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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Er ging um das Gebäude herum zur Rückseite und meldete sich bei dem Wachposten, der uninteressiert einen Telefonhörer abnahm, um eine Bestätigung zu erhalten.
    Zwei Minuten später kam ihm der Kanzleichef des Präsidenten entgegen und nahm ihm den Mantel ab. Er hatte ihn über den Arm gelegt, da er ihn wegen der Tasche nicht hatte anziehen können.
    Weitere zwei Minuten später schloß sich die Tür hinter ihm, und er ging zu seinem Präsidenten, vor dem er sich feierlich verneigte. Das wurde mit einem kurzen, fast mürrischen, aber vermutlich eher besorgten Kopfnicken quittiert. Dann öffnete er das Kombinationsschloß der Kette, mit der die schwarze Tasche an seinem Körper befestigt war, klappte sie auf und schob sie vorsichtig auf den Schreibtisch, an den sich der Präsident inzwischen gesetzt hatte.
    Mauno Koivisto forderte Eero Grönroos mit einer kurzen Handbewegung zum Sitzen auf. Dann nahm er den Umschlag und öffnete ihn mit dem Daumen, genau wie sein sowjetischer Kollege vor einigen Stunden.
    Er las zunächst ein wenig in dem russischen Text, stellte fest, daß der Brief unterschrieben war, und nahm sich dann die englische Übersetzung vor, die er sehr sorgfältig studierte. Er verriet mit keiner Miene, was der Inhalt in ihm auslöste. Dann schob er die beiden Briefe nachdenklich von sich und wandte sich Eero Grönroos zu.
    »Ich danke Ihnen für einen bestens erledigten Auftrag, Herr Ministerialrat. Die Angelegenheit ist tatsächlich so bedeutungsvoll, wie Sie angenommen haben. Ich habe einige Fragen an Sie.«
    Eero Grönroos nickte untertänig, vielleicht mehr angesichts des Problems des Präsidenten seines Landes.
    »Wann haben Sie meinen sowjetischen Kollegen getroffen? Welche Personen waren sonst noch anwesend?« fragte Mauno Koivisto kurz.
    »Es befanden sich zwei Personen im Raum, die ihn verließen, als ich eintrat. Dann waren nur noch der Präsident, sein Englisch-Dolmetscher, den ich übrigens von Bildern her kannte, und ich selbst anwesend.«
    »Und Michail Gorbatschow hat diesen Brief also unter Ihren Augen geschrieben? Sie waren da noch im Zimmer?«
    »Ja. Er hat zunächst Ihren Brief gelesen, Herr Präsident. Dann begab er sich direkt zu seinem Schreibtisch und schrieb den Brief, der jetzt vor Ihnen liegt. Dann unterzeichnete er ihn und ließ seinen Dolmetscher eine Übersetzung anfertigen, ebenfalls von Hand, wie Sie sehen.«
    Der finnische Präsident nickte nachdenklich. Sein Gesicht war völlig verschlossen. Es war unmöglich, seine Reaktion auf das zu erraten, was er soeben gelesen hatte. Er stützte die Hände auf die Schreibtischkante, ruhte einen Augenblick aus, als dächte er nach, dann stand er mit einem Ruck auf. Er streckte die Hand aus, ohne etwas zu sagen, während er gleichzeitig um den Schreibtisch herumging und wie in einer Fortsetzung der Bewegung Eero Grönroos den Arm um die Schultern legte, um ihn dann freundschaftlich, aber entschlossen zur Tür zu geleiten.
    Als sie fast schon an der Tür waren, machte der Präsident einige besorgniserregende Beobachtungen, was den Geruch im Raum anging oder vielmehr Eero Grönroos selbst.
    »Das… es war der letzte Rückflug aus Moskau, und jemand hat mir Bier auf den Anzug gekippt«, erklärte Eero Grönroos nervös. Er fühlte, daß er errötete.
    Ein amüsiertes Glitzern blitzte in den Augen des Präsidenten auf.
    »Na ja«, sagte er. »Es ist nicht einfach da drüben, das ist es wirklich nicht. Gute Nacht und vielen Dank.«
    Als der finnische Präsident wieder allein im Zimmer war, ging er zu seinem Schreibtisch zurück und setzte sich mit einem schweren Seufzen. Die Unruhe, die er seinem Sendboten um keinen Preis hatte zeigen wollen, war jetzt als Schmerz an seinem ganzen Gesicht abzulesen. Er nahm die englische Übersetzung des Briefs und las ihn langsam erneut durch.
    Sehr geehrter Herr Präsident, mit Erleichterung und Dankbarkeit stelle ich fest, daß Sie meine Botschaft trotz des ungewöhnlichen und vielleicht nicht ganz passenden Übermittlungswegs entgegengenommen haben. Ich kann Ihnen hier, sehr geehrter Herr Präsident, in meiner Eigenschaft als Präsident der UdSSR mitteilen, daß ich die schwere Pflicht habe, Ihre Befürchtungen zu bestätigen. Die Situation ist sehr gefährlich und kompliziert dazu. Wir haben es mit bestimmten Kreisen zu tun, die sich in ihrer wahnsinnigen Geldgier und ihrem totalen Mangel an Achtung vor dem Streben der Welt nach Freiheit, Demokratie und Frieden dafür entschieden haben, die

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