Niemand kennt mich so wie du
einfach nicht mehr . Außerdem hatte sie Angst, dass er sie gegen die Wand schleudern oder, noch schlimmer, sich selbst von der Klippe stürzen würde. In der Vergangenheit hatte er sie schon bei vielen Gelegenheiten mit dieser Drohung manipuliert, mal dezent und mal weniger dezent. Ohne dich muss ich sterben. Ich schwöre bei Gott, Lily, wenn du jetzt zur Tür rausgehst, schneide ich mir die Pulsadern auf. Sie würde ihn bitten zu gehen, und er würde ausflippen. Er würde toben und schreien, heulen und wüten und danach vielleicht flehen und betteln und drohen, doch sie würde standhaft bleiben. Bitte geh einfach. Lass mir Luft zum Atmen. Lass mich. Ich bin so müde. Er würde fragen, was anders geworden wäre, und die Antwort darauf wäre: «Nichts», und genau das war das Problem. Doch das war natürlich gelogen. Alles war anders. Sie hatte ihre beste Freundin wieder, sie hatte erkannt, wie kurz das Leben war, und sie hatte sich in einen anderen Mann verliebt. Sie kam sich dumm und schlecht und falsch und selbstsüchtig vor, und eine Entscheidung allein für sich selbst zu treffen, fühlte sich so fremd an, dass sie sich nicht sicher war, ob sie es durchziehen konnte. Was tue ich, wenn er weint und bettelt und heult und mich anfleht? Kann ich ihn wirklich verlassen, obwohl ich weiß, was er durchgemacht hat? Was sage ich, wenn er die Kinder ins Spiel bringt? Was soll ich machen, wenn sie mich dafür hassen, dass ich unsere Familie zerstöre? Was, wenn er nein sagt? Gehe ich dann trotzdem? Bei wem bleiben die Kinder? Kommen sie mit mir? Können wir überhaupt irgendwohin? Nein. Er muss gehen. Das kann er sich weiß Gott leisten. Und wenn er zusammenbricht? Ich habe es so satt, mich von meinen Schuldgefühlen auffressen zu lassen und mich nur noch weit weg zu wünschen. Wieso kommt er nicht endlich nach Hause, damit wir es beenden können? Wo zum Teufel steckst du, Declan?
Als klar war, dass er nicht nach Hause kam, zog sie ihr Nachthemd an und ging ins Bett. Ich verstehe es nicht .
Sie hörte ihn nicht hereinkommen. Als sie aufwachte, hielt er ihr mit einer Hand Mund und Nase zu. Er war in ihr. Mit der zweiten Hand hielt er ihre Handgelenke über ihrem Kopf fest. Ihre Schulter gab ein seltsames Geräusch von sich, und Lily wurde vor Schmerzen schlecht. Es war irgendwann frühmorgens. Sie roch seine Alkoholfahne. Ihr Kopf knallte gegen das Kopfteil, ihr Hals war überstreckt, sie bekam keine Luft und hatte das Gefühl, ihr würden die Innereien herausgerissen. Sie versuchte zu schreien, doch es kamen nur erstickte Laute. Er war brutal und gewalttätig und befahl ihr, ihr dreckiges Maul zu halten. Sie rang nach Luft, und ehe es ihr gelang, ihm in die Finger zu beißen, die er auf ihre Lippen presste, dachte sie einen Moment lang, sie würde ersticken. Sie konnte kurz Luft schnappen, ehe er seine Hand wieder auf ihren Mund presste und so fest zudrückte, dass sie Angst hatte, er würde ihr die Nase und die Wangenknochen brechen. Er riss sie herum auf den Bauch und drückte sie fest ins Kissen. Sie fürchtete, endgültig zu ersticken. Dann spürte sie einen messerscharfen, stechenden Schmerz, der ihr den Anus zerriss.
«Na, gefällt dir das, du miese Hure?», rief er und drang wieder und wieder in sie ein, bis sie das Bewusstsein verlor.
Als sie erwachte, hatte sie einen tiefen, blutenden Riss in der Lippe und heftige Kopfschmerzen. Ihre Schulter war ausgerenkt, und ihr After war aufgerissen und blutete. Sie hörte ihn duschen und stand mühsam auf. Auf dem Bett lag aufgeschlagen eine Mappe. Überall verstreut waren Fotos von ihr und Clooney, redend, essend, lachend. Auf manchen waren Spermaspuren, andere waren mit ihrem Blut beschmiert. Ihr Ehemann würde nirgendwo hingehen. Es würde kein Gespräch geben und keine Verhandlungen. Wenn sie jetzt nicht verschwand, würde sie entweder in die Küche hinuntergehen, ihr schärfstes Messer holen und es ihm direkt ins Herz stoßen, oder sie würde noch mal vergewaltigt und misshandelt werden. Lily zog sich ein frisches Höschen an, legte eine Binde ein, um das Blut aufzusaugen, schlüpfte in ein paar Flip-Flops, verließ das Schlafzimmer und schlich die Treppe hinunter. Mit dem unversehrten Arm nahm sie den Mantel vom Garderobenhaken und legte ihn sich um die Schultern, um das blutige Nachthemd zu verbergen. Sie nahm ihre Handtasche, öffnete die Haustür und ging. Langsam und vorsichtig stieg sie in ihr Auto und fuhr zu Eves Wohnung. Sie kannte die Apartmentanlage, auch
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