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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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der Wand. Ripinsky bot mir ein Bier an
und ging, um es zu holen. Ich trat an eines der Regale und studierte die Titel.
    Justice Rides Alone; Horses, Honor, and
Women; Wear a Fast Gun; Hell on the Pecos; Bitter Sage; The Last Days of Horse-Shy
Halloran. Western-Romane offensichtlich. Ich nahm einen Band heraus, der quer auf einigen
anderen lag: Hopalong
Cassidy and the Trail to Seven Pines, verfaßt von einem gewissen Tex Burns. Mit boshaft funkelnden Augen beugte sich
Hoppy über einen am Boden liegenden Mann, während Topper friedlich zuschaute.
Hoppy steckte — du meine Güte! — in lavendelfarbener Kleidung. Das Buch, dachte
ich, könnte leicht zu einem heißen Sammelstück für einen Liebhaber im
Castro-Bezirk werden, dem von San Franciscos Schwulen bevorzugten Wohnviertel.
    Ripinsky kam zurück und reichte mir ein
Budweiser. »Aha, Sie interessieren sich also für meine Western-Romane.«
    »Vor allem für das hier.« Ich hielt den
Hopalong hoch.
    Er grinste. »Ich wette, Sie haben sich
noch nie Gedanken über den alten Hoppy gemacht. Das Buch habe ich nur wegen des
Schutzumschlags gekauft — lesbar ist es nicht. Tatsächlich habe ich meine
Sammlung großenteils wegen der Umschläge zusammengekauft. In den dreißiger und
vierziger Jahren waren sie vor allem bei den Western ganz wunderbar.«
    Er verbrachte einige Zeit damit, mir
die besseren zu zeigen, von denen viele von einem Nick Eggenhofer entworfen
waren. Dann führte er mich zum Regal auf der anderen Seite des Kamins und
zeigte mir ein Buch über Eggenhofers Leben und Werke — es hatte den passenden
Titel Horses, Horses,
Always Horses — und
einige andere Bücher über den Alten Westen.
    »Ich muß gestehen, daß ich nur die
Hälfte der Sachbücher gelesen habe«, sagte er. »Ich ziehe Romane vor. Nach
Ansicht meiner Frau versuchte der kleine Junge in mir, auf diese Weise zu
verhindern, daß ich selbst jemals ein Revolverheld würde.«
    Doch nach dem, was hier so über ihn
geredet wurde, war er in gewissem Sinne genau das geworden. Ich wollte ihn
schon nach den Gerüchten über seine Verbindung zur CIA fragen, aber sein
Gesicht hatte einen melancholischen Zug bekommen, als er von seiner
verstorbenen Frau sprach. Das war jetzt nicht der Augenblick, ihn nach privaten
Dingen zu fragen. Ich hatte das Gefühl, daß es dafür vielleicht nie den
passenden Zeitpunkt geben würde.
    »So«, sagte er und wies mich zur Couch,
»dann erzählen Sie mir mal, was Sie im Tal herausbekommen haben.«
    »Nur wenig, fürchte ich.« Ich
berichtete und endete mit meiner Entdeckung der Holzlatte mit der
Dynamitaufschrift auf Earl Hopwoods Abfallhaufen.
    »Seltsam«, sagte er dazu. Er griff nach
einer Bruyerepfeife auf dem Tisch neben seinem Sessel und fing an, sie zu
stopfen. »Earl schürft nicht mehr viel, und an so etwas Ehrgeiziges wie das
Ausbeuten von felsigem Gestein hat er sich niemals gemacht, auch als ihm das
Land auf der Mesa noch gehörte. Ich kann mir nicht vorstellen, was er mit dem
Dynamit hätte anfangen sollen.«
    »Lily bezweifelt, daß es in der Nähe
seiner Hütte jemals ein Goldvorkommen gegeben hat. Wovon mag er Ihrer Meinung
nach denn leben?«
    Ripinsky zündete seine Pfeife an. Durch
den aufsteigenden Rauch sagte er: »Ich bin sicher, daß er im Lauf der Jahre
eine schöne Menge Gold stromauf, stromab gefunden hat, und außerdem ist er
sozialversichert. Sie dürfen eines nicht vergessen — in diesem Teil unseres
Landes kostet das Leben nicht viel, vor allem bei dem Lebensstil, an den Earl
sich mit der Zeit gewöhnt hat.«
    »Mit der Zeit?«
    »Earl war nicht immer Goldschürfer. Bis
vor zwanzig Jahren hat er die Tankstelle gegenüber dem Parkplatz mit diesen
Bürowohnwagen betrieben. Dann hat seine Tochter Peggy — sie war so alt wie ich
und ist mit mir in die Schule gegangen — die Stadt verlassen, und Earl hat
keinen Grund mehr gesehen, länger zu bleiben. Also gab er die Tankstelle auf
und zog hinaus ins Tal.«
    »Lily sagt, er sitzt ohne Besitzrecht
auf dem Land.«
    »Da hat sie wahrscheinlich recht.
Ehrlich gesagt, habe ich darüber nie nachgedacht. Earl sagt, es sei sein Claim,
aber nachdem Sie das jetzt erwähnen, sehe ich auch nicht, wie er in dem Canyon
an genug Gold kommen sollte, um sich eintragen zu lassen. Und selbst wenn genug
da wäre, bezweifle ich, daß er die Mühe auf sich nimmt. Nachdem Peggy fort war,
hatte Earl die Lust an allem verloren.«
    »Sie war sein einziges Kind?«
    »Ja. Earl hat seine Frau früh verloren
und seine

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