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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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die wie ein Wartezimmer wirkte. Durch die Fenster zum Hof konnte Carl das einst so gefürchtete Ljubljanka-Gefängnis betrachten, in dem übrigens vielleicht Raoul Wallenberg für die Tat seines Lebens mit dem Tod büßen mußte.
    »Komisch, daß man den Platz des alten eisernen Felix in Ljubljanka-Platz umbenannt hat«, überlegte Carl laut, während sie warteten. »Man könnte ja meinen, daß das auch kein lustigerer oder friedlicherer Name ist.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, brummte sein Kollege und folgte Carls Blick aus dem Fenster. »Aber Ljubljanka hat nicht unbedingt etwas mit Gefängnis, Verhör und Folter zu tun. Der Platz hatte früher schon immer so geheißen. Ljubljanka bedeutet nichts weiter als Birkenrinde. Die wurde früher hier auf dem Markt verkauft.«
    Ein hochgewachsener schlanker Mann in Carls Alter, der wie ein Verkäufer oder Modedirektor aussah, denn sein Anzug war definitiv nicht von russischem Schnitt, kam heraus, begrüßte sie herzlich und führte sie dann in ein große Zimmer, an dessen Tür zu Carls höchstem Erstaunen ein Schild mit der Aufschrift »Press Klub« hing.
    Der Verkäufer bat sie, in einem der überdimensionierten und weich gepolsterten Sessel Platz zu nehmen. Er stellte sich als Fregattenkapitän und seinen bedeutend kleineren und mit einem Bart geschmückten Assistenten als Kapitänleutnant vor. Dann raschelte er erwartungsvoll mit einigen Papieren und leitete das Gespräch mit einigen sinnlosen Begrüßungsphrasen über Freundschaft und Kollegialität ein. Er erklärte, wie angenehm es sei, den stellvertretenden Chef des schwedischen Nachrichtendienstes zu Gast zu haben. Carl spürte schon jetzt, wie Mißtrauen in ihm aufstieg.
    Der Fregattenkapitän erwies sich tatsächlich und sehr schnell als genau der Verkäufer, der er zu sein schien. Er verschwendete nicht viel Zeit, bevor er zu den Geschäften kam.
    Soviel er wisse, sei der geehrte Gast aus Schweden an Wallenberg-Dokumenten interessiert. Jetzt sei es zwar so, daß es ein ziviles Kooperationskomitee Schwedens und der Sowjetunion gebe, das seine Arbeit bald aufnehmen solle. Dieser Ausschuß solle ermitteln, was sich überhaupt noch ermitteln lasse, und zwar in dem neuen Geist der Freundschaft.
    Der Mann holte Luft und fuhr dann fort: »Dieses schwedischsowjetische zivile Komitee wird jedoch erst in ein paar Wochen seine Arbeit aufnehmen. Vielleicht ist es da für den schwedischen Nachrichtendienst interessant, einen kleinen Vorsprung zu erhalten, also einige interessante Dokumente zu bekommen, bevor sie diversen Zivilisten übergeben werden, nicht wahr?«
    Carl stimmte ihm zu, hauptsächlich um zu sehen, wo das Ganze enden würde.
    »Also. Hier gibt es zwei Dokumente, die wir gegen eine angemessene Vergütung herausgeben können. Das eine scheint zu zeigen, daß Raoul Wallenberg 1946 während eines Verhörs in der Ljubljanka gestorben ist.
    Das zweite Dokument ist eine Notiz über die Entscheidung, ihn hinrichten zu lassen. Sie ist von einem General unterzeichnet und aus demselben Jahr datiert. Welches der Dokumente scheint Ihnen am interessantesten zu sein?«
    Carl antwortete zögernd und etwas mißtrauisch, seines Wissens sei das eine Dokument ohne das andere kaum interessant.
    »Glänzend«, erwiderte der Fregattenkapitän/Verkäufer, »dann kann ich Ihnen mitteilen, daß der Preis des ersten Dokuments 5 000 Dollar beträgt und der des zweiten 4 000 Dollar. Die Bezahlung muß allerdings in bar erfolgen.«
    Carl war äußerst unsicher, ob er tatsächlich richtig gehört hatte, und hakte nach. Der Verkäufer/Fregattenkapitän verstand Carls Unsicherheit falsch, da er glaubte, sie betreffe nur den Preis. So wiederholte er die beiden Preisangaben und versuchte, sich gleichzeitig den Anschein absoluter Selbstsicherheit zu geben, die jede Möglichkeit zum Feilschen ausschloß.
    Carl vergewisserte sich nochmals, daß sie tatsächlich über einen Verkauf von KGB-Dokumenten sprachen, und zwar direkt über den Tresen wie im Laden, ja, tatsächlich zu den genannten Preisen?
    Doch, bestätigte der Russe, genau darüber spreche man.
    Carl wußte nicht, was er sagen sollte. Der Verkäufer/Fregattenkapitän deutete sein Zögern falsch und erklärte schnell, natürlich sei ein gewisser Rabatt denkbar, wenn der Herr Kapitän beide Dokumente kaufen wolle.
    Carl fragte lakonisch, ob der KGB neuerdings American-Express-Karten akzeptiere, bekam jedoch nicht einmal ein Lächeln zur Antwort, nur eine Versicherung, das Geld müsse

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