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Niemand

Niemand

Titel: Niemand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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zu.
    Rrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrumm
    Rrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrumm
    Rrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrumm.
    Rrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrumm
    Rrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrumm.
    Wie ein Schwarm Fische teilten sie sich und strömten an Lilly, Niemand und Nina vorbei, ohne ihnen Beachtung zu schenken.
    »Ihre Gesichter. Ich kann nichts erkennen«, flüsterte Nina.
    »Schhhhh«, machte Niemand.
    Obwohl Nina versuchte, alle Gesichter wahrzunehmen, die in Sekundenschnelle an ihr vorbeitrieben, entdeckte sie keinen Unterschied. Sie sahen alle gleich und wie Menschen aus. Lilly hatte sich unter Ninas Haaren verkrochen. Ihre Ohren summten, Nina wurde schwindelig, doch Niemand zog sie weiter, voran und gegen den Strom der schwarz gekleideten, menschenähnlichen Wesen.
    Sie schloss die Augen.
    »Sieh hin, es ist gleich vorbei, aber du darfst nicht wegsehen«, mahnte Niemand sie leise.
    Ihr Puls schlug schneller und sie spürte, wie ihre Knie dem Schwindelgefühl nachgeben wollten, sie riss die Augen auf und starrte den identisch aussehenden Gesichtern entgegen.
    Rrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrumm
    Rrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrumm
    Rrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrummrrrumm.
    Dann war es vorbei.
    Erschöpft ließ sich Nina zu Boden sinken. Lilly sprang von ihrer Schulter hinunter und schmiegte sich an Ninas Beine.
    Niemand berührte zaghaft ihr linkes Knie. »Es wird dir gleich besser gehen. Wenn du zum ersten Mal gegen den Strom schwimmst, ist es sehr anstrengend, aber mit der Zeit wirst du daraus deine Lehren ziehen.«
    »Miauzmau. Niemand hat recht. Nur so erlangst du deine Weisheit und sammelst Erfahrungen.«
    »Und warum sollte ich in ihre Gesichter sehen?«
    »Das wirst du gleich erfahren«, sagte Niemand.
    »Gleich?«
    »Komm hoch. Es geht wieder los. Nimm Lilly auf den Arm, gib mir deine Hand.«
    »Sie kommen«, mauzte Lilly und presste sich an Ninas Brust.
        

17.

    Lilly drückte sich verängstigt an Nina und fühlte sich wie eine Mini-Abrissbirne, frisch vom Baum gefallen. Welch erniedrigende Situation, Schutz bei einem Menschenkind suchen zu müssen. Doch sie genoss es auch, von Nina gekrault zu werden, und freute sich, nun einen Namen zu tragen – denn Namen besaßen nur wenige im Niemandsland. Ein Name war wie Luft und Sonne. Nun war sie keine ABK mehr, sondern eine Lilly und besaß die Berechtigung zu existieren. Das fühlte sich gut an. Außerdem mochte sie Ninas Geruch, doch wie süß und lieblich sie auch roch, den Gestank der Stromschwimmer überdeckte Nina damit nicht. Zu viele gab es davon. Lilly hasste diese Niemandsländer, die sich der langweiligen Übereinstimmung unterwarfen und in eine Richtung mitliefen.
    Auf den ersten Blick wirkten sie gleich. Schon bald würde auch Nina den Unterschied sehen, sonst gehörte sie zu ihnen und Lilly wollte nicht glauben, dass Nina sich den Speichelleckern, Schuhputzern, Arschkriechern oder Heuchlern anschloss. Sie schien auch kein Lakai, Duckmäuser und Schleimscheißer zu sein, denn sie zog keine fette Schleimspur hinter sich her. Wer ihnen folgte, war für immer verloren.
    Nein, Nina war anders!
    Bis Nina die wahren Gesichter erkannte, würden sie ihnen noch mehrfach begegnen. Miau, wie Lilly sie hasste! Sie hätten doch einen Umweg gehen sollen.
    »Los!«, kreischte sie. »Lauft! Damit wir vom Weg runterkommen!«
    Nina rannte, so schnell sie mit Lilly auf dem Arm konnte.
    »Oh nein«, rief Nina. »Da kommen sie schon wieder.«
    Zu dritt kämpften sie gegen die Stromschwimmer an. Als sie endlich den Weg verließen, sank Nina zu Boden, setzte Lilly ab und schloss die Augen.
    »Es tut mir leid, dass ich dich nicht davor gewarnt habe«, sagte Niemand und legte Nina den Arm um die Schulter.
    Auch Lilly konnte Niemand nicht sehen, aber sie nahm seine Aura wahr. Außerdem roch sie diesen Erdbeerduft, der zwischen den beiden hin und her waberte. Niedlich. Eine Nina und ein Niemand verliebten sich ineinander – ob das gut ging?
    Bisher hatte sie noch nie davon gehört. Nun, es war ja auch noch nie eine Nina ins Niemandsland gekommen – zumindest nicht, solange Lilly lebte.
    Lilly legte sich zwischen Nina und Niemand und döste schnurrend ein. Natürlich würde sie nie zugeben, dass ihr Schnurren durch Wohlbehagen erzeugt wurde. Sie beteuerte stets, sie schnurre nur, um den Feind zu warnen, ihr nicht zu nahe zu treten und sie nicht zu berühren. Ach,

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