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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Auto sagte Lily kein Wort.
    «Ist alles okay zwischen dir und Dad, Mum?»
    «Wieso fragst du?»
    «Weil ihr euch beide aufführt wie die Irren.»
    «Nein», antwortete sie. «Es ist nicht alles okay.»
    «Also, was auch immer zwischen euch los ist, ich glaube, er hat vor, es heute Abend wiedergutzumachen», sagte Scott.
    «Wie kommst du darauf?»
    «Er hat mir fünfzig Euro gegeben. Ich soll ins Kino gehen, und Daisy übernachtet bei Tess.»
    «Ach so», sagte Lily, teils froh, dass sie endlich Raum haben würden, um zu reden, und teils voller Panik wegen dem, was gesagt werden musste. «Soll ich dich dann gleich bei Josh absetzen?»
    «Ja. Und, Mum?»
    «Ja?»
    «Wie geht es deiner Freundin?»
    «Es geht ihr gut», sagte Lily und lächelte. «Sie ist ganz schön launisch, und das bedeutet, sie ist wieder sie selbst.»
    «Da bin ich froh», sagte er.
    Vor Joshs Haus hielt sie an, und er stieg aus.
    «Viel Glück mit Dad», sagte er und lief zum Haus.
    Er hatte seine Eltern in den letzten Jahren oft genug streitend erlebt, und die Vermutung lag nahe, dass es diesmal ähnlich ausgehen würde. Erst sind sie beide wochenlang beleidigt, dann kommt heute Abend der große Knall, danach lenkt Mum ein, und nächstes Wochenende hat sie wieder irgendein neues hübsches Schmuckstück in ihrer Sammlung. Scott erwartete nicht, dass sich sein Leben in dieser Nacht verändern würde. Doch die größten Veränderungen kommen oftmals völlig unerwartet.
     
    Declan hatte sich direkt nach seiner OP mit dem Privatdetektiv getroffen. Der Typ wartete bereits in seinem Büro. Die Fotos von Clooney und Lily lagen auf dem Tisch. Declan öffnete die Mappe und erblickte seine Frau mit dem Kopf im Schoß eines anderen Mannes. Mit zusammengebissenen Zähnen blätterte er die Bilder durch. Die beiden lächelten sich an, umarmten sich, berührten einander, teilten sich etwas zu essen, tauschten verliebte Blicke. Declan saß hinter seinem Schreibtisch und sah in Farbe vor sich, wie Lily und Clooney sich verliebten.
    «Haben sie miteinander geschlafen?», fragte er in ruhigem, sachlichem Tonfall, der dem Mann, den er angeheuert hatte, suggerierte, dass ihm die Antwort im Grunde egal war.
    «Nicht, soweit ich weiß», antwortete der Typ. «Ihre Frau ist sehr beschäftigt. Die einzigen Momente, wo sie sich hinsetzt und kurz Luft holt, nimmt sie sich mit ihm.»
    «Ich habe Sie nicht danach gefragt, ob sie sich hinsetzt!»
    Er blätterte zurück zu dem Foto mit Lilys Kopf in Clooneys Schoß. Seine Hand lag auf ihren Haaren.
    Declan stellte einen Scheck aus und entließ den Mann. Der Detektiv ging. Declan saß in seinem Arbeitszimmer, schluckte schwer und bekämpfte mit aller Macht den Drang, aufzuspringen und das Büro zu verwüsten. Er atmete kontrolliert ein und aus und konzentrierte sich darauf, ruhig zu bleiben, doch er konnte seine Emotionen nicht in Schach halten. Das Blut schoss ihm in den Kopf, die Ohren brannten, und sein Puls raste. Er hatte das Gefühl, in Flammen zu stehen. Vollgepumpt mit Adrenalin, hatte er das übermächtige Bedürfnis, sich zu prügeln. Er stand auf und warf den Schreibtisch um. Der Bildschirm ging zu Bruch. Er nahm den Stuhl, schleuderte ihn gegen die Wand und zerschlug dabei das Diplom mit seinem Doktortitel. Er kickte den PC quer durchs Zimmer, und als schon alles in Trümmern lag, trat er ein Loch in die Tür. Dann sammelte er die Fotos ein und ging. Er blieb lediglich stehen, um seine verdatterte, zu Tode erschrockene Sekretärin in beherrschtem Tonfall zu bitten, sich darum zu kümmern, dass jemand den Saustall wieder aufräumte.
     
    Lily kehrte um kurz nach acht Uhr heim. Das Haus war dunkel. Declans Auto stand in der Auffahrt. Sie rief nach ihm, doch sie bekam keine Antwort. Sie zog den Mantel aus und hängte ihn auf, knipste das Licht an und lief die Treppe hinauf ins Schlafzimmer, duschte, zog sich eine bequeme Hose und einen weichen Wollpullover an und ging wieder hinunter. Sie dachte, dass Declan irgendwo saß und schmollte, im Wohnzimmer oder in seinem Arbeitszimmer vielleicht, doch auch dort war alles dunkel. Die Küche war leer. Sie fragte sich, ob er womöglich die Nachbarschaft durchkämmte, um irgendwelchen undankbaren Nachbarinnen ihre Dienste anzubieten, oder ob er joggen war. In der letzten Zeit war er sehr viel gelaufen. Es war ihr egal, sie wollte nur, dass es vorbei war, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie ein Gespräch beginnen sollte, das zum Ende ihrer Ehe führen würde. Ich kann

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