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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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versteht, gibt es mehrere Gründe, weshalb ich nur den endgültigen Teilnehmern darlegen kann, worum es bei der Operation geht. Je schneller wir in Gang kommen, um so besser. Grundsätzlich befinden wir uns nämlich schon in Bereitschaft Rot. Nun? Irgendwelche Vorschläge?«
    »Wir sollten losen«, murmelte Edvin Larsson leise. Er räusperte sich, um bei Stimme zu sein, bevor er fortfuhr: »Wie ich es sehe, können wir dies nur durch Losentscheid klären. Es möchte ja niemand zurücktreten, das verstehst du vielleicht.«
    »Gut!« sagte Carl bestimmt. »Dann müssen wir das Los entscheiden lassen. Wer sozusagen verliert, begibt sich sofort nach Karlsborg und bleibt dort als Reserve, bis die Nachricht kommt, daß die Gruppe unterwegs ist.«
    Edvin Larsson holte eine Streichholzschachtel. Jemand wandte ein, daß sei eine schlechte Methode. Man könne den Streichhölzern oft ansehen, welche am kürzesten seien. Statt dessen riß jemand aus einem Blatt Papier fünf gleich große Zettel heraus und malte auf zwei davon ein Kreuz. Dann faltete er sie zusammen, holte eine rote Baskenmütze und mischte die Zettel.
    Die Baskenmütze ging unter den fünf angespannten Männern von Hand zu Hand. Es war unmöglich, sich nicht vorzustellen, was diese Verlosung zur Folge haben konnte. Es konnte sehr wohl um Tod oder Leben gehen. Hauptmann Christiansson war einer der beiden, die ausscheiden mußten. Er fluchte mit zusammengebissenen Zähnen, als er es entdeckte. Sein Unglücks oder Glücksbruder zeigte keine Reaktion, sondern hielt nur seinen Zettel mit dem Kreuz hoch, damit jeder es sehen konnte.
    Carl stand auf und ging zunächst zu Christiansson, dem er die Hand gab, ohne etwas zu sagen. Worte wären jetzt nur hinderlich gewesen. Dann gab er dem zweiten Verlierer oder Gewinner ebenfalls die Hand. Anschließend verabschiedeten sie sich, umarmten einander kraftvoll. Während der paar Minuten, die sie brauchten, um sich zu ihren Zimmern zu begeben, ihre Sachen einzupacken und das Haus zu verlassen, herrschte bei den anderen Schweigen. Carl wollte mit seinem Vortrag erst beginnen, nachdem die beiden weg waren.
    Als die Haustür endlich zuschlug, seufzten alle innerlich vor Erleichterung. Carl nahm seine Dokumentenmappe an sich, zog eine Karte hervor, ging zu dem Overhead-Projektor und schaltete ihn ein.
    »Hier«, begann er und zeigte mit einer Bleistiftspitze, »hier im Kreuz von neunundzwanzig Grad östlicher Breite und neunundsechzig Grad nördlicher Länge wird zwischen dem einundzwanzigsten und zweiundzwanzigsten Dezember eine Schmuggel-Expedition passieren. Sie besteht aus zwölf Mann zu Fuß, die nur leicht bewaffnet sind. Sie kommen aus Richtung Murmansk und ziehen das Schmuggelgut auf Schlitten. Sie legen etwa zehn Kilometer am Tag zurück. Unser Auftrag besteht aus folgendem. Wir werden an einem geeigneten Punkt östlich des bekannten Bestimmungsorts aus der Luft abgesetzt werden, errichten einen Patrouillenweg, ganz einfach eine Skispur, so daß wir täglich kontrollieren können, ob der Schlittentransport schon durch ist. Wenn dies der Fall ist, sollen wir die Gruppe einholen und niederringen. Anschließend sollen wir über die Grenze nach Finnland. Es wird wie folgt ablaufen. Wir begeben uns zu dem verabredeten Punkt an den elektronischen Grenzsperren der Russen, fünf Kilometer von der eigentlichen Staatsgrenze entfernt, etwa hier. Und dann macht sich Personal, das wir in einer Basis auf der finnischen Seite haben warten lassen, auf den Weg, etwa hier, und kommt uns mit Schneemobilen entgegen. Wir gehen wieder über die Grenze, entledigen uns der überschüssigen Ausrüstung, lösen die Gruppe auf und kehren einzeln oder zu zweit nach Schweden zurück. Dies ist in Kürze der eigentliche Auftrag. Irgendwelche Fragen?«
    Es wurde vollkommen still, was Carl nicht im mindesten erstaunte. Da gab es das eine oder andere, was langsam verdaut werden mußte.
    »Wir müssen ja finnisches Territorium überfliegen. Jeder Radarschirm der Gegend wird uns sehen. Wie lösen wir das?« begann Edvin Larsson schließlich.
    »Unzweifelhaft eine sehr vernünftige Frage«, stellte Carl zufrieden fest. »Wir haben für dieses Problem jedoch eine ausgezeichnete Lösung gefunden. Oben in Kirkenes befindet sich im Augenblick eine von unseren TP 84. Sie hat angeblich mechanische Probleme, und man versucht vergeblich, sie zu reparieren. Kurz darauf wird deshalb eine zweite Maschine hochfliegen und Ersatzteile bringen. Dieser Flug ist angemeldet.

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