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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Gangster mit Konterbande einzufangen? Um diese Jahreszeit? Die müsse man doch abknallen können wie Hühner auf der Stange.
    Michail Gorbatschow versuchte alle Geduld aufzubieten, zu der er fähig war, obwohl der Mann, der ihn besiegt hatte, diese Geduld auf sehr harte Proben stellte. Nicht zuletzt dadurch, daß er es ebenso plötzlich wie unerwartet geschafft hatte, eine große Wodkaflasche herbeizuzaubern, die er unbekümmert an den Hals setzte, bevor Gläser gebracht worden waren. Der Wodka machte Boris jedoch keineswegs einsichtiger, ganz im Gegenteil. Nach einiger Zeit saß er da und brüllte und fuchtelte mit der Schnapsflasche herum, deren Inhalt an den Seiten hochschwappte.
    Michail Gorbatschow tat sein Bestes. Er erklärte, sämtliche Berichte in dieser Angelegenheit zusammen mit den Kernwaffencodes übergeben zu wollen, und zwar nach der Rücktrittsrede am Mittwochabend, also in nur wenig mehr als zwei Tagen. Aus den Berichten werde auch hervorgehen, daß es gar nicht so einfach gewesen wäre, eigene Kräfte einzusetzen. Andeutungsweise könne er jedoch schon jetzt sagen, daß bestimmte Kreise in der Organisation mit dem früheren Namen KGB in das Vorhaben verwickelt gewesen seien.
    Boris Jelzin schimpfte, es werde gewaltige Säuberungen geben, sobald er offiziell die Macht habe, und Michail Gorbatschow nickte still dazu. Ja, das könne schon notwendig sein. Sehr wahr, in dieser Frage dürfe man sich nicht schwach und weich zeigen. Genau, größte Entschlossenheit. Aber so wie die Lage nun mal sei, lasse sich nichts mehr ungeschehen machen, und die unmittelbare Bedrohung sei ja immerhin aus dem Weg geräumt. Boris Jelzin begann jedoch mit der Hartnäckigkeit eines Betrunkenen nochmals von vorn, da er sich in relativ kurzer Zeit die ganze Wodkaflasche einverleibt hatte. Michail Gorbatschow hatte sanft, aber entschieden mehrere freigebige Vorschläge abgelehnt, im Laufe des Gesprächs sowohl diese als auch künftige Flaschen mit Boris Jelzin zu leeren.
    Flammen und Funkenregen schossen manchmal mehr als zehn Meter hoch in die polare Dunkelheit. Das gewaltige Feuer dröhnte und knallte, als das völlig verdorrte und durch Umwelteinflüsse zerstörte Holz, das sie herbeigeschleppt und in Stücke zersägt hatten, Feuer fing und brannte. So konnten sie das Feuer direkt von oben füttern, da sie den Nachschub nur in die Felsspalte zu werfen brauchten.
    Carl und Åke Stålhandske arbeiteten allein. Die anderen waren zu einem kilometerweiten Kreis ausgeschwärmt, um Alarm zu schlagen, falls sich Menschen oder Maschinen näherten; das Feuer war wahrscheinlich noch in einer Entfernung von mehreren dutzend Kilometern zu sehen.
    Und natürlich auch direkt von oben; sowohl sowjetische als auch amerikanische Satelliten mußten die Wärmequelle an diesem ungewöhnlichen Ort schon längst bemerkt haben.
    Carl und Åke benutzten den Proviantschlitten der Russen, um die Leichen zum Schauplatz der Vernichtung zu ziehen. Die nackten, verzerrten Körper waren starr wie Eisblöcke, und es zischte und sprühte vor Wasserdampf und Fett, als sie, mit der Motorsäge in handliche Stücke zerkleinert, in den Feuerschlund gekippt wurden. Sie verbrannten jeweils etwa zu dritt; erst die Überreste von drei Menschen, dann neue Holzschichten, dann wieder die Überreste von drei weiteren Menschen. Åke Stålhandske meinte einen der Russen wiederzuerkennen.
    Er betrachtete das tiefgekühlte Gesicht und versuchte, Frost und Eis aus Bart und Haar zu kratzen, um zu entscheiden, ob er wirklich sah, was er zu sehen glaubte. Dann nickte er und murmelte, dieser Kollege habe versucht, ihm einen Roten Stern zu verkaufen, als er mit Anna zu der Erkundungsfahrt in Murmansk gewesen sei. Dann griff Åke mit einer Grimasse nach der Motorsäge.
    In einem großen Plastiksack sammelten sie alles Material, das nicht verbrannt werden konnte. Armbanduhren, Messer und einzelne Handfeuerwaffen, die man eventuell zu einem Eigentümer zurückverfolgen konnte. Zum Glück hatten nur drei oder vier Männer Ringe an den Fingern. Es war hoffnungslos, die Ringe von den verhärteten, tiefgekühlten Fingern abziehen zu wollen. Sie mußten die Finger mit einer Axt abhacken, um die Ringe loszubekommen.
    Alles Material aus den Zelten der Russen, das sich verbrennen ließ, ging den gleichen Weg auf den Schlitten und ins Feuer. Zeltbahnen, Brennstoff, Proviant, Kleidung und ein Sack mit zerknüllten, blutigen, gefrorenen Dollarbündeln. Das letzte von der Ausrüstung, was sie

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