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Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3

Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3

Titel: Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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weinte. Er bemerkte es erst, als er nichts mehr sah. Seine Augen waren voller Tränen und die Welt verschwand hinter einem Schleier. Er blinzelte und wischte sich mit dem Rücken des rechten Zeigefingers über die Augen. Seine Wangen waren nass. Auch dort wischte er die Tränen weg.
    Wow. Das war heftig. Er hustete, um den Hals frei zu kriegen. Plötzlich erschien ihm der kleine Laden heiß und stickig. Das T-Shirt klebte an seinem Rücken. Mit der freien Hand fasste er nach dem Aufschlag seines grauen verschlissenen Jacketts und fächelte sich Luft zu.
    Da kam Leben in den dicken Mann hinter dem Tresen. Bestimmt versuchten die Leute häufig, Sachen unter der Jacke zu verstecken. Er schaute von seiner Zeitung auf, die vor ihm auf dem Tresen ausgebreitet lag.
    â€žKann ich dir irgendwie helfen?“
    â€žNein, nein“, sagte Nick. „Ich guck mich nur mal um.“
    â€žDie Preise stehen drauf “, sagte der Mann. „In Büchern und Zeitschriften mit Bleistift auf der ersten Seite.“
    â€žOkay“, sagte Nick. „Danke.“
    Seine Hand hing kraft los herunter.
    â€žWas hast du denn da?“, fragte der Mann.
    â€žKarten.“ Nick hob die Hand. Seine Finger waren taub, und er hatte Angst, dass ihm die Karten runterfallen würden. Es waren mindestens fünfunddreißig oder vierzig. „So alte Sammelkarten.“
    â€žAh.“ Der Mann schien enttäuscht, dass Nick weder ein Dieb war noch etwas Teures kaufen wollte, sondern bloß alte Fußballkarten anguckte. „Für zwanzig kannst du sie haben.“
    Nick antwortete nicht.
    Der Mann wandte sich wieder seiner Zeitung zu.
    Nick betrachtete die Karten und blätterte sie mit dem Daumen durch. Es waren genau die gleichen Karten, die er früher gesammelt hatte. Ein paar Glitzerkarten waren auch dabei, sie hatten einen silbern schimmernden Rand. Die Karten waren in gutem Zustand. Ihr Besitzer hatte sie anständig behandelt. Sie waren fast wie neu. Vielleicht hatten sie in einem Sammelalbum gesteckt.
    Nnnn … nnnn.
    Irgendwo in seinem Inneren entstand der Laut. Dann erreichte er den Kopf, verdrängte alles andere und begann zu rotieren. Nick schloss die Augen, plötzlich bekam er kaum noch Luft .
    Nicht dran denken. Lass es nicht an dich ran. Leg die Karten weg und geh!
    Aber er konnte sich nicht rühren. Ihm war schwindelig. Er musste sich am Regal neben ihm festhalten. Er schwankte und ein paar alte Comic-Hefte flatterten zu Boden. Der Mann hinter dem Tresen starrte ihn wieder an.
    â€žIst irgendwas? Bist du krank?“
    â€žNein, nein.“
    Nick erkannte seine eigene Stimme nicht wieder, so rau war sie.
    Nnnn … nnnn …
    Es rotierte und rotierte in ihm.
    Auf einem altmodischen Plattenspieler links vom Tresen hatte der Mann Musik aufgelegt. Echtes Vinyl. Ein Beatles-Klassiker, und John Lennons klare, kräftige Stimme sang: And now my life has changed in oh so many ways …
    Nick lachte kurz auf. Es war ein überraschtes und resigniertes Lachen, während hinter seinen Augenlidern die Tränen brannten. Es war so lange her. So verdammt lange her! Und trotzdem tat es immer noch weh.
    â€žDu bist doch wohl nicht stoned? Dann will ich dich nicht hier drin haben!“
    â€žNein“, flüsterte Nick. „Mir ist nur ein bisschen … heiß.“
    â€žVielleicht gehst du besser raus. Wenn du nichts kaufen willst.“
    â€žJa.“
    â€žWillst du die Karten haben?“
    â€žNein.“
    â€žAha, nicht.“ Der Mann verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, streng auszusehen. Sein Hängebauch sprengte fast das Hemd. „Dann gehst du besser.“
    â€žJa“, flüsterte Nick.
    Aber er blieb stehen, er zitterte und merkte, wie ihm der Schweiß die Brust hinunterlief. In ihm und um ihn herum löste sich die Welt auf, und er traute sich nicht, auch nur einen Schritt zu machen, denn er wusste, er würde fallen. Und er sah wieder den Schatten vor sich, erschreckend deutlich, nach all den Jahren.
    Und die ganze Zeit dröhnte es in seinem Kopf.
    Nnnn … nnnn ….

4
    Er legt das Album auf den Küchenboden. Es soll in Sicherheit sein, falls irgendwas Schlimmes passiert. Dann steckt er den Kopf durch die Türöffnung und zieht ihn sofort wieder zurück.
    Außer dem Holz des Türrahmens hat er nichts sehen können. Also muss er es noch mal wagen, vielleicht kann er erkennen, ob sich auf dem

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