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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sehr. Plötzlich hatte er eine Idee. Er griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer von Jeff Rider, einem Arbeitskollegen von der Ohio Steel Company, mit dem er sich im Laufe der Zeit etwas angefreundet hatte.
    Dieser Jeff Rider war wie er ein ausgezeichneter Ingenieur und in der Firma bekannt wegen seines seltenen und interessanten Hobbys. Er war Amateurfunker und besaß eine Funkanlage, um die ihn manche Profis beneideten.
    Als Jeff sich meldete, war Frank zunächst etwas verlegen.
    »Entschuldige, wenn ich so spät noch anrufe. Ich habe eine ganz dringende Bitte. Ich brauche deine Hilfe als Funker.«
    »Nanu, wem willst du denn zu so später Stunde noch eine Nachricht übermitteln? Etwa dem KGB in Moskau? Mit dem stehe ich sowieso ständig in Verbindung«, alberte Jeff durchs Telefon.
    »Ehrlich, Jeff, mir ist nicht zum Scherzen zumute«, sagte Frank.
    »Schon gut, schon gut«, beschwichtigte Jeff. »Klar helfe ich dir. Setz dich ins Auto und komm her. Wir werden dann sehen, was ich für dich tun kann.«
    »Ich danke dir, Jeff«, erwiderte Frank. »Weißt du, es handelt sich nämlich um meine Braut. Ich habe dir ja schon erzählt, was es für Schwierigkeiten gibt. Und jetzt hat sich …«
    Jeff unterbrach seinen Freund: »Nun red nicht so lange und komm schon. Ich warte auf dich. Alles andere kannst du mir später erzählen. Bis gleich.«
    Frank legte auf, zog seinen Mantel an und verließ eiligst die Wohnung. Vor dem Haus winkte er sich ein Taxi heran und traf schon zwanzig Minuten später vor dem Apartmenthaus, in dem Jeff Rider wohnte, ein.
    Jeff erwartete ihn bereits.
    »Um was geht es denn? Trink erst mal in Ruhe einen Whisky. Du bist ja ganz aus dem Häuschen«, wollte Jeff beschwichtigen.
    »Nein, danke. Sei nicht böse, aber mir ist die Sache so furchtbar wichtig. Außerdem eilt es. Du kannst doch mit deiner guten Anlage einen weiten Radius empfangen, nicht wahr?« fragte Frank hoffnungsvoll.
    »Kommt drauf an, wohin?«
    »Ich hätte gerne eine Verbindung mit einem Schiff auf hoher See.«
    »Schwimmt deine Susanne wohl schon auf dem Atlantik, was«, meinte Jeff neckend.
    »Ja.«
    »Donnerwetter.« Jeff war ehrlich erstaunt. »Ich denke, ihr habt keine Auswanderungsgenehmigung bekommen. Na, dann hat es ja doch geklappt. Gratuliere!«
    »Susanne hat kein Visum und keine Genehmigung. Sie ist illegal auf das Schiff gekommen und muß illegal hierher geschafft werden. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich muß Susanne erreichen. Ihr sagen, daß ich auf sie warte. Daß ich stolz auf sie bin, daß sie den Mut nicht verlieren soll, weil wir ihr helfen werden. Und daß ich sie liebe …«, fügte Frank leise als letztes hinzu.
    »Na, das sind ja tolle Geschichten, die ihr da macht.« Jeff schaute halb besorgt, halb belustigt auf Frank, der mühsam um Fassung rang. »Eure zarte Liebesgeschichte klingt mehr wie ein spannender Kriminalroman«, sagte Jeff kopfschüttelnd. »Aber ich versteh' schon, also komm mit. Wollen sehen, was ich erreichen kann. Meine Frequenzen gehen noch nicht allzu weit. Und gerade aufs offene Meer hinauszufunken, ist ein echtes Problem. Insbesondere, wenn man keine exakten Bestimmungsdaten hat.«
    Frank folgte Jeff in dessen selbsteingerichteten Funkraum.
    »Wie heißt das Schiff?« fragte Jeff und setzte sich den Kopfhörer auf.
    Frank fühlte, wie ihm der Schweiß vor Erregung ausbrach. Er lehnte sich gegen die Wand des kleinen Funkraumes und starrte auf die Hände, die die Sendetaste hielten.
    »›Giesela Russ‹«, stotterte er verwirrt. »Du weißt ja, Susanne Braun heißt sie …«
    Jeff nickte und rückte die Tasten.
    »Okay! Und wenn ich den Pott habe, sagst du mir, was ich rüberfunken soll. Aber nicht mehr als eine Minute. Wenn die ganze Sache so heiß ist, wie du geschildert hast, darf uns auf keinen Fall die Küstenwache anpeilen können. Sonst ist es aus mit deinem Baby.«
    Frank nickte. Er bebte vor Erregung. Wie gespannt schaute er auf die flinken Finger des Freundes, der den Äther abtastete und hinausrief: ›Giesela Russ – - – meldet euch – - – Schiff Giesela Russ – - – Kurs New York – - – meldet euch – - – Dringend! Schiff Giesela Russ – - – meldet euch – - -.‹
    Dann warf Jeff den Hebel auf Empfang und wartete …
    Nichts. Die Sekunden tropften wie feurige Steine auf Frank herab. Er rang die Hände und merkte, daß sie schweißnaß und klebrig waren.
    Der Hebel flog auf Senden.
    ›Giesela Russ – - – Kurs New York – - – meldet euch.

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