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Niemand

Niemand

Titel: Niemand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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Bewohner mit Namen taufen kann, wenn es selbst getauft ist. Du bist doch getauft?«
    Nina nickte.
    »Dann fang an! Gib Niemand einen Namen, das hat er gewollt. Du darfst nicht warten! Ein Name ist Kraft, das ist wie ein Dasein! Damit wird sich alles verändern und Niemand Sonst seiner Macht beraubt, die er nur besitzt, weil der eigentliche Herrscher glaubt, ein Niemand zu sein. Aber das ist er nicht. Wir wissen das.« Lilly quetschte sich zwischen Ninas angewinkelte Beine auf ihren Schoß und sah sie mahnend an: »Du weißt es!«
    Nina schlug die Hände vors Gesicht und weinte.
    Diese Aufgabe schien ihr zu groß und sie verstand nicht, warum ausgerechnet sie dafür bestimmt sein sollte.
    »Liebchen«, Fräulein Klimpers schlanke Finger legten sich auf Ninas Knöchel, »hör auf zu weinen. Du hast drei Wünsche frei, mehr geht nicht. Und wenn du noch so viele Wimpern verlierst.« Nina wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »Wir sollten Nina helfen!«
    Petit nuckelte zufrieden an einem jüngst gewachsenen Daumenkeimling. Anton setzte sich neben Nina und lächelte selig.
    »Was haltet ihr von Oliver, Olaf, Otto, Odewald, Odemar, Ole, Odwig, Oberon, Orell, Olivia?« Anton nickte und fand seine Wahl treffend.
    »Olivia? So heißt doch keiner. Das klingt fürchterlich und bereitet mir Ohrenschmerzen.« Lilly fuhr sich mit einer Pfote über den Hinterkopf, als wollte sie die Worte vertreiben. »Wieso muss sein Name mit O beginnen?«
    »O Odondo. Das finde ich toll! O ist schön. Ich mag das O.«
    »Ah!«, antwortete Lilly und musterte den Rotsack.
    »Ich wäre für Stinkefuß«, warf Fräulein Klimper ein. Sie hatte sich den rechten Schuh ausgezogen und knetete ihre Zehen. »Stinkefuß ist super. Das passt.«
    »Du kannst Niemand doch nicht Stinkefuß nennen. Das geht nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »So heißt niemand«, antwortete Nina.
    »Eben. Sag ich doch. Passt perfekt.«
    »Nein, ich meine, so kannst du keinen Menschen nennen.«
    Lilly mischte sich wieder ein: »Aber wir wissen nicht, ob Niemand ein Mensch ist.«
    »Stinkefuß ist kein Name für einen Herrscher des Niemandslandes.«
    Darauf wussten Lilly und Fräulein Klimper keine Antwort.
    Aber Anton meinte jetzt einen Namen für Niemand zu wissen: »Wie wäre es mit Nick?«
    Lilly schüttelte den Kopf. »So heißt keiner.«
    »Heiner?« Fräulein Klimper stocherte mit dem Zauberstab in ihrem rechten Ohr herum. »Aber so heißt doch Keine Sau. Ach ne, die heißt ja Roswitha. Die Sau meine ich.«
    »Fräulein Klimper, hast du dir auf deinem letzten Pling-Zug eine neue Portion Blütenpollen reingezogen? Du hickst nicht mehr, redest aber so viel dummes Zeugs, dass du Blöd und Sinn Konkurrenz machst.«
    Fräulein Klimper grinste. »Nix. Ich bin clean. Aber. Und das ist das Beste an diesem Ich-weiß-nicht-was-ich-mir-Wünschen-soll-Gedusel. Mir ist soeben klar geworden: Ich bin arbeitslos.« Sie schloss die Augen und reckte die Nase in die Höhe. »Hörst du das?«
    Alle lauschten der Stille und schüttelten verneinend die Köpfe.
    »Es plingt überall in meinem Kopf, doch ich bleibe hier, und daran ist Nina schuld.« Fräulein Klimper schien darüber nicht böse zu sein. »Du bist schuld daran. Jawohl. Denn solange du drei Wünsche frei hast, bleibe ich an dich gefesselt.«
    Sie setzte sich auf Ninas Fuß und klammerte sich daran fest. »Siehst du!«
    Fräulein Klimper kicherte, sprang auf und tanzte im Raum umher. »Frei. Frei. Frei. Von mir aus kannst du dir Zeit lassen mit deinen drei Wünschen. Aber Niemands Name, den musst du dir überlegen. Sehr bald!«
    »Denk nach. So schwer kann das nicht sein, Niemand einen Namen zu geben.« Anton drängelte.
    Lilly setzte sich auf und starrte Nina auffordernd an.
    Nina scheuchte sie von ihrem Schoß und stand auf.
    »Helft mir! Gebt mir Namen! Alle, die ihr kennt!«
    Für einen Augenblick schwieg die seltsame Bande, dann prasselten Namen als Hagelschauer auf Nina hinab. Instinktiv duckte sie sich, hielt sich die Ohren zu und schrie: »Aufhören!«
    Anton, Lilly und Fräulein Klimper verstummten. Welch Glück, dass Petit sich von dem Krach nicht beeindrucken ließ.
    Das Glück schien weiterhin auf ihrer Seite zu sein. Nur, wie lange noch?
        

54.

    Überhaupt Niemands Unterlippe blutete. Er hatte zu fest darauf gebissen und einen Schrei unterdrückt. Doch sein vor Hunger brüllender Magen hatte seine Anwesenheit verraten.
    Die Kreischzwerge waren verstummt und starrten den Heiligen Geist an. Sie rochen Überhaupt

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