Niemand lebt von seinen Träumen
stehen und sah die beiden groß an, als erwache er aus einem Traum.
»Gehen wir, Frank«, sagte er mit müder Stimme. »Irgendwie bekommen wir deine Braut schon in die Staaten. Und wenn Crecco zu feig ist …«
»Halt's Maul!« schrie der Gangster aufgeregt. »Ich lasse mich nicht in sinnlose Unternehmen ein! Ich mache nur was sicher ist! Mein Hals ist mir lieber als eure Susanne.«
»Du hörst noch von uns, Crec«, meinte Dr. Yenkins und winkte Frank zu, der sich erhoben hatte. »Und jetzt führe uns aus deinem Rattenloch wieder heraus, alter Junge. Hätte nicht gedacht, daß du mich mal sitzen läßt …«
Beleidigt schob sich Crecco an den beiden Männern vorbei und übernahm die Führung durch das unübersichtliche Kellergewölbe. Am Ausgang des Lagerschuppens gab er ihnen die Hand und sah sich nach allen Seiten sichernd um.
»Wo kann ich euch erreichen, wenn mir etwas einfällt?« sagte er leise.
»Cleveland, 3 46 72.«
»Und in New York?«
»Idiot!« knurrte Dr. Yenkins. »Wie immer unter der Nummer meiner dortigen Kanzlei.«
»Ist gut, Gentlemen.« Jack Crecco schob die beiden Männer aus der Tür und schloß hinter sich ab. Dann tappte er durch den schwach erleuchteten Gang zurück und schaute an der Rückseite des Schuppens aus einem Fenster über das träge Hafenwasser.
»Sauerei«, sagte er wütend und spuckte hinab ins Wasser. »Der ganze Beruf macht manchmal keinen Spaß mehr …«
Dr. Yenkins stieg außerhalb der Gassen wieder in den Wagen, den sie sich geliehen hatten, und blieb dort sitzen, ohne den Motor einzuschalten. Er sah vor sich hin und schien wieder in Gedanken versunken zu sein.
»Du hast auch keine Hoffnung, was, Percy?« riß ihn Frank in die Wirklichkeit zurück. »Es wird so kommen, wie ich sagte. Susanne kommt in New York an, wird entdeckt, ins Gefängnis gesteckt und wieder abgeschoben! Und in Deutschland wird man sie wegen illegaler Auswanderung anklagen und noch einmal einsperren! Aber das sage ich dir gleich: Dann mache ich nicht mehr mit! Dann kann der ganze Laden hier zum Teufel gehen. Ich fahre zurück nach Deutschland und verzichte auf den Oberingenieur bei der Ohio Steel Company! Susanne ist mir wichtiger als dieser Posten.«
»Nun red keinen Blödsinn«, fuhr ihn Dr. Yenkins barsch an. »Du bleibst in Cleveland, und deine Susanne kommt ins Land. Wie, das werden wir schon sehen! Und wenn man deine Braut wirklich einsperrt, dann wird sie Crecco eben dort herausholen! Das kann er auch! Laß das Mädchen erst einmal am vierzehnten in den Hafen von New York schlingern. Das andere machen wir dann …«
Frank Barron glaubte nicht an diese Worte. Seine Enttäuschung war riesengroß. Selbst Crecco, der mit allen Wassern gewaschen war, wußte keinen Weg. Wie konnte dann Dr. Yenkins etwas erreichen? Die Paragraphen waren eben doch stärker. In Amerika wie auch in Deutschland. Darin waren sich beide Länder gleich. Und der Mensch, der zwischen diesen Paragraphen saß, wurde zermahlen, und seine Schreie hörte man nicht; sie gingen unter im Schnaufen der Beamtenmaschinerie.
Bedrückt flogen sie noch am selben Abend zurück nach Cleveland. Vor dem Apartmenthaus setzte Dr. Yenkins Frank Barron ab.
»Du kommst nicht mit rauf, Percy?« fragte Frank, als er sah, daß Yenkins sitzen blieb.
Der Rechtsanwalt schüttelte den Kopf.
»Nein. Entschuldige bitte. Aber ich will noch die verrücktesten Mittel ausschöpfen, die es gibt, um ans Ziel zu kommen. Ich habe noch etwas vor, und erst wenn meine letzte Idee versagt, stehen wir wirklich am Ende unserer Kunst und müssen die Entscheidung dem Zufall überlassen.«
»Das habe ich bereits«, sagte Frank geknickt.
»Siehst du.« Dr. Yenkins klopfte ihm auf die Schulter. »Darum gehst du jetzt schön ins Bett und ruhst dich aus. Du brauchst Kraft, mein Bester! Vielleicht müssen wir diese Nacht noch nach Akron. Und da heißt es wach sein!«
»Ich verstehe dich nicht«, sagte Frank erstaunt.
»Später, mein Lieber, später … Vielleicht geht es ganz schnell und ich hole dich bald aus dem Bett! Ich hupe dreimal vor deinem Fenster, dann ist alles in Ordnung, und du kommst sofort herunter.«
Frank sah Dr. Yenkins noch einen Moment überrascht nach, als dieser seinen Wagen startete und sehr schnell davonfuhr. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf und fuhr mit dem Fahrstuhl zu seiner Wohnung hinauf.
Mißmutig saß Frank eine Weile unschlüssig auf seiner Couch. Er konnte nicht schlafen, das fühlte er. Dazu trieb ihn die Unruhe zu
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