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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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für den zu Tode vernommenen Wallenberg wie für den hingerichteten Wallenberg.
    Darauf wurde der Preis auf 8 000 Dollar für beide Dokumente gesenkt.
    Carl erhöhte sein Angebot auf 6 000 Dollar.
    Sie einigten sich auf 7 000 Dollar und gaben sich die Hand. Alle sahen sehr zufrieden aus. Beide Parteien schienen überzeugt, die jeweils andere übers Ohr gehauen zu haben.
    Carl wies darauf hin, daß er sich in die Stadt begeben müsse, um die Dollar zu besorgen; O ja, er wisse, wo American Express liege, unten beim Hotel Peking, kein Problem. Wenn die Herren so freundlich sein wollten, die Abmachung zu Papier zu bringen, damit sie bei seiner Rückkehr unterschreiben könnten?
    Die beiden PR-Offiziere versicherten wie aus einem Mund, in ein paar Stunden hätten sie sowohl den Vertrag wie die Ware bereitliegen. Unterdessen könnten vielleicht Carl und Genosse Oberst Duchanin das Museum besuchen?
    Das Museum besuchen? Carl war auf jede denkbare Überraschung gefaßt, doch dies traf ihn sichtlich unvorbereitet. Was für ein gottverdammtes Museum?
    Ja, in den Papieren stehe, er solle das Tschekisten-Museum besuchen. Das könne er vielleicht auf dem Weg zu American Express erledigen. Normalerweise nähmen sie 500 Dollar Eintritt, aber angesichts der Geschäfte, die sie soeben abgeschlossen hätten, sei wohl ein kleiner… ein kleiner… wie hieß es nun noch wieder?
    »Rabatt denkbar«, ergänzte Carl resigniert.
    Genau, Rabatt! Der Besuch des Museums sei daher kostenlos. Bis nachher. Der nächste, bitte!
    Die nächste Delegation, die zu den Bauernfängern wollte, war ein holländisches Fernsehteam. Ein bärtiger Produzent, Kameramann, Tontechniker und Scriptgirl spazierten herein.
    Auf dem Weg durch die Tür wurde Carl von einem glatzköpfigen kleinen Mann überfallen, der ihn am Ärmel zupfte und sich als Vorstandsmitglied des Journalistenverbands der Sowjetunion vorstellte. Es sei so, erklärte er, er habe ein paar Freunde, pensionierte KGB-Generäle, die man über diesen PR- Service nicht erreichen könne, aber für das geringe Entgelt von 1 000 Dollar könne man sie trotzdem interviewen.
    »Oh, wirklich?« sagte Carl neugierig. »Und was erzählen sie für 1 000 Dollar?«
    Sein ziemlich gequälter Begleiter ging jetzt dazwischen und sagte, Carl sei keineswegs ein Journalist, sondern ein hochgestellter Nachrichtendienstoffizier aus dem, hm, freundlich gesinnten Land Schweden.
    Um so besser, meinte der kleine glatzköpfige Generalsverkäufer, denn dann fehle es ja weder an Dollar noch an Interesse für Geschäfte. Aus welchem Land sei der ausländische Spion? Aus Schweden, teilte Carl fröhlich mit.
    Ausgezeichnet, geradezu glänzend! Einer der pensionierten Freunde, der sich nicht über die PR-Abteilung bezahlen lassen könne, sondern in seiner Wohnung ein eigenes Geschäft betreibe, Perestrojka sozusagen, sei nämlich gerade Chef der nachrichtendienstlichen Tätigkeit in Nordeuropa und Großbritannien gewesen.
    »Ach so?« sagte Carl erstaunt. »Ist General Oleg Bykow schon in Pension gegangen? Das habe ich nicht gewußt.«
    Sein Begleiter, Genosse Oberst Duchanin, erweckte den Eindruck, als würde er entweder gleich in Ohnmacht fallen oder sich mit dem Kopf gegen die Wand stürzen. Er verdrehte die Augen zu dem allerhöchsten General, murmelte etwas Unhörbares über Gott und hielt sich dann beide Hände vors Gesicht.
    Der muntere Verkäufer vom Journalistenverband ließ sich jedoch durch nichts bremsen. Er zeigte sich angenehm überrascht und bestätigte, er habe genau General Oleg Bykow gemeint, höchst denselben. Um so besser, wenn Carl ihn schon kenne. Ach so, persönlich seien sich die Herren nicht bekannt? Auf jeden Fall habe der alte Oleg sicher viel zu erzählen, was von besonderem skandinavischem Interesse sei. Und 1 000 Dollar seien ja letztlich ein lächerlicher Betrag. Eins sei allerdings klar, falls der geehrte schwedische Freund ein paar heiße Dinge wolle, werde es vielleicht etwas mehr kosten.
    »Hat General Bykow eine Preisliste?« fragte Carl munter und wehrte grob die Versuche seines Kollegen ab, ihn wegzuzerren.
    »Wie interessant. Und was bekommt man, wenn man 5 000 Dollar zahlt?«
    Der Impresario verdrehte die Augen. Für einen Betrag von dieser Größenordnung könne man sich so manches vorstellen. Habe der Herr Kollege aber Bargeld? Es sei nämlich so, daß sich inzwischen ein steuerliches Problem ergeben habe, nämlich wenn man das Geld nicht bar auf die Hand bekomme, sondern über eine Bank.

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