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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schicksal bevorzugt werden.«
    Jim, der Koch, hatte an diesem Abend eine stille Hilfe. Susanne spülte und trocknete ab, ohne auf die Witze Jims einzugehen, und auch Johnny und Pit, die Freiwache hatten und in der Kombüse hockten, konnten mit ihren lustigen Reden nicht ankommen.
    »Sie ist müde«, meinte Pit zu Jim und Johnny, als Susanne gerade im Magazin war. »Mach die Luken dicht, Jim, und laß das Mädel schlafen. Der Tag war anstrengend für sie! Und morgen setzen wir sie als Stewardeß im Deckdienst ein – da hat sie immer frische Luft, Sonne, Abwechslung und Spaß. Bei dir in der muffigen Bude kann das Mädchen ja eingehen …«
    Jim brummte etwas in den Bart und klapperte mit den Töpfen. Das alte Lied, dachte er wütend. Wenn man ein wenig Abwechslung hat, kommen die Kerle und verbauen einem die Aussicht. Da aber der Kapitän der gleichen Ansicht war wie Johnny und Pit, fügte er sich und warf Susanne nur einen heißen Blick zu, als sie die Küche verließ, um in ihre Koje zu gehen und in die schwankende Hängematte zu steigen.
    Sie zog die Jacke aus, nahm aus dem Tabakkasten eine kleine Zigarrenschachtel, in der sie ihre Haarröllchen verwahrte, drehte sich dann, in einen Taschenspiegel blickend, die Löckchen auf und band um den Kopf einen Voileschleier. Dann vertauschte sie die Bluse mit einem hellblauen Pullover, der eng anlag und ihre jugendliche Figur vorteilhaft betonte, band die Armbanduhr ab und befestigte sie über ihrem Kopf an den Leinen der Hängematte, zog eine dünne Decke über sich und rollte sich zusammen.
    Frank, dachte sie noch, Frank, wenn du mich so sehen könntest. Mit Röllchen im Haar, Pullover und Schuhen im Bett – du würdest lachen und sagen: Typisch Susanne! Mit dem Kopf durch die Wand! Oder du würdest gar nichts sagen und mich ganz lieb in deine Arme nehmen und mich küssen …, so lange küssen, bis ich eingeschlafen wäre …
    Schlafen. Ich will träumen von dir … Frank … von unserem Häuschen am Erie-See, von deinem Wagen und von unseren Kindern. Es muß herrlich sein, wenn im Garten so ein kleines Kerlchen sitzt, die dicken Ärmchen hebt und laut Mami oder Papi kräht! Dein Gesicht wird es haben, Frank. Es soll so stark und groß werden wie du. Ist es ein Junge, wird er Frank heißen, ist es ein Mädchen, nennen wir es Franziska. Dann habe ich dich immer um mich, auch wenn du einmal verreist bist. Ach, Frank, es wird so schön sein … so schön …
    Frank …
    Susanne Braun schlief. Das Meer wiegte sie sanft in den Traum, und das Rauschen der Wellen draußen vor den Bullaugen war wie eine feine, einschläfernde Melodie, die überirdische Hände wie auf einer großen Harfe spielten.
    Majestätisch zog das Schiff durch die Nacht. Die Positionslampen gingen im hellen Mondschein fast völlig unter. Silbern spiegelte der Atlantik.
    Kim Brake reichte Jens Vondel die Hand.
    »Mach's gut, Jens«, sagte er. »Um vier Uhr löst Johnny dich ab.«
    »Gute Nacht, Käpt'n!« Vondel grüßte und zog an seiner Pfeife.
    Schäumend zog die ›Giesela Russ‹ nach Westen.
    Amerika entgegen.

15
    Am frühen Morgen – Dr. Yenkins war noch im Morgenmantel und las gerade die neuesten Nachrichten in der Frühausgabe der Cleveland News – schellte das Telefon auf dem breiten Schreibtisch.
    Ein Brötchen kauend nahm Dr. Yenkins den Hörer ab und meldete sich. Der Sekretär von Professor Krausz war am Apparat.
    »Verehrter Mister Yenkins«, sagte er. »heute früh kam die Antwort von Bord der ›Giesela Russ‹, mit der sich der Herr Professor auf der Rückreise befindet. Die Nachricht, die ich Ihnen jetzt übermitteln muß, ist leider nicht sehr gut!«
    »Sie wollen mir wohl einen kleinen Schreck am Morgen versetzen«, sagte Yenkins und verzog sein Gesicht, was der andere nicht sah, aber an der Stimme hörte.
    »Das kann man wohl sagen. Der Herr Professor telegrafierte nämlich zurück, daß er eine Assistentin aus Europa mitbringt. Sie ist mit ihm an Bord der ›Giesela Russ‹. Da kann man leider nichts machen.«
    »Ich fürchte, da haben Sie leider recht.« Yenkins biß erneut in sein Brötchen. »Wenn ich das dem armen Frank Barron sage, verliert er den letzten Mut. Er ist sowieso schon reichlich verzweifelt. Was machen wir da bloß?«
    »Am besten warten wir, bis der Herr Professor zurückkommt.«
    »Das wird wohl das Beste sein.« Yenkins setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches. »Etwas anderes wird uns auch überhaupt nicht übrig bleiben! Jedenfalls danke ich Ihnen für

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