Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
den modernen Haushalten zwei bis drei Angestellte, die für die verschiedenen Dinge verantwortlich sind. Die Hausfrau, na, die geht Tennis spielen, die reitet, die hat ihren Frauenclub, ihre Bridgeparty, ihren Fünfuhrtee, ihre Modenschau. Die amerikanische Frau versteht zu leben. Ihr Haushalt ist ein Musterbild an Sauberkeit. Die Küche ist ein Wunderwerk an Maschinen und elektrischen Apparaten. Sehen Sie, Fräulein Susanne – und nun kommen Sie nach Amerika mit dem deutschen System, alles im Haushalt selbst zu tun, und Sie finden alles fertig vor! Das wird Ihnen auf die Dauer recht langweilig werden, glaube ich.«
    Susanne Braun sah Professor Krausz groß an. »Für eine Frau ist im Hause doch immer Arbeit, Herr Professor«, meinte sie. »Und vorerst werde ich bei Ihnen arbeiten müssen, um überhaupt in die USA zu kommen.«
    »Formsache, Susanne«, lachte Professor Krausz. »Aber Sie schneiden das an, was ich Ihnen so gerade ins Gesicht nicht sagen wollte: Ich möchte Sie bitten – falls es Ihnen bei mir und in meinem Laden gefällt – auch weiterhin für mich tätig zu sein. Daß Sie Studentin der Kunstgeschichte sind, ist ein Wink des Schicksals. Ich habe mich vergeblich bemüht, in den Staaten eine geeignete Kraft zu finden. Auch in Europa fand ich, daß die Bewerberinnen zu einseitig waren! Mit Ihnen möchte ich es schon versuchen. Wer heimlich über den Atlantik fährt, um seinen Liebsten zu finden, hat das nötige Zeug, um mit den täglich kommenden Schwindlern und Bilderfälschern fertig zu werden.«
    »Ist es so schlimm?« Susanne lächelte.
    »Manchmal schon!« Professor Krausz drohte ihr lachend mit dem Finger. »Mein Gott, wie soll ich Ihnen sonst anders sagen, daß ich Sie gerne in meinem Geschäft hätte. Ein alter Mann wie ich macht sich lächerlich, wenn er anfängt, Komplimente zu sagen.«
    Über die Brücke kam Johnny zu ihnen hinuntergelaufen. In der Hand hielt er einen Zettel. Grüßend trat er näher und überreichte Professor Krausz das Papier.
    »Ein Telegramm für Sie, Herr Professor«, sagte er. »Ich soll auf Antwort warten.«
    Professor Krausz warf einen Blick auf das Papier und nickte. »Aus Ohio«, sagte er zu Susanne. »Mein Sekretär fragt an, ob ich schon eine Assistentin habe. Mr. Bluet, der Agent, will mir eine verschaffen.« Und zu Johnny gewandt, sagte er: »Lassen Sie sofort #zurückkabeln: ›Assistentin schon engagiert stop Vermittlungsauftrag hat sich erledigt stop bringe die Dame mit stop Krausz‹.«
    Johnny grüßte, zwinkerte Susanne mit den Augen zu und wandte sich ab.
    »So, das hätten wir«, meinte der Professor zu Susanne, die glücklich neben ihm saß. »Und an Ihren Frank telegrafieren wir erst, wenn wir die Azoren hinter uns haben. Dann besteht wirklich keinerlei Gefahr mehr für Sie, an Land gesetzt zu werden. Ihr Bräutigam wird ja Augen machen, wenn er unser Telegramm dann bekommt!«
    »Und wie!« Susanne drückte dem alten Herrn dankbar die Hand und stand dann auf. »Ich gehe aber jetzt besser. In der Küche muß noch abgespült werden.«
    »Auf gar keinen Fall!« Professor Krausz hob die Hand. »Selbstverständlich sind Sie die Fahrt über mein Gast!«
    Susanne schüttelte den Kopf. »Bitte, nehmen Sie mir es nicht übel, Herr Professor. Aber ich bin nun einmal ein blinder Passagier, bis wir in New York sind. Als solcher habe ich dem Kapitän versprochen, mich auf dem Schiff nützlich zu machen.«
    »Aber das ist doch jetzt ganz anders geworden …«, unterbrach sie Professor Krausz. »Ich bezahle Ihre Überfahrt.«
    »Das ist nicht ganz ungefährlich für Sie. Ich möchte auf keinen Fall, daß Sie ernste Schwierigkeiten bekommen.« Susanne sah den alten Herrn bittend an. »Ich habe doch keinen Paß, keinen Ausreiseschein, kein Visum. Sie machen sich – nach dem Gesetz – mitschuldig, wenn Sie mich unterstützen. So aber bin ich immer der blinde Passagier, den man entdeckte und nicht wieder zurückschicken konnte. Das ist für alle Beteiligten gefahrlos.«
    »Wie Sie wollen, Fräulein Susanne«, meinte der Professor. »Auf jeden Fall aber sehe ich Sie jetzt nach Ihrem Dienst jeden Abend hier an Deck! Wir haben noch allerlei zu besprechen, und außerdem wollen wir schon auf dem Schiff meine Einkäufe aus Europa registrieren und die Preise festlegen. Das ist eine Heidenarbeit … später alles Ihr Aufgabengebiet!« Er nickte Susanne freundlich zu. »Und nun, gute Nacht, Sie tapferes Mädchen! Wer so wie Sie sein Glück selbst in die Hand nimmt, muß vom

Weitere Kostenlose Bücher