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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Monsieur … Sie waren schon bei Madame?«
    »Ja, liebe Schwester Hélène.«
    »Es geht ihr heute so viel besser!«
    »Ja, ich bin sehr glücklich.«
    »Auch ich bin es, Monsieur. Madame hatte heute schon Besuch.«
    »Ich weiß. Liebe Schwester, würden Sie wohl die Freundlichkeit haben, mich mit Professor Delamare zu verbinden?«
    »Ist etwas geschehen?«
    »Aber nein! Ich möchte ihm nur etwas mitteilen. Vertraulich mitteilen, verstehen Sie?«
    »Gewiß«, sagte Hélène. »Der Herr Professor ist schon zu Haus. Ganz am Ende des Ganges steht eine öffentliche Telefonzelle. Ich gebe Ihnen die Nummer des Herrn Professors. Sie können selber wählen.«
    Ich rief Delamare an. Lange hatte ich mir überlegt, ob ich es tun sollte, und war zu dem Ergebnis gekommen, daß ich es tun mußte. Ich sagte Delamare natürlich nichts von Sylvias Haßausbruch damals in Monte-Carlo, nichts von meinen vielen Sorgen, ich sagte ihm nur, daß Babs an einer Meningo-Encephalitis erkrankt war und im Hôpital Sainte-Bernadette lag, und daß der Mutter dies durch ein exaltiertes Kindermädchen zur Kenntnis gekommen sei.
    »Madame war natürlich sehr aufgeregt«, sagte ich, in der Telefonzelle stehend. »Sie wollte unbedingt zu ihrer Tochter.«
    »Das ist in ihrem Zustand absolut unmöglich!« rief er.
    »Eben. Ich habe sie auch beruhigt. Ich kümmere mich um Babs und informiere Madame laufend.«
    »Außerordentlich vernünftig von Ihnen, Monsieur.«
    »Ich möchte nun aber darum bitten, Herr Professor, zu veranlassen, daß man besonders auf Madame achtet … Angst und Unruhe können wiederkommen … Gewiß gibt es Mittel, die Patientin in einem solchen Fall zu beruhigen …«
    »Gewiß. Sedierende Medikamente. Die neuesten und besten. Sobald Sie eingehängt haben, rufe ich die Klinik an und gebe der Schwester meine Weisungen.«
    »Danke, Herr Professor.«
    »Es tut mir leid für Sie. Sie haben nun soviel um die Ohren. Nun mußte auch noch das Kind erkranken. Empfangen Sie mein aufrichtiges Mitgefühl, Monsieur.«
    »Danke, Herr Professor.«

46
    V errückt«, sagte Suzy. »Total verrückt, das bist du.«
    Sie saß in so einem schockfarbengelben Plastik-Ding in ihrem verrückten Wohnzimmer und trug einen schwarzen, durchsichtigen Hausmantel und nichts darunter. So hatte sie mich empfangen vor einer halben Stunde – strahlend und glücklich. Jetzt strahlte sie nicht mehr, jetzt war sie nicht mehr glücklich. Jetzt war sie aufgeregt.
    Suzy rauchte. Sie rauchte fast ununterbrochen, seit ich hier war. Sie trank auch – Calvados. Ich saß ihr gegenüber in einem dieser schockfarbenroten Plastik-Dinger (wissen Sie, mein Herr Richter, sie sehen aus wie Luftpolster mit Lehnen, in denen man im Meer schaukeln kann, nur sind sie viel größer und stehen auf dem Boden), und zwischen uns gab es so einen Plastik-Tisch in einem schockfarbenen Grün, oval, dick, abgerundet, er sah aus wie ein gigantischer Babybel-Käse, ich sagte schon, Suzys ganze Wohnung war so eingerichtet. Mit Stereoanlagen und Posters und Plastik-Möbeln. Sogar die Teppiche waren aus irgendeiner Art von besonderem Plastik; das alles mußte ein Heidengeld gekostet haben. Es war modern-gemütlich bei Suzy – wenn auch nicht gerade in dieser Nacht. Mittlerweile war es fast 24 Uhr geworden.
    Mein Herr Richter, was hätte ich tun sollen? Nachdem Suzy mich fast sofort bei Erscheinen vergewaltigt hatte, war sie mit Fragen über mich hergefallen: Warum kam ich zu ihr? Waren irgendwelche Kerle hinter mir her? Hatte ich etwas ausgefressen? In jäher Furcht: »Hast du einen Flic umgelegt?«
    »Es hat überhaupt nichts mit Polizei zu tun!«
    Der Schreck war wiederum Begeisterung gewichen. »Dann ist alles gut! Da hast du zu mir kommen müssen, egal, was los ist! Nur wenn du einen Flic umgelegt hättest, hätte ich dir nicht helfen können. Da kann dir keiner mehr helfen. Aber so …«
    »So kannst du?«
    Stolz sagte sie: »Und ob. Was glaubst du, wen ich alles von der Polente kenne. Nicht die armen, kleinen Flics! Die Chefs! Die obersten! Denen habe ich so oft einen Gefallen getan, die tun auch mir jeden Gefallen. Wenn eine Wohnung nicht untersucht wird, dann meine. Wenn sie nach einem Kerl fahnden, dann nicht bei mir. Jedenfalls nicht gleich. Erst zuletzt. Das haben sie mir versprochen. Inzwischen hast du alle Zeit von der Welt, abzuhauen! Ich kann dir auch falsche Papiere verschaffen und einen geklauten Wagen, der umfrisiert ist und …«
    Verstehen Sie, warum ich Suzy die Wahrheit

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