben.«
    »Und?«
    »Und die Männer sind von der Zentrale weggegangen, wir wissen nicht, wohin. Möglicherweise sind sie unterwegs zu Ihnen. Falls Sie es wünschen, werde ich sofort alles Personal und die Polizei alarmieren, damit …«
    »Nix.«
    »Bitte?«
    »Sie rufen die Polizei nicht an!« Das fehlte noch. »Sie alarmieren auch niemanden! Ich weiß schon, wer diese beiden Männer sind. Ich warte bereits auf sie.«
    Ich legte auf und sagte zu Clarissa: »Los! Los! Schnell jetzt! In Ihr Zimmer! Aber diesmal sperren Sie sich ein! Und öffnen nur, wenn Sie eine von unseren Stimmen hören. Ist das klar?«
    »Ja, aber warum … Was ist denn jetzt …«
    Ich zog sie hinter mir her schon aus dem Salon.
    Tür auf.
    Ich warf Clarissa beinahe auf den Gang hinaus. Er war leer. Noch war er leer.
    »Los!« zischte ich. »Rennen Sie!«
    Sie rannte. Gleich darauf war sie in ihrem Zimmer verschwunden. Ich hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloß drehte.

40
    N a ja, also den ersten von den beiden schlug ich zu Boden, sobald er nach meinem »Herein!« das Vorzimmer von 419 betreten hatte. Es war der Kleinere, er hielt eine Kamera in der Hand, eine weitere hing ihm an einem Riemen um den Hals. Dieser Kleinere hatte eine arge Hasenscharte, durch die seine Oberlippe gespalten war. Mit dem zweiten hatte ich dann meine Mühe. Ich trat hinter ihm die Tür zu und schlug, über Hasenscharte hinweg, nach dem zweiten und traf ihn am Kinn. Aber er schüttelte sich nur wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt, und sprang mich an. Ich fiel rückwärts, in den Salon hinein, und er gab mir ein paar ordentliche ins Buffet, und dann war ich wieder an der Reihe, und er bekam sein Fett und stürzte, aber er bekam anscheinend nicht genug. Schon stand er wieder auf, hob einen Fuß und wollte mir in die Garnitur treten. Doch ich rollte blitzschnell zur Seite und kam auch

Weitere Kostenlose Bücher