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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Landvergabebüros?«
    »Ich sehe keinen Grund, warum sein Name
hätte gestrichen werden sollen.«
    »Aber er hat lieber seine
Mitgliedschaft in Ihrer Gesellschaft gekündigt, als vor Ihren Ausschuß zu
treten.«
    »Ja. Mr. Knight gehört nicht zu den
Leuten, die gut auf Autoritäten zu sprechen sind.«
    Da ich Mr. Hays selbstgefälligen Ton
nicht mochte und selber genausowenig gut auf Autoritäten zu sprechen bin,
entdeckte ich in mir eine gewisse Sympathie für den Geologen. Allerdings keine
so große, daß ich nach dem Gespräch nicht sorgfältig meine Unterlagen
durchgegangen wäre. Besonders interessierte ich mich für zwei Zeitungsartikel
mit den Überschriften »FORSTBEHÖRDE WARNT VOR VERKAUF VON EHEMALIGEM BUNDESLAND
ZU ANDEREN ALS SCHÜRFZWECKEN!« und »SCHÜRFER KAUFT LAND ZU SPOTTPREISEN«.
    Kurz vor drei wählte ich Knights Nummer
und hängte gleich ein, als der Geologe sich meldete. Dann fuhr ich los, um ihn
direkt aufzusuchen.
     
    Alvin Knight war nicht gerade erfreut,
als ich auf seiner Schwelle stand, aber mein ramponiertes Äußeres lenkte ihn
ab, und bevor er mich noch aufhalten konnte, stand ich schon in seiner Wohnung.
Er gaffte mich an und sagte: »Miss McCone, was hat das zu -«
    »Wir müssen miteinander reden. Gehen
wir in Ihr Büro?«
    »Ich bin sehr beschäftigt — «
    Ich ging an ihm vorbei auf den Raum im
hinteren Teil der Garage zu. »Ich bezweifle, daß Sie zu beschäftigt sind, um
sich anzuhören, was ich zu sagen habe.«
    Knight rührte sich nicht von der
Stelle, die Hand auf dem Knauf der offenen Tür. Ich blieb am anderen Ende des
Vorraums stehen und sah ihn mit ungeduldig hochgezogenen Brauen an. Er legte
die Stirn in Falten und schob Lippen und Unterkiefer vor, bis er wie die
Karikatur einer Bulldogge aussah. Nach einer Weile zuckte er schwach mit den
Schultern und zog die Tür hinter sich zu. Ich ging weiter zu seinem Büro.
    Der kleine, dämmerige Raum sah genauso
aus wie am Abend zuvor. Nicht ein Blatt war verschoben, die Staubschicht
nirgends aufgewirbelt. Womit Knight auch immer beschäftigt sein mochte, Arbeit
war es nicht. Er folgte mir und bot mir den Regiestuhl an. Dann setzte er sich
selbst. Ich blieb stehen.
    »Mr. Knight«, sagte ich, »Sie stehen
auf der Liste der zugelassenen Gutachter beim Landvergabebüro, nicht wahr?«
    Er nickte. Argwöhnisch, dachte ich.
    »Und vor fünf Jahren hat eine
Umweltschutz-Organisation gegen Sie eine Beschwerde erhoben, weil sie meinte,
Sie hätten ein falsches Gutachten über einen Goldschürfer-Claim abgegeben, der
beim Vergabebüro eingetragen werden sollte?«
    »Die Beschwerde war völlig haltlos und
wurde später zurückgezogen — mit dem Ausdruck größten Bedauerns.«
    »Welche Gruppe hatte die Beschwerde
eingereicht?«
    »Die California Coalition for
Environmental Preservation.«
    »Und wo befand sich der Claim?«
    »In Lassen County.«
    »Nicht Mono County?«
    Er schüttelte den Kopf, jetzt mit
unverhohlenem Argwohn.
    »Und wurde der Claim dann eingetragen?«
    »Ja. Wie gesagt, die Beschwerde war
völlig haltlos.«
    »Aber als die American Society of
Consulting Geologists and Mineralogists Sie vor ihren Untersuchungsausschuß
zitierte, damit Sie sich zu der Beschwerde äußerten, zogen Sie es vor, die
Mitgliedschaft zu kündigen.«
    »Das war eine Beleidigung! Das ist
ohnehin nur ein Verein von Nichtstuern.«
    »Ich verstehe. Und seitdem haben Sie
weiter Ihre Gutachten für Bewerber beim Landvergabebüro gemacht?«
    »Natürlich. Worauf wollen Sie
eigentlich hinaus?«
    Ich trat zwei Schritte vor und setzte
mich auf eine Ecke seines Schreibtischs. Meinen Aktenkoffer stellte ich neben
mich auf einen Stapel Papiere. »Ich interessiere mich für den
Genehmigungsprozeß. Kann der Bewerber sich einen beliebigen Gutachter von der
Liste des Büros wählen?«
    »Ja.«
    »Und nach welchen Kriterien sucht eine
Person oder eine Gesellschaft ihn aus?«
    »Manchmal ist es einfach der Standort —
wohnt der Gutachter in dem Gebiet? Oder der Termin entscheidet: Wer ist in dem
vorgeschriebenen Zeitraum gerade frei? In anderen Fällen kennt der Bewerber den
Gutachter oder seine Arbeit.«
    »Oder seinen Ruf?«
    »Ja, natürlich.«
    Ich öffnete meinen Aktenkoffer und
holte die Akte zum Thema Goldschürfen heraus. Knight sah mißtrauisch zu, wie
ich sie bis zu den Kopien der ausgefüllten Eintragungsformulare über die 700
Acres durchblätterte, die Mick Erickson — unter dem Namen Franklin Tarbeaux —
an die Transpacific Corporation

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