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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wiederkommen oder kein einziger.
    Er selbst war der einzige im Trupp, der finnisch sprach, und folglich stand seine Mitwirkung außer Zweifel. Alle anderen konnten jedoch ebensogut auf der Basis stationiert oder in die Gruppe eingeteilt werden, die über die Grenze gehen sollte. Er fragte sich, wie Carl vorgehen würde. Niemand würde auch nur den geringsten Einwand erheben, wenn er sich entschloß, die Operation von einer Basis auf finnischem Gebiet aus zu leiten. Er wollte immerhin auch heiraten. Sollten sie wirklich das Risiko auf sich nehmen, zwei Jungverheiratete Witwen zu riskieren?
    Sich weigern? Das ging nicht. Es war vollkommen unmöglich, da die Sache viel zu groß war. Kein Privatleben der Welt konnte das aufwiegen, was dort in der Dunkelheit jenseits der Küste lauerte. Am größten von allem war nicht die Liebe, am größten von allem waren die Kernwaffen.
    Luigi befand sich in dem dröhnenden Bauch einer Hercules-Maschine der Luftwaffe. Er saß mit den anderen in einer kleinen Gruppe, die an die Sauerstoffkonsole in der Mitte der Maschine angeschlossen war. Es wirkte fast, als säßen sie an einem Lagerfeuer. Sie lächelten einander durch die Plexiglasvisiere der Helme von Zeit zu Zeit zu, wenn die Maschine sich durch ein Gebiet mit Luftlöchern hindurcharbeiten mußte. Draußen herrschten Tiefdruck und Sturm. Ein Lämpchen signalisierte »noch zehn Minuten bis zum Absprang«. Sie lösten sich von der Sauerstoffkonsole und befestigten die Schläuche an den Sauerstofflaschen auf dem Rücken, stellten sich hin und begannen mit der gewohnten Routine. Die Ausrüstung mußte überprüft werden. Sie kontrollierten alle Schnallen und Haken und wuchteten sich das schwere Marschgepäck auf den Rücken; zu Anfang hatten sie ohne Gepäck geübt, doch von jetzt an sollte alles möglichst realistisch sein.
    Die Hydraulik quietschte und ächzte, als die Rampe am Heck der Maschine heruntergeklappt wurde und sich in ein gewaltiges Trampolin über der Wolkendecke dort unten verwandelte. Die Wolkenhöhe war niedrig, tausend Meter, ideale Bedingungen für das, was später vielleicht Wirklichkeit werden sollte.
    Luigi wußte es nicht genau, und das hatte ihn zunächst belastet. Seit einiger Zeit war es ihm jedoch gelungen, diese Irritation abzuschütteln. Jetzt konzentrierte er sich nur auf seine Aufgabe. Sie sollten eine Gruppe zusammenstellen, die der Aufgabe gewachsen war, und genau das taten sie jetzt. Früher oder später mußte sich ja zeigen, worum es eigentlich ging. Daß es etwas Großes und Wichtiges war, war offenkundig. Das ließ sich schon daraus schließen, wieviel Geld für das Projekt ausgegeben wurde. Allein ein Tag mit einer TP 84 der Luftwaffe mit voller Besatzung kostete eine ganze Menge.
    Der Arzt an Bord machte einen letzten Kontrollrundgang, leuchtete ihnen mit einer kleinen Taschenlampe in die Pupillen, kontrollierte Blutdruck und Herztätigkeit und gab dann dem Offizier, der den Absprung überwachen sollte, ein Zeichen. Sie formierten sich zu zwei Gruppen, jeweils fünf Mann, und warteten darauf, daß das Signal von Rot auf Grün wechselte. Die Maschine hatte sich stark zur Seite geneigt, um in die Kurve zu gehen und die Absprungposition zu erreichen. Dort unten irgendwo lag vermutlich der Vänersee. Der Wind wehte aus westlicher Richtung, und sie sollten auf dem eigenen Übungsfeld landen, das etwa fünfzig Kilometer entfernt war.
    Als das grüne Lämpchen aufleuchtete, rutschte Edvin Larsson als erster zum Rand und sprang. Ihm folgte seine Gruppe in dichter Folge.
    Luigi wartete die vereinbarten fünfzehn Sekunden, bevor er seine Gruppe zu dem freien Fall anführte.
    Erst die kurze Benommenheit durch die hohe Fallgeschwindigkeit, dann der Ruck, der ihm signalisierte, daß der Schirm sich normal entfaltet hatte, und dann suchte er die zweite Gruppe. Es herrschte starker Sonnenschein. Die Sicht war klar, und es gab keine Schwierigkeiten. Die erste Gruppe hatte schon eine perfekte Formation in einer steil ansteigenden Linie erreicht. Der erste Mann befand sich am tiefsten, der letzte am höchsten. Luigi drehte sich um und stellte fest, daß seine Gruppe dabei war, sich zu formieren, und es gab keinerlei Schwierigkeiten. Er war zunächst skeptisch gewesen. Der Gedanke, statt Berufssoldaten »Reservisten« einzuberufen, hatte ihm nicht behagt. Es hatte sich jedoch schnell gezeigt, daß diese Befürchtungen vollkommen unbegründet waren. Die Reservisten waren offenbar ganz versessen aufs Springen,

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