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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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erwiderte Carl zögernd. »Wir haben solche Verbände übrigens gar nicht, denn dabei fällt einem nur beispielsweise die Delta Force der USA in Fort Bragg ein oder der britische SAS, der Special Air Service. Diese Verbände füllen mit einer Vorwarnzeit von nur wenigen Stunden eine ganze Hercules-Maschine. Es ist motorisierte Spezialinfanterie, die in kürzester Zeit an jeden Punkt der Erde gebracht werden kann. Solche Möglichkeiten stehen uns nicht einmal annähernd zu Gebote, und natürlich brauchen wir solche Truppen auch gar nicht. Ich halte den Vergleich also gelinde gesagt für übertrieben.«
    »Aber wir besitzen offenbar die Mittel, Spezialeinheiten nach Sizilien zu schicken?« wandte der Echo -Chef ein und zeigte damit, daß er in diesem Punkt nicht nachgeben wollte.
    »Ich möchte darauf hinweisen, daß sich zu keinem Zeitpunkt mehr als vier Angehörige der schwedischen Streitkräfte auf Sizilien aufgehalten haben«, entgegnete Carl trocken.
    »Sollen wir das wirklich glauben? Angesichts der beträchtlichen Zerstörungen, die es auf Sizilien gegeben hat, erscheint es recht merkwürdig, daß nur vier Mann des OP 5 dort unten gewesen sein sollen?« hakte Erik Ponti nach.
    »Vom OP 5 waren wir bei keiner Gelegenheit mehr als zu dritt«, entgegnete Carl, ohne sich provozieren zu lassen. Er ertappte sich dabei, die Situation fast zu genießen. Er hatte das Gefühl, alles in der Gewalt zu haben.
    »Und ich möchte wirklich, daß ihr das glaubt«, fuhr er fort.
    »Es gibt nämlich keinen Grund für Geheimniskrämerei. Man hat mir nicht auferlegt, in dieser Hinsicht etwas zu verbergen. Waren wir zu fünft gewesen, hätte ich es gesagt, wären wir mit fünfzehn Mann dort gewesen, hätte ich es ebenfalls gesagt. Und was du beträchtliche Zerstörungen nennst, so wurden die in erster Linie von den sizilianischen Gangsterorganisationen selbst bewirkt und nicht von uns.«
    »Ihr hattet also so viel Glück, daß die Mafia mit einem Bürgerkrieg begann, als ihr mit nur drei Mann dort unten ankamt?« wandte der Echo -Chef ironisch ein.
    »Nein«, sagte Carl und tat, als hätte er die Ironie nicht gehört.
    »Mit so viel Glück kann man nie rechnen. Wir haben die beiden größten Mafia-Familien dazu provoziert, gegeneinander Krieg zu führen. Daher die große materielle Zerstörung und die gewaltigen Verluste an Material und Menschenleben. Das war es, was wir ihnen zufügen wollten, große Verluste und Kosten. In einer entscheidenden Situation sind wir eingeschritten und haben erklärt, wie die Dinge lagen. Wir haben uns dann erboten, einen Frieden zu vermitteln, um als Gegenleistung unsere gefangenen Mitbürger zurückzuerhalten.«
    »Ihr habt also nicht, wie behauptet wird, Frauen und Kinder umgebracht?« fragte Erik Ponti mit hörbarer und sichtlicher Skepsis.
    »Nein, das haben wir nicht«, entgegnete Carl leise.
    »Und der Gedanke wäre euch gar nicht in den Sinn gekommen?« fuhr Erik Ponti mit noch mehr Schärfe fort.
    »Das kann man nicht behaupten, glaube ich«, erwiderte Carl in dem gleichen ruhigen Tonfall. »Jeder operative Einsatz erfolgt erst nach genauer Abwägung der Kosten und dessen, was man erreichen will. Wir wollten erreichen, daß vier schwedische Staatsbürger freikommen, die als Geiseln gehalten wurden. Dafür waren wir bereit, sehr weit zu gehen, da auch der Gegner darauf eingestellt war. Wir müssen uns klarmachen, daß es sich um die vielleicht rücksichtsloseste Gangsterorganisation der Welt handelt. Wir waren nicht zu einem Picknick dort unten, sondern zu einem Kampfauftrag mit dem Ziel zu siegen.«
    Carls Antwort hatte mehrere Möglichkeiten der Fortsetzung eröffnet, und die beiden Journalisten verstellten sich sofort gegenseitig den Weg, als sie jetzt zum Angriff übergehen wollten.
    »Wenn es also für den Sieg, wie du sagst, notwendig gewesen wäre, hättet ihr auch Frauen und Kinder getötet?« fragte Erik Ponti.
    »Ihr habt also nur bewaffnete Männer getötet, ist es das, was du sagen willst?« fragte der Echo -Chef .
    »Ja, wir haben nur bewaffnete Männer getötet«, erwiderte Carl, der keine Mühe hatte, zwischen den beiden letzten Fragen zu wählen.
    »Aber du mußt doch trotzdem zugeben, daß das Ganze an die Großmächte erinnert, die eine Delta Force oder einen SAS, oder wie diese Verbände heißen, um die Welt schicken?« hakte der Echo -Chef nach.
    »Wie war das nun? Hättet ihr auch Frauen und Kinder getötet, wenn es ›operativ‹ notwendig gewesen wäre?« fragte Erik

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