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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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vielleicht nicht anders zu erwarten.
    Ola Ullsten saß ab etwa ein Uhr in seinem Arbeitszimmer und tat, als arbeitete er. Unterdessen versuchte er sich vorzustellen, wie die beiden Männer aussahen.
    Nach dem zu urteilen, was in den Zeitungen zu lesen war, konnten sie kaum wie irgendwelche Durchschnittsschweden aussehen, aber wissen konnte man das natürlich nie. Vermutlich sahen sie wie schwedische Offiziere aus, schlank, kurzgeschnittenes Haar, aber kein Bürstenschnitt, adrette Kleidung und ein etwas steifer Gang, höflich und unsicher zugleich.
    All das erwies sich als völlig falsch. Als der Pförtner mitteilte, daß die beiden Gäste auf dem Weg nach oben seien, räumte Ola Ullsten das bißchen Unordnung auf seinem Schreibtisch auf, rückte seine Kleidung zurecht, teilte seiner Sekretärin über die Gegensprechanlage mit, sie solle die beiden Gäste einlassen, und nahm Direktorenhaltung an, also die Arme lose auf der Brust verschränkt, die Handflächen nach innen.
    Als die Tür mit einem Krachen geöffnet wurde und der Botschafter die beiden Gäste sah, blieb er wie versteinert stehen, zunächst ohne auch nur zu grüßen. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
    Als erster trat ein Zwei-Meter-Riese mit üppigem Bart, langem Nackenhaar und einem Sonnenbrand ein, der fast nach Verbrennung ersten Grades aussah. Er trug ein blau-weißgestreiftes kurzärmeliges T-Shirt und Jeans mit einem Seil statt einem Gürtel sowie Jesuslatschen, die den Blick auf die ungewaschenen Füße freigaben. Er trug eine Sonnenbrille, die er abnahm, als er Ullsten die Hand gab. Sein Händedruck war erschreckend hart.
    »Stålhandske, OP 5, Hauptmann. Verdammt angenehm, schwedisches Territorium zu betreten«, sagte der Riese und ließ sich der Länge nach auf eins der grazilen hellen Ledersofas fallen, das besorgniserregend knackte.
    »Das ist unleugbar ein passender Name« (Stålhandske = Stahlhandschuh, Anm. d. Übers.), sagte Botschafter Ullsten froh, im richtigen Augenblick das richtige Wort gefunden zu haben.
    Seine Verblüffung wurde nicht geringer, als er den Begleiter entdeckte. Ungefähr die gleiche Art von Hippiekleidung, aber im übrigen ein rein italienisches Aussehen.
    »Bertoni-Svensson, Leutnant, dieselbe Abteilung«, stellte sich der andere mit einem bedeutend kultivierteren Handschlag vor und trat dann höflich einen Schritt zur Seite, ohne sich zu setzen.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz, Leutnant… war es Bertoni-Svensson?« sagte Botschafter Ullsten und setzte sich dann vorsichtig auf die Vorderkante eines Sessels. Er schlug die Beine übereinander und rückte seine Bügelfalten zurecht.
    »Bertoni deutet natürlich auf einen italienischen Hintergrund hin«, versuchte er Konversation zu machen, doch Luigi Bertoni-Svensson fand nicht die Zeit zu antworten.
    Der halb liegende Riese nahm den beiden anderen mit einer einzigen ausholenden Handbewegung das Wort.
    »Nur nicht zu neugierig, Botschafter. Stimmt es übrigens, daß man dich den Schafskopf nennt? Nein, werd bloß nicht wütend, ich hab’s nicht bös gemeint«, lächelte der Riese, rieb sich die Augen, betrachtete seine schwarzen Zehen und streckte sich dann wie ein riesiger Tiger zu voller Größe aus, so daß das zartgliedrige Sofa erneut ächzend protestierte.
    »Ich hatte mir gedacht, daß die Herren zum Lunch kommen«, sagte der Botschafter und hob mißbilligend die graumelierten Augenbrauen.
    »Ich glaube und hoffe, Botschafter, daß unsere unkonventionelle Kleidung für Sie kein Ausdruck von Gleichgültigkeit ist. Wir haben getan, was wir konnten, um nicht wie schwedische Offiziere auszusehen, das ist alles«, erklärte Luigi sanft und bestätigend.
    »Ich muß schon sagen, das ist den Herren jedenfalls über Gebühr gelungen«, stellte Ola Ullsten fest, der seine erste Verblüffung allmählich überwand und sich zum Herrn der Situation machen wollte. »Und apropos Lunch, so haben wir uns gedacht…«
    Weiter kam er nicht, da der Riese ihn unterbrach.
    »Teufel, wir brauchen doch nichts zu futtern, schon gar nicht so was Italienisches. Wir haben da unten so viel Spaghetti gegessen, daß wir davon nicht mehr viel vertragen. Wir wollten nur ein paar Sachen abliefern, dann verschwinden wir«, sagte Åke Stålhandske. Er richtete sich im Sofa auf, als wollte er in einem geschäftsmäßigeren Gesprächston fortfahren.
    »Sachen?« fragte der Botschafter, der zunehmendes Unbehagen in sich aufsteigen spürte. »Was für Sachen, und wo befinden sie sich?«
    »Wir

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