Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
hast?«
    »In etwa.«
    Samuel Ulfsson nickte nachdenklich. Ihm lag nichts ferner, als ständig auf Geheimhaltung und Vorschriften zu bestehen. In der Praxis waren diese Dinge Sache des Reisenden. Es gab Männer, die ihren Frauen oder Verlobten nie etwas sagten, während andere vermutlich viel zuviel preisgaben. Diese Dinge ließen sich nicht mit irgendwelchen Vorschriften steuern, das würde nie gehen. Folglich sollte man es gar nicht erst versuchen. Es wäre nicht einmal praktisch, denn letztlich waren auch die Operateure des Nachrichtendienstes Menschen.
    »Meinen Glückwunsch«, sagte Samuel Ulfsson zögernd und versuchte, so etwas wie ein warmherziges persönliches Lächeln aufzusetzen. »Und wann soll das Ganze stattfinden? Wird man eingeladen?«
    »Wir haben uns irgendwann vor Weihnachten gedacht«, murmelte Åke Stålhandske und blickte auf die Tischplatte.
    »Das kommt mir nicht sehr günstig vor«, sagte Samuel Ulfsson. »Um die Zeit vor Weihnachten befindest du dich entweder in der Jagdhütte oder in Nordfinnland oder auch auf sowjetischem Territorium. Ich meine, wir müssen ja so tun, als würde die Operation tatsächlich stattfinden, und davon ausgehen, daß die Finnen einen Rückzieher machen. Nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Åke Stålhandske vorsichtig. »Aber haben wir denn sonst niemanden, der finnisch spricht? Ich meine, die rein praktischen Dinge sind ja nicht so verdammt schwierig, wenn wir erst mal losgelegt haben.«
    Er errötete und erstickte den Impuls zu versichern, er wolle sich keineswegs feige aus der Affäre ziehen, falls der Eindruck entstanden sein sollte.
    »Doch«, erwiderte Samuel Ulfsson nach einer kurzen verblüfften Pause. »Doch, ich glaube schon.«
    Er zog eine Liste mit Namen und Nummern der Reservisten bei den Fallschirmjägern, die im Augenblick für längere Wehrübungen in Karlsborg lagen, aus der Schublade und zeigte Åke Stålhandske einen Namen.
    »Was hältst du von dem Burschen hier?« fragte er.
    »Matti Heiskanen, Leutnant der Reserve«, las Åke Stålhandske. »Na ja, das hört sich schon finnisch an. Aber das läßt sich auf der Stelle klären.«
    Er fragte, ob er telefonieren dürfe, und rief die EDV-Zentrale an. Er fragte nach dem diensthabenden Offizier, bekam sofort eine Verbindung und forderte sämtliche Angaben über einen Leutnant Matti Heiskanen an. Alles, den gesamten Hintergrund, Führerschein, eventuelle Dienstvergehen, Säpo, alles, was vorhanden war. Er hinterließ Samuel Ulfssons Faxnummer und legte auf.
    »Die Antwort kommt in ein paar Minuten«, erklärte er. »Aber um die Basis da oben in Gang zu halten, brauchen wir keine Fallschirmjäger, sondern nur einen Mann, der den Telefonkontakt halten, sich in der Wildnis orientieren und Schneemobil fahren kann, nicht wahr?«
    Er wirkte plötzlich optimistischer. Samuel Ulfsson zündete eine Zigarette an, nahm ein paar tiefe Lungenzüge und sah bekümmert aus.
    »Da gibt es noch ein paar Probleme, die ich nicht erwähnt habe«, begann er mit unbewußt gesenkter Stimme. »Es ist natürlich so, wie du sagst, daß wir für die Basis finnischsprechendes Personal besorgen können, das anschließend auch für den Rücktransport sorgt, wenn die Zeit reif ist. Natürlich brauchen wir dazu keine ausgebildeten Fallschirmjäger. Wir brauchen aber auch auf der anderen Seite Personal, das finnisch spricht, und außerdem müssen eigene Leute dabei sein.«
    »Eigene Leute?« fragte Åke Stålhandske.
    »Ja. Leute von uns, hier aus dem Haus. Ich meine Leute wie dich, Carl oder Luigi. Wir dürfen nicht vergessen, daß auch auf der anderen Seite eine Kleinigkeit zu erledigen ist.«
    »Na ja, schon«, wandte Åke Stålhandske ein und errötete erneut, als er sich dabei ertappte, daß er tatsächlich versuchte, sich einem Auftrag zu entziehen, »aber so schwer ist es ja auch wieder nicht, das können ja irgendwelche Gebirgsjäger erledigen. Ich meine, wir sehen ja keine komplizierten Kampfhandlungen voraus.«
    »Nein, das mag schon sein«, entgegnete Samuel Ulfsson fast traurig. »Der eigentliche Kampfauftrag dürfte nicht so schwer sein, aber wir haben es mit einigen psychologischen Problemen zu tun. Wenn wir die Schmuggler fassen, müssen sie nämlich hingerichtet werden. Verzeih die Wortwahl, aber genau darum geht es.«
    »Dazu bilden wir doch jeden einzigen Verband in Schweden aus, ich meine, Leute zu erschießen«, wandte Åke Stålhandske zögernd ein. Er sah Samuel Ulfsson an, daß wohl noch etwas Schlimmeres

Weitere Kostenlose Bücher