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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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den hellblauen Teppichboden. »Hier sind die Klamotten. Ich möchte sie nicht auf den Tisch stellen. Der würde das nicht aushalten, wie mir scheint.«
    Er öffnete die Reißverschlüsse und verteilte die Ausrüstungsgegenstände dann auf dem Fußboden. Luigi stand auf und half ihm. Sie sortierten das Material schnell nach einem System, das Ola Ullsten entging.
    Dann bat Åke Stålhandske seinen Gastgeber, zu einer Besichtigung vorzutreten, und zeigte auf die Gegenstände, während er gleichzeitig erklärte, worum es sich handelte: Funkausrüstung, Zielsucher, Infrarotgeräte, Lasersucher und gewöhnliche optische Sucher und ähnliches.
    »Es ist also völlig ungefährlich, dieses Material per Luftfracht zu transportieren«, bemerkte Ola Ullsten, als die Vorführung beendet war.
    »Ja, wenn man davon absieht, daß es empfindliche Dinge sind, die gut verpackt werden sollten«, erwiderte Åke Stålhandske, der schon mit dem Einpacken begonnen hatte. Als er damit fertig war, hob er die beiden Taschen mit einem vorsichtigen Ruck auf, trug sie an die Wand und stellte sie dort ab.
    »Jaja«, seufzte Ola Ullsten, nahm die Brille ab und putzte sie sorgfältig, während er zu entscheiden versuchte, wie er sich jetzt verhalten sollte. Bei näherem Überlegen war die Situation eher grotesk und komisch als empörend. Zumindest nachträglich würde er diesen Besuch so sehen. Es war sogar eine lustige Geschichte, falls er sie angesichts der Geheimhaltungspflicht überhaupt erzählen konnte.
    »Jaja, es passiert nicht jeden Tag, daß mir solche Angelegenheiten ins Haus flattern. Man könnte sogar sagen, so was ist ein wenig aufmunternd. Ich werde prüfen, welcher Transportweg am geeignetsten ist, um – wie soll ich sagen? – das Eigentum der Krone nach Hause zu bringen. Doch damit nun zu unserem Lunch.«
    »Ich glaube nicht…«, begann Åke Stålhandske einzuwenden, kam jedoch nicht weiter, da er fast leutselig von Ola Ullsten unterbrochen wurde, der wieder das Gefühl hatte, die Situation im Griff zu haben.
    »Ich glaube nicht, Hauptmann, daß man dazu nein sagen kann. Ich mache nämlich ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, hehe, um in der Sprache der Mafia zu reden, mit der die Herren ja unleugbar Bekanntschaft geschlossen haben. Nein, dieser Lunch muß stattfinden. Wir haben schon gedeckt. Die Gewerkschaft protestiert, wenn nichts gegessen wird, obwohl schon gedeckt ist. Außerdem gibt es schwedisches Essen. Überdies habe ich einen offiziellen Auftrag, der die Herren betrifft und den ich beim Lunch zu erledigen gedenke. Hier entlang!«
    Er stand auf und dirigierte seine Gäste, die mit einem schnell gewechselten Blick kopfnickend kapitulierten.
    Sie baten darum, erst einen Waschraum aufsuchen zu dürfen, und fanden sich dann notdürftig aufgehübscht im Speisesaal ein, der mit Paravents geteilt worden war, um für die kleine Gesellschaft nicht unangemessen groß zu wirken.
    Das Essen war durch und durch schwedisch: Eier mit Maränenkaviar, Räucherlachs, Hering mit Dillkartoffeln, eingelegte Heringsfilets, Matjes mit Schnittlauch und Schmand sowie all die anderen Dinge, die gut zu einer schwedischen Mittsommertafel paßten.
    »Und was möchten die Herren trinken? Ich habe mir gedacht, Bier und Schnaps finden eure Zustimmung«, sagte der Botschafter, als er die beiden mit einer Geste aufforderte, sich zu setzen. Die beiden nahmen sich merklich zusammen und begannen jetzt, trotz ihrer auffälligen Kleidung wie Offiziere auszusehen.
    »Es ist mir immer schwergefallen, dieses schwedische Essen mit Wein in Verbindung zu bringen, aber Branntwein trinke ich nicht, besten Dank«, erklärte Luigi mit einer ablehnenden Handbewegung, als eine Bedienstete mit einer Schnapskaraffe erschien. »Aber Bier sehr gern«, fügte er schnell hinzu, als der Gastgeber Miene machte, Wein zu bestellen.
    Ola Ullsten und Åke Stålhandske machten sich sichtlich begeistert über die Mahlzeit her, während Luigi sich etwas reservierter verhielt. Er lächelte leise vor sich hin, als die beiden anderen sich feierlich mit dem Schnaps zuprosteten, einander in die Augen blickten und »Aah!« riefen, und dann die Gläser mit einem Knall auf den Tisch stellten – zum Zeichen, daß nachgeschenkt werden sollte.
    Ola Ullsten konnte nicht umhin zu bemerken, daß einer seiner beiden Gäste nur wenig Enthusiasmus an den Tag legte.
    »Ich habe mir gedacht, daß euch nach einiger Zeit mit ausschließlich italienischem Essen auch mal wieder richtiges Essen

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