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Niemand

Niemand

Titel: Niemand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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Zeitschalter.
    »Welcher Mistkerl hat das getan?«, schrie ein vorlauter Lackaffe, der direkt hinter Jesus stand. Und die Mistkerle, die sich weit hinten in der Niemandsländer-Traube platziert hatten, brüllten und demonstrierten. »Wir waren das nicht. So was machen wir nicht! Das hat jemand getan, der bösartig ist.«
    Ruhe.
    Wer? Wer war so gemein, grausam und garstig, dass er den weisen Admiral in den Zeitschalter steckte und so die Nacht verbannte?
    »Die Goldgelockten-Giganten-Greislinge.« Eine Stimme, die Niemand bekannt erschien, die er aber nicht inmitten der Niemandsländer erwartet hätte. Er reckte die Nase in die Höhe. Apfel. Grün, noch nicht vollständig reif. Das passte nicht zu seinem Onkel, aber die Stimme gehörte eindeutig zu ihm. Nicht alle kannten verfaulte Apfelkitsche und schimmeligen Butterkäse und nur wenige hatten mit Überhaupt Niemand ein Wort gewechselt. Aber die wenigen, wie der Nikolaus oder das Christkind, die Bekanntschaft mit Niemands Onkel gemacht hatten, stand die Überraschung in faltigen Hieroglyphen auf der Stirn.
    Niemand fühlte sich bei all den Niemandsländern stark genug, seinem Onkel Paroli zu bieten. »Was machst du hier?«
    Nicht unweit von der Stelle, an der er Überhaupt Niemand durch seine neuen Gerüche zu wissen glaubte, erkannte Niemand einen Schemen, über dem ein matt leuchtender Kreis schwebte.
    »Wer ist das?« – eine Stimme aus der Menge.
    »Der stinkt ja wie das Faule Landei!« – eine andere Stimme.
    »Ist das nicht ein Was?« – eine dritte Stimme.
    »Das ist der Heilige Geist, oder nicht?«
    »Aber der stinkt doch nicht so.«
    »Der Heilige Geist ist bei den Kreischzwergen in der Höhle eingesperrt. Das kann der gar nicht sein.«
    »Alles nur Gerüchte.«
    Die Niemandsländer unterhielten sich lautstark, bis Überhaupt Niemand sie unterbrach: »Das ist der Heilige Geist. Er war in der Höhle, aber die Kreischzwerge sind tot!«
    Jedes Geräusch – wie mit einer Rasierklinge abgeschnitten. Niemands Zuversicht schwand mit jedem Atemzug der Stille.
    »Die Goldgelockten-Giganten-Greislinge haben sie getötet.«
    Im Chor schnappten die Niemandsländer nach Luft. Niemand wusste keine Antwort.
    Überhaupt Niemand sprach weiter. »Ich habe die Greislinge gesehen. Es sind Frösche. Überall mit Gold behangen. Sie sind hässlich und böse. Aber sie sind klein. Nicht gigantisch. Sie hatten eine Haarsträhne von diesem Mädchen … dieser …«
    »Nina.« Niemands Stimme, ein Hauchen.
    »Die Kreischzwerge haben die Haare für die Greislinge geklaut.«
    »Wie Lilly gesagt hat.« Niemand wurde übel.
    »Und die haben die Kreischzwerge getötet. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen.«
    »Pah!«, rief jemand aus der Menge. Und »Pah! Pah! Pah!«, echoten die Niemandsländer.
    »Wir können die Greislinge besiegen! Sie sind grausam, aber klein. Kleine Frösche, die wir unter unseren Füßen zerquetschen können.« Dann lenkte er ein. »Wer drauf steht.«
    »Du lügst! Sie sind gigantisch und unbesiegbar«, rief ein Roboter.
    Eine Stimme, heiser und müde, antwortete: »Er spricht die Wahrheit.«
    Er blieb ein heller Schatten seiner selbst und somit für alle sichtbarer als Niemand. Obwohl sie sich beim Anblick des stinkenden Schemen nicht einig gewesen waren, wussten nun alle, wer dort gesprochen hatte: der Heilige Geist. Seine Stimme verlieh eine Spur von Glück, das ihr Herz erwärmte, als sei ein Stern darin aufgegangen. Und wer genau hinsah, erkannte den blassen Heiligenschein über seinem Haupt.
    »Obwohl sein Geist Schlechtes dachte und seine Seele lange Zeit grau und schwarz war, rettete er mich aus der Höhle. Sein Weg ist neu, seine Seele bekommt Farbe und neue Gerüche …« Er hustete und seufzte erschöpft. »Sein Geist wird stark. Welchen Weg werdet ihr gehen?«
    Überhaupt Niemand sollte den Heiligen Geist gerettet haben? Das schien Niemand absurd. Aber der Heilige Geist log nicht. Niemals.
    »Es ist alles gesagt. Ich muss mich jetzt ausruhen.«
    Jesus ging auf ihn zu und legte eine Hand auf die Schulter des Heiligen Geistes. »Ich begleite ihn.«
    Der Nikolaus nickte lächelnd. Jesus hatte seine Aufgabe gefunden.
    Eine Weile starrten die Niemandsländer Jesus und dem schwachen Schemen mit Heiligenschein hinterher, der sich wie eine Nebelwand langsam voranbewegte. Dann blickten sie nach vorne, in die Richtung, in der Niemand stand – die meisten verfehlten ihn jedoch und blickten an ihm vorbei.
    Unsicherheit erfüllte Niemand und er musste

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