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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Tochter seit dem Säuglingsalter aufgezogen. Die hübsche Peggy haben
wir sie genannt. Sie war zu hübsch, um ihr Leben in Vernon zu vertrödeln.«
    »Wie ist es ihr ergangen?«
    »Sie ist nach Berkeley gegangen,
angelte sich irgendeinen Job und ging an die Universität. Hat sich gut
verheiratet — zwei- oder dreimal.«
    »Könnte es möglich sein, daß Hopwood
die letzten beiden Wochen bei ihr war?«
    »Eigentlich nicht. Der längste Besuch
bei Peggy, an den ich mich erinnere, dauerte ein Weihnachts-Wochenende.«
    »Ich sollte dem trotzdem nachgehen. Wie
heißt sie jetzt?«
    Ripinsky dachte nach und schüttelte den
Kopf. »Falls ich den einen oder anderen Namen ihrer Ehemänner gewußt haben
sollte, habe ich ihn vergessen.«
    »Wer könnte ihn kennen?«
    »Vielleicht Rose Wittington. Hat sich
immer um Peggy gekümmert, als sie klein war, und sie haben sich gemocht. Sonst
fällt mir niemand ein — sie hat alle Verbindungen zu Vernon abgebrochen, als
sie ging.«
    Wie du, dachte ich. Aber du bist
zurückgekommen.
    Ich fragte ihn: »Was halten Sie von
Lilys Idee, daß Hopwood drüben in Nevada den Erlös aus seinem Landverkauf
verlebt?«
    »Im ersten Moment scheint das Sinn zu
machen, aber es käme mir seltsam vor.«
    »Mir auch. Und dann gibt es bei dem
Geschäft mit Transpacific ja auch noch den anderen Mann — Franklin Tarbeaux.
Wieso weiß über den niemand etwas?«
    Ripinsky runzelte die Stirn. »Wissen
Sie, dieser Name nervt mich. Klingt mir irgendwie bekannt, schon immer. Aber
ich kriege ihn nicht unter.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie ihm nicht
irgendwann einmal begegnet sind?«
    »Weil ich selber so einen ausgefallenen
Namen habe, bleiben auch andere durchaus bei mir hängen. Hätte ich Tarbeaux
kennengelernt, würde ich mich daran erinnern.«
    »Das sagt Lily auch. Ich bin bei ihr
vorbeigegangen, als ich von Hopwoods Hütte zurückkam, und wollte sie fragen, ob
sie davon wußte, daß er Dynamit benutzte, oder ob sie mal eine Explosion gehört
hat, als er noch im Tal war. Aber sie war nicht da. Haben Sie eine Vorstellung,
wo sie an einem Samstagabend stecken könnte?«
    Er lächelte. »Ihr Stadtmenschen führt
ein kompliziertes Leben, bei den vielen Möglichkeiten. Hier indessen... Falls
Lily nicht auf ein Sechserpack oder wegen ihrer Wäsche in die Stadt gefahren
ist, gibt es nur noch einen Ort — Zelda’s.«
    »Natürlich. Ich werde dort wohl mal
vorbeifahren und mit ihr reden.«
    Ripinsky leerte seine Pfeife in den
Aschenbecher, stand auf und streckte sich. »Wenn Sie wollen, komme ich mit und
leiste Ihnen Gesellschaft.«
    »Ich habe Ihnen schon den Abend
zerrissen.« Ich zeigte auf das Buch, das er bei meiner Ankunft in der Hand
gehabt hatte.
    »Das geht schon in Ordnung. Ich muß mal
hier raus.« Er sah sich kurz im Zimmer um, als suche er die Schatten von
jemandem, der nicht mehr da war. »Erinnerungen«, fügte er mit dem Anflug eines
wehmütigen Lächelns hinzu.
    »Ich weiß.« O ja, ich wußte es.
Bittersüße Erinnerungen hatten mich zwar in letzter Zeit nicht mehr
heimgesucht, aber bis vor ein paar Monaten schienen sie das einzige gewesen zu
sein, was ich hatte.
     
    Um acht Uhr war der Parkplatz von
Zelda’s so überfüllt, daß ich den MG am Straßenrand abstellen mußte. Ich
wartete, bis Ripinskys Morgan hinter mir stoppte, stieg aus und ging zu ihm.
Der Abend war jetzt kalt geworden. Der Vollmond warf einen eisigen
Lichtschimmer über den Tufa Lake. Ich zog den Reißverschluß meiner
Wildlederjacke zu und stopfte die Hände in die Taschen, froh, daß ich sie heute
morgen mitgenommen hatte.
    Zelda’s rotgoldenes Neonschild warf ein
Willkommen gegen den schwarzen Himmel. Aus dem Haus schlug uns Musik entgegen —
Country-Musik mit einem harten Beat. Ich bin zwar mit der Rock-Musik groß
geworden, aber in den letzten Jahren hatte sich mein Geschmack in Richtung
Klassik und Country gewandelt. Klassik, weil sie mich beruhigt und inspiriert.
Country-Musik, weil sie entweder lebendig und humorvoll ist oder mich so
gefühlvoll einwickelt, daß ich weiß, so schlimm kann es mir im wirklichen Leben
nie gehen. Einsam sein Liedchen pfeifen, Songs über verlorene Wochenenden, über
das Leben im Knast und über jede Art gebrochener Herzen — das läßt einen vielleicht aufleben. Übrigens habe ich eine
familiäre Bindung an die Country-and-Western-World: Der Mann meiner Schwester
Charlene, Ricky Savage, kam seinerzeit mit seinen »Cobwebs in the Attic of My
Mind« groß heraus, und es folgten dann Hits

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