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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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waren Mitglieder verschiedener Clubs überall im Land und widmeten sich der Fallschirmspringerei mehr oder weniger berufsmäßig, als Fotografen, Ausbilder und sogar in Gruppen, die ihre Künste öffentlich vorführten. An der Geschicklichkeit der Männer war nichts auszusetzen. Die meisten schienen überdies mehr oder weniger regelmäßig an internationalen Wettbewerben teilzunehmen.
    Die Übung des Tages schien daher fast spielerisch einfach zu sein. Während des Flugs sollte jeder zweimal die Position wechseln. Jeder sollte den vor ihm fliegenden Mann passieren und dessen Platz übernehmen, so daß die Gruppe durcheinandergewirbelt wurde wie ein Kartenspiel beim Mischen. Die Übung war schon im Gang, und die vier Springer hinter Luigi hatten schon eine erste Runde hinter sich gebracht. Luigi war Gruppenleiter und hatte somit die Hauptverantwortung für Orientierung, Höhe, Geschwindigkeit, Richtung. Der Wind war gleichmäßig und stark, was die Übungen erleichterte. Im übrigen hatte er Edvin Larssons Gruppe ständig im Blick. Zunächst orientierten sie sich »von Hand«, wie sie es nannten, mit den alten traditionellen Methoden. Sobald sie aber eine geringe Höhe erreicht hatten, sollte das GPS die Orientierung übernehmen, Global Position System, ein Gerät, das nicht mehr wog als achthundertfünfzig Gramm, mit dem sich aber jede beliebige Position auf der Erde in einer Sekunde mit einer Abweichung von nur zehn Metern feststellen ließ. Das vorherbestimmte Ziel konnte ebenfalls programmiert werden, so daß man das Gerät auch als eine Art Kompaß verwenden konnte. Wenn man am Ziel war, piepste es. Jemand hatte von einem Taxifahrer in Göteborg erzählt, der ein GPS-Gerät in seinem Wagen eingebaut und sämtliche Kamerapositionen der Polizei zur Geschwindigkeitsüberwachung einprogrammiert hatte. Sobald er auf zehn Meter an eine dieser Kameras herankam, piepste das Warnsignal. So konnte er immer noch rechtzeitig auf die Bremse treten.
    Der Flug war auf etwa fünfundzwanzig Minuten berechnet worden, und Luigi fühlte sich frei und gelöst wie bei einer Segeltour. Irgendwo am Helm war eine undichte Stille, durch die Kälte eindrang, was zwar irritierend, aber nicht gefährlich war. Sie würden bald neue britische Helme erhalten.
    Die anderen waren jetzt mit den Positionswechseln der zweiten Runde fertig, und jetzt blieb nur noch der Flug bis zur Wolkendecke. Luigi überlegte, was wohl die anderen, die in einer Linie über ihm hingen, von ihrer eventuellen Aufgabe dachten. Natürlich glaubte keiner daran, daß es um das Einüben einer neuen Sprungtechnik ging. Für eine Übung war alles zu erstklassig. Die Männer wohnten komfortabel, alles durfte soviel kosten, wie es wollte, und auch bei der Bestellung von Ausrüstung gab es keine Kostengrenzen. Es mußte den Männern klar sein, daß dies nur Vorbereitungen für eine richtige Operation sein konnten. Obwohl Luigi selbst kaum mehr glauben oder vermuten konnte als die anderen.
    Und da er nicht wußte, worauf das Ganze eigentlich hinauslief, wie sollte er da die endgültige Auswahl der Männer verantworten? Was für Qualifikationen waren gefordert außer solchen, die für ein Luftlandeunternehmen aus großer Höhe notwendig waren, bei dem niemand die Orientierung verlieren oder den anderen in die Quere kommen durfte? Worin bestand der militärische Auftrag nach der Landung?
    Luigi schob seine Überlegungen beiseite und kehrte zu seinen routinemäßigen Orientierungskontrollen zurück. Die Gruppe vor ihm näherte sich der Wolkendecke. Die Männer waren wie Segelboote in den Wind gegangen, sammelten sich zu einer dichten Traube und stürzten sich dann senkrecht durch die Wolken. Luigi gab seiner Gruppe ein Zeichen, sich auf das gleiche Manöver vorzubereiten. Zehn Sekunden später lagen sie in einer dichten Gruppe auf gleicher Höhe. Zwischen den Männern waren nur wenige Meter. Dann stießen sie gleichzeitig durch die Wolkendecke, die manchmal so dicht war wie Dickmilch und manchmal dünner, so daß sie erneut Blickkontakt bekamen.
    Als sie die Wolkendecke durchstoßen hatten, konnten sie sich schnell orientieren. Sie brauchten nur zur Erde zu sehen. Jeder hätte jetzt einzeln auf das Ziel zusteuern können, eine kleine rote Scheibe etwa in der Größe einer Dart-Scheibe. Die Gruppen wetteiferten untereinander um die besten Ergebnisse.
    Jetzt formierten sich die Männer erneut zu einer Linie, da sie davon ausgingen, daß der Gruppenchef entschied, wo sie landen

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