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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Weile sagte er: »Ja, das war für uns alle eine schlimme Zeit
— aus vielerlei Gründen.« Er hatte in derselben Woche seinen ältesten und
besten Freund durch Aids verloren. »Aber schließlich sind wir mit der Zeit doch
alle darüber hinweggekommen.«
    »Außer Rae.«
    »Ja.« Sein Blick richtete sich für
einen Moment nach innen, als wolle er seine wahren Gefühle darauf testen, ob er
den Zwischenfall tatsächlich überwunden hatte. »Rae hält dich keineswegs für
einen schlechten Menschen, Shar. Sie hat nur Angst.«
    »Vor mir ?«
    »Das meine ich nicht.«
    »Was dann?«
    »Warum fragst du sie nicht selber?«
    »Würde sie es mir sagen?«
    »Ich frage mich, ob ihr überhaupt
bewußt ist, daß sie Angst hat. Aber wenn du mit ihr darüber sprichst, könnte
sie das zwingen, sich dem zu stellen, was wirklich in ihr vorgeht.«
    Ich schüttelte verwirrt den Kopf.
»Manchmal kannst du so verdammt... kumulös sein!«
    »Gibt es das Wort?«
    »Ich weiß nicht. Schau nach.« Ich ging
hinauf in mein Büro, die Nachricht in der Hand.
    Die gelbe Rose in der Vase auf meinem
Schreibtisch war welk geworden, und braune Blütenblätter lagen auf der Ecke
meines Merkbuchs. Während ich sie in den Papierkorb wischte, nahm ich mir vor,
George anzurufen, sobald er aus Stanford zurück sein mußte. Dann setzte ich
mich und wählte die auf dem Zettel notierte Nummer in Sacramento.
    Miss Ryder war zuständig für das Register
und hatte bereits Alvin K. Knights Akte gezogen. Sie teilte mir mit, daß Mr.
Knight seit 1973 bei ihnen geführt werde. Seit diesem Datum habe es nur eine
Beschwerde gegen ihn gegeben, und die sei später wieder zurückgezogen worden.
    »Worum ging es da?«
    »Tut mir leid. Da sie zurückgezogen
wurde, darf ich keine Einzelheiten nennen.«
    Warum hatte sie es dann überhaupt
erwähnt? »Gibt es eine Agentur oder sonstige Berufsorganisation, von der ich
Referenzen über Mr. Knight bekommen könnte?«
    »Versuchen Sie es bei der American
Society of Consulting Geologists and Mineralogists in Berkeley.« Sie gab mir
die Nummer.
    Ich rief in Berkeley an und sprach mit
einem Mr. Hay. Er war nicht an bürokratische Einschränkungen gebunden und
konnte mir eine Menge über Alvin Knight erzählen.
    »Mr. Knight hat vor fünf Jahren seine
Mitgliedschaft bei uns gekündigt«, sagte er. »Er war wegen Verstoßes gegen das
Berufsethos vor unseren Beschwerdeausschuß zitiert worden. Er hatte ein
Gesteinsgutachten über einen Claim gefälscht, der gerade beim Landvergabebüro
eingetragen werden sollte.«
    Ich nahm die Akte, die Anne-Marie mir
über Goldminen zusammengestellt hatte, aus einem Ablagekorb. »Die Eintragung
eines Claims beim Landvergabebüro läuft darauf hinaus, daß man es kauft, nicht
wahr? Die Regierung vergibt den Besitztitel an den Antragsteller für eine
bestimmte Summe pro Acre, ohne weitere Bedingungen?«
    »Das ist im wesentlichen richtig. Der
Rechnungshof hat zwar empfohlen, das Gesetz über die Vergabe von Schürfrechten
abzuändern und den Erwerbern von Claims nur diese Rechte zu verkaufen und nicht
das Land selbst. Das war eine Reaktion auf eine Reihe von Vorfällen, wo Leute
billig Land erworben, dort aber gar nicht geschürft haben. Auf diesem Wege sind
sie billig an wertvollen Grund gekommen. Doch bislang ist es bei diesem
Vorschlag geblieben.«
    »Und was muß man nun tun, um sich mit
einem Claim eintragen zu lassen?«
    »Vor allem muß der Bewerber dem Büro
nachweisen, daß auf dem Land wertvolle Mineralien gefunden wurden und daß es
darüber ein Gutachten gibt, und zwar von einem beim Landvergabebüro
registrierten Fachmann.«
    »Und Knight hatte die Qualifikation?«
    »Ja. Leider wurden Zweifel an der
Stichhaltigkeit seines Gutachtens laut. Eine beunruhigte Gruppe von
Umweltschützern hatte bei einer staatlichen Agentur eine Beschwerde
eingebracht, weil sie fürchtete, Knight sei an einem Komplott beteiligt, bei
dem Land zu anderen als Schürfzwecken erworben werden sollte. Die Beschwerde
wurde später zurückgezogen, aber wir hielten es doch noch für notwendig, ihn
vor den Ausschuß zu zitieren und eine Erklärung zu verlangen.« Mr. Hays Stimme
hatte einen Unterton von Schadenfreude angenommen. Offenbar hatte er Knight
nicht gemocht — oder er war nur einer von diesen Menschen, die sich am Pech
anderer Leute weideten.
    Doch was er zu berichten hatte,
animierte mich, vorsichtig weiterzutasten. Also fragte ich: »Ihres Wissens
steht Mr. Knight noch auf der Gutachterliste des

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