Niemand lebt von seinen Träumen
Ihre Hilfe und für die prompte Information.« Er legte auf und stützte das Kinn in die hohle rechte Hand, den Ellbogen auf seinen Knien abstützend.
Frank darf von diesem Telegramm vorerst nichts erfahren. Ich werde ihm sagen, daß Krausz ausweichend geantwortet hat und erst persönlich mit uns sprechen will, ehe er eine Auskunft gibt oder sich entscheidet. Aber auf jeden Fall will ich mit Terry McCray sprechen – sein Wort gilt in Washington recht viel. Er könnte vielleicht eine Ausnahmebestimmung für Susanne durchsetzen …
Nach einem erfrischenden Bad fuhr Dr. Yenkins hinaus zu den Ohio Steel-Werken und ließ sich bei Terry McCray melden. Er wurde sofort vorgelassen und ließ sich aufseufzend in einen der tiefen Sessel, die McCray vor seinem Schreibtisch gruppiert hatte, fallen.
McCray, ein großer, breiter Mitt-Sechziger, der sich vom kleinen Schlosser zum Chef der Ohio Steel Company emporgeboxt hatte und alles das besaß, was man von einem nüchternen Denker und einem eiskalten Geschäftsmann erwartete, außerdem aber auch mit der Seltenheit gesegnet war, ein Herz für andere Leute zu besitzen, nickte Dr. Yenkins zu und bot ihm eine Zigarre an.
»Kommen Sie, um den armen Barron in die Irrenanstalt abzuholen?« fragte er dann mit tiefer Stimme.
»Wieso?« Yenkins staunte ehrlich. »Was ist denn mit ihm?«
»Professor Krausz hat schon eine Assistentin.«
»Was? Frank weiß es schon?«
»Er hat eben in Professor Krausz' Geschäft angerufen!«
»Dann komme ich zu spät. Ich wollte nämlich mit Ihnen besprechen, wie dem armen Kerl und seiner tapferen Susanne zu helfen ist. Ein Visum wird sie ja wohl nie bekommen.«
McCray schüttelte den wuchtigen Kopf. »Da sehe ich auch schwarz. Im Moment jedenfalls.«
»Es geht vordringlich darum, das Mädchen erst einmal bis an unsere Küste zu bringen. Dann kann man ja immer noch den gerissenen Jack Crecco einschalten, der sie ins Land schleust. Es ist nur die Frage: Wie bekommen wir sie auch aufs Schiff und wie kann sie die Zollkontrollen passieren!«
»Als blinder Passagier!«
Dr. Yenkins winkte ab. »Bester Mr. McCray! Das ist doch wohl ein Scherz! Eine junge hübsche Dame im Kohlenbunker? Tagelang ohne Licht, immer in der Angst, entdeckt zu werden! Tagelang in einem Versteck kauernd, das von Gefahr umgeben ist. Das hält ja ein Mann kaum aus! Ausgeschlossen!«
»Aber anders geht es doch nicht!« McCray zog an seiner Zigarre und runzelte die Stirn. Er dachte nach. »Ich habe schon eine Möglichkeit erwogen, bester Yenkins. Wir schicken eine große Überseekiste nach Hamburg, lassen Sie dort von unserem Vertrauensmann mit Proviant auffüllen und stecken diese Susanne Braun hinein. Dann wird sie als Rohrstahl zurücktransportiert! Ganz gefahrlos!«
»Schön«, Yenkins nickte. »Aber wie wollen Sie Susanne Braun finden? Sie ist seit Tagen mit unbekanntem Ziel aus Köln verzogen!«
»Aber dann ist ja alles Reden von vorneherein umsonst«, meinte der logisch denkende McCray. »Wenn man von einem Menschen nicht weiß, wo er ist, kann man ihn auch nicht in die USA holen!«
Dr. Yenkins schaute den Stahlkönig verblüfft an, zog dann an seiner Zigarre, blickte auf seine Bügelfalten und lächelte.
»McCray, Sie sind klüger als wir alle zusammen. Natürlich haben Sie recht! Wer nicht da ist, kann nicht herübergeholt werden! Das ist ein gutes Argument. Warten wir also, bis Susanne Braun wieder auftaucht – bis sie vielleicht in Hamburg steht und uns schreibt: So, nun helft mir weiter. Dann kann Ihre komische Übersee-Stahl-Kiste noch immer in Aktion treten!«
Er erhob sich und drückte McCray die dicke Hand. »Das war ein guter Gedanke. Ich gehe jetzt gleich zu Frank Barron und versuche ihm das klarzumachen. Wird nicht so einfach sein. Ich persönlich glaube übrigens, daß uns Susanne irgendwie entgegenkommt. – Umsonst geht kein Mädchen auf große Fahrt und verheimlicht ihr Ziel so konsequent! Die hat etwas vor – passen Sie auf, McCray – diese Susanne Braun wird uns alle in Erstaunen versetzen. Es ist eigentlich ganz schön beschämend, daß wir Männer, die Krone der Schöpfung, wie wir uns so gerne nennen, nichts tun können und uns von einem Mädchen vielleicht zeigen lassen müssen, was Mut und Entschlußkraft ist!«
Er hob die Schultern und sah McCray resigniert an.
»Manchmal sind Frauen doch dem Mann überlegen, vor allem wenn das Herz die entscheidende Rolle spielt. Da sind wir arme Knaben, die mit dem Finger im Mund daneben stehen und
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