Niemand kennt mich so wie du
wie früher, als sie Kinder gewesen waren. Er nahm ihr die Gabel aus der Hand, belud sie mit einer winzigen Portion Rührei und fütterte sie. Sie schluckte runter, und er lächelte.
«Es wartet eine Badewanne auf dich, aber ehe du dich wäschst, müssen wir uns darüber unterhalten, ob du Anzeige erstatten willst oder nicht.»
Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. «Er ist der Vater meiner Kinder», sagte sie.
«Und er hat dich letzte Nacht brutal vergewaltigt.»
«Ich kann nicht.»
«Du weißt, dass ich dich zu nichts zwingen würde, was du nicht willst, Lily, aber du solltest es trotzdem melden.»
Sie weinte wieder. Dicke, stumme Tränen liefen und liefen, brannten rote Spuren in ihr wundes Gesicht, krochen den Hals hinab und tränkten den Kragen ihres Nachthemdes. Clooney stand auf und nahm sie in den Arm.
«Es tut mir leid», sagte sie.
«Das muss es nicht. Es gibt nichts, was dir leidtun sollte.»
«Ich kann nicht», sagte sie.
«Okay, okay.»
Dann fragte er sie, ob es in Ordnung wäre, ein paar Fotos von ihrem Gesicht zu machen. Sie willigte ein. Er führte sie ins Bad, und als sie sich ausziehen wollte, ließ er sie allein, ging ein paar Sachen von Eve holen, betrat das Badezimmer mit dem Rücken zuerst und legte ihr die Sachen auf den Hocker neben der Wanne.
«Wir gehen dir was Passendes kaufen, wenn es dir ein bisschen besser geht», sagte er.
Er nahm das Nachthemd und ging damit hinaus. In der Küche betrachtete er das Blut und die Spermaspuren, faltete das Nachthemd sorgfältig zusammen, schlug es in Frischhaltefolie und steckte es in eine Tüte.
Als sie gebadet und sich Sachen angezogen hatte, die ihr viel zu lang und zu weit waren, bestand er darauf, dass sie ihre Schulter untersuchen ließ. Als sie schließlich zustimmte, rief Clooney Adam an, erklärte, was geschehen war, und bat ihn zu kommen. Adam kam direkt von zu Hause und war innerhalb von einer Stunde da. Er untersuchte ihre Schulter und das Gesicht. An ihren Unterleib ließ sie niemanden heran, und er beharrte nicht weiter darauf, unter der Bedingung, dass sie später einen Gynäkologen aufsuchte. Es war nicht sein Fachbereich, und sie hatte schon genug durchgemacht. Sie konnte kaum gehen und war in einem fürchterlichen Zustand. Ihr Anblick erschütterte ihn zutiefst. Er steckte sie ins Bett und gab ihr ein Schlafmittel.
«Du darfst nichts sagen», sagte sie, als er sich zum Gehen wandte.
«Es wird alles wieder gut», antwortete er und schloss die Tür.
Er gesellte sich zu Clooney in die Küche. Clooney schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein, und die beiden Männer saßen schweigend da und wussten weder, was sie tun, noch, was sie sagen sollten.
Nach einer Weile kratzte Adam sich am Kopf. «Wir sollten Anzeige erstatten», sagte er.
«Das können wir nicht.»
«Wir müssen sie dazu bringen, ihre Meinung zu ändern.»
«Ich habe das Nachthemd aufgehoben. Mit seinem Sperma und ihrem Blut drauf.»
«Himmel!», sagte Adam. «Ich habe immer gewusst, dass Declan ein Arschloch ist, aber das ist eine ganz andere Nummer.»
Die beiden verfielen erneut in Schweigen und hingen ihren Gewaltphantasien nach, in denen sie das böse Ungeheuer töteten und die holde Maid erretteten, doch das Unglück war bereits geschehen, und ihnen waren völlig die Hände gebunden, solange Lily nicht einwilligte. Selbst wenn einer von ihnen beiden der Typ dazu gewesen wäre, Declan in seinem Hause oder im Krankenhaus zu stellen und ihn zu verprügeln oder mit dem Baseballschläger zu bearbeiten, bis er selbst eingeliefert werden musste, wem wäre damit geholfen? Es würde Lily nur noch mehr Schmerz bereiten und ihre Kinder unnötig quälen. Wenn sie beide etwas behaupteten und Lily die Geschichte nicht bestätigte, würde Declan sofort auf Verleumdung klagen, und ihnen war klar, dass Lily trotz des Beweisstücks, das Clooney gerettet hatte, niemals Anzeige erstatten würde. Sie hatte es selbst gesagt: Declan war der Vater ihrer Kinder, und sie würde niemals zulassen, dass die beiden erfuhren, zu was für einem abstoßenden, abscheulichen Akt ihr Vater fähig war. Das würde sie ihnen nicht antun. Clooney und Adam waren zwei anständige Männer, die nicht das Zeug dazu hatten, so tief im Dreck zu wühlen, dass Declan es tatsächlich mit der Angst zu tun bekäme. Sie fühlten sich hilflos und waren frustriert. Lily hatte Clooney von den Fotos erzählt, und das hieß, Declan könnte wegen Untreue gegen sie vorgehen, falls es nötig sein würde.
«Aber ihr
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