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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Januar ausgezahlt wird. Man hat mir zugesagt, daß nichts von den Plänen
publik wird, bevor ich von hier weg bin.«
    »Und ich habe recht, was die Pläne
angeht?«
    Schweigen.
    »Also, Ihnen zuliebe hoffe ich, daß sie
viel zahlen. Der arme Earl Hopwood ist nicht so gut davongekommen: Er ist nicht
nur um den ordentlichen Marktwert seines ererbten Landes betrogen worden. Auch
sein Traum, daß die Mine wiedereröffnet wird, ist dahin. Und den Menschen in
Mono County geht es ebenfalls nicht besser: Promiseville ist ruiniert, und das
Ökosystem des Tufa Lake wird mit Sicherheit leiden.«
    »Natürlich«, fügte ich hinzu, »haben
Lionel Ong und Transpacific sich eine Goldmine zugelegt — eine touristische.
Und auch Mick Erickson: Er hat wahrscheinlich eine fette Provision kassiert —
bevor sie ihn getötet haben.«
    Knight schauderte.
    »Was hat Hy Ripinsky bekommen?« fragte
ich.
    »Ich weiß nicht — «
    »Und wo steckt Ong? Ist er schon in
Mono County angekommen? Haben Sie von ihm gehört?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Warum geht er nach Mono County?«
    Keine Antwort.
    »Knight—«
    Er schüttelte den Kopf, stand auf und
stützte sich dabei schwer auf die Armlehnen seines Sessels. Vorhin hatte seine
untersetzte Gestalt kraftvoll gewirkt. Jetzt sah er schwach und gebrechlich
aus. Er sagte: »Sie haben gesagt, Sie wollten die Wahrheit wissen und mich dann
in Ruhe lassen. Sie haben sie erfahren. Jetzt gehen Sie.«
    »Sie haben mir nicht alles gesagt — «
    »Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß.
Sie haben eine Minute Zeit zu verschwinden, und dann rufe ich die Cops.«
    »Das würde Sie in eine schlimme Lage
bringen.«
    »Nicht schlimmer als die, in der Sie
dann wären.«
    Er war im Vorteil, aber ich nahm mir
die ganze Minute zum Verschwinden.
     
     
     

20
     
    Die Telefonzelle oben am Portola Drive
war besetzt, als ich dort ankam, und ich ertappte mich amüsiert dabei, daß ich
schon so etwas wie einen Besitzanspruch an der Zelle geltend machte. Als sie
frei wurde, rief ich Ted an und ließ mir die Nachrichten für mich durchgeben:
eine von George und eine von Marcy Cheung.
    George ließ mich wissen, daß er um
sieben bei mir zu Hause vorbeikomme. Mir fiel einfach nicht mehr ein, was wir
uns vorgenommen hatten, deshalb rief ich ihn an und fragte ihn. Der
schmerzliche Tonfall, in dem er mich daran erinnerte, daß wir Karten für die
Abendvorstellung im American Conservatory Theatre hatten, machte mir deutlich,
wie sehr ich ihn in letzter Zeit vernachlässigt hatte. Nachdem er nun sogar bei
meiner Mutter einen ganzen Tag Kavaliersdienste geleistet hatte, hatte mein
Liebhaber eine solche Behandlung nun wirklich nicht verdient. Ich bat ihn um
Verzeihung — wahrscheinlich mehr als nötig — und nahm mir vor, mich zu bessern.
    Aber als ich dann die Nummer der
Sino-American Alliance wählte, ging mir auf, daß dies für George der erste
Vorgeschmack auf mein Benehmen war, wenn ich an einem komplizierten Fall
arbeitete. Natürlich hatte er schon gelernt, sich mit meinen langen und
unregelmäßigen Arbeitszeiten und unseren gelegentlich über den Haufen
geworfenen Plänen zu arrangieren. Genauso hatte ich gelernt, mich an seine
Launen beim Schreiben und an seine Stundenpläne zu gewöhnen. Aber er hatte
vielleicht doch seine Probleme, mit einer konzentriert und zwanghaft
arbeitenden Frau umzugehen. Und zu der wurde ich, wenn ich mich in einen Fall
vertiefte.
    Diesmal lag Marcys Hörer ausnahmsweise
nicht neben der Gabel. »Ich habe von Lionel Ongs Sekretärin erfahren, daß man
bei Transpacific langsam in Panik gerät«, sagte sie, kaum daß ich mich gemeldet
hatte.
    »Wurde ein Lösegeld gefordert?«
    »Nichts dergleichen. Aber sie erreichen
Ong nirgends. Er hat eine wichtige Verabredung zum Lunch nicht eingehalten und
eine Reihe Gespräche. Außerdem gibt es an der Börse in Tokio ein dringendes
Problem, zu dem nur er eine endgültige Entscheidung treffen kann.«
    »Das hört sich nun gar nicht so an, als
habe er sein Verschwinden inszeniert.«
    »Nein. Ich habe auch mit meinem Freund
geredet, der die Frau kennt, die Ong angeblich am Tel Hill beherbergt. Er
bezweifelt, daß sie Ongs Freundin ist. Meint, sie verhält sich nicht so, auch
wenn sie die Wohnung immer mit eigenem Schlüssel betritt und die Stapel Post
durchgeht, die sich dort ansammeln. Aber zwischen den beiden hat es nicht
gefunkt.«
    »Wie heißt sie?«
    »Ong hat sie ihm nur als Margot
vorgestellt. Sie ist zierlich, blond, Mitte Dreißig. Gutaussehend,

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