Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
es, als würden sie miteinander verschmelzen. Zwischen ihnen war kein Millimeter Luft .
Am liebsten hätte er sie auf die Anrichte gehoben, ihre Schenkel auseinandergedrückt und sie genommen. Hier, jetzt gleich!
Er legte den Arm um sie, lieà seine Hände hinunter zu ihrem Po gleiten. Er spreizte die Finger und umfasste ihre Pobacken. Sie drückte sich an ihn.
Da hörte er die Limo auf den Boden schwappen.
âHoppla!â Er zuckte zurück.
âNein!â, rief Nora.
Ihre Hände zitterten und noch mehr Cola schwappte über den Rand des Glases. Sie standen sich dicht gegenüber und Nora starrte ihn an, nicht etwa die Pfütze auf dem Boden.
Mit einem Schlag wurde sich Nick seines Zustands bewusst, und wenn er nichts unternahm, würde sie es auch bemerken. Er musste etwas tun, damit sie die Beule in seiner Jeans nicht bemerkte.
Küchenpapier. Er sah sich um, riss ein Stück von der Rolle ab, die an einem der Oberschränke hing, und bückte sich, um die Cola aufzuwischen.
Er war beinahe erleichtert. Oder nein, nicht beinahe. Er war erleichtert, und wie! Was, wenn es jetzt passiert wäre? Gleich hier, auf der Anrichte? Er hätte sicher nicht länger als zwei Minuten ausgehalten! Und falls jemand gekommen wäre! Ihm wurde ganz zitterig.
Er lieà sich Zeit beim Aufwischen. Er kniete vor ihr, das Gesicht in Hüfthöhe, und traute sich nicht, den Blick zu heben
Er hatte das Gefühl, irgendwas sagen zu müssen. Mach einen Witz und Schwamm drüber. Aber ihm fiel nichts ein. Stattdessen nahm er das Papier, erhob sich und lachte gekünstelt.
âWar gar nicht vielâ, sagte er.
Sie stellte die Gläser auf der Anrichte ab und zeigte ihm, wo der Mülleimer war.
4
Vilde lag auf ihrem Bett. Sie hatte die Knie an die Brust gezogen und hielt sie fest umschlungen. Sie versuchte, an nichts zu denken. Ein paar Minuten â oder waren es Stunden? â hatte sie die schlimmsten Gedanken auf Abstand gehalten. Die Gedanken, die ihr sagten, wie sinnlos alles war.
Aber das war anstrengend. Sie musste kämpfen, um die Tür zu dem Albtraum, zur Wirklichkeit verschlossen zu halten.
âVilde? Vilde! Open the door!â
Vilde hob den Kopf. Sie sah, dass jemand leicht an der Türklinke rüttelte. Es war Charlene.
Vilde zögerte. Sie hatte eigentlich keine Lust auf Gesellschaft , aber Charlene hatte ihr bisher immer helfen können, wenn die Welt nur mies und grau ausgesehen hatte. Sie wusste, wann es Zeit zum Reden war und wann sie besser die Klappe hielt.
âNeinâ, sagte Vilde halbherzig. âGeh weg.â
âCome on.â Der Dielenboden quietschte. âOpen up, will you?â
âIch will meine Ruhe haben.â
âJust wanna talk to you.â
âNo.â
âTwo minutes, Vilde. Give me two minutes.â
âJa, ja, ja.â
Vilde setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Ihr Körper gehorchte nur mit Mühe. Alle Muskeln taten weh und ihr war gleichzeitig kalt und heiÃ. Als hätte sie Fieber.
Sie stolperte zur Tür und schloss auf. Augenblicklich kam Charlene herein. Mit besorgtem Blick sah sie Vilde an.
âHey.â
âJa.â Vilde räusperte sich. âHi.â
Charlene war Anfang zwanzig, Vilde wusste nicht, wie alt genau. Sie war groà und schlank und blond und hatte einen IQ, mit dem sie es ohne Probleme mit jedem Hochbegabten aufgenommen hätte. Es war ein Rätsel, warum sie eigentlich als Au-Pair-Mädchen nach Norwegen gekommen war. Und warum sie in all der Zeit kaum ein Wort Norwegisch gelernt hatte.
âHow are you, honey?â Charlene streckte die Hand aus und strich Vilde über die Wange. âYou sure youâre ok?â
âJa.â
Vilde ging zurück zum Bett und setzte sich auf die Kante. Sie beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf die Knie und das Kinn in die Hände.
âWas ist?â, fragte sie.
âIf you want to talk â¦â Charlene blieb in der Mitte des Raums stehen.
Sie machte keine Anstalten, Vilde noch einmal zu berühren.
Sie weià es, dachte Vilde. Sie fasst mich nicht mehr an, weil sie weiÃ, wie ich bin und was ich denke .
âJust wanted you to knowâ, sagte Charlene. âIâm here, if you need someone. I mean, to be with you, we donât have to talk or anything.â
âJa.â Vilde schaute auf ihre Zehen. âSchön.
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