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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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verkauft hatte. Ich zeigte ihm die letzte Seite
des mineralogischen Gutachtens und fragte: »Ist das Ihre Unterschrift, Mr.
Knight?«
    Er sah sie an und nickte.
    »Als Mick Erickson — oder wie er in
diesen Dokumenten heißt: Franklin Tarbeaux — Sie als Gutachter für diesen Claim
in Mono County aussuchte, welches Kriterium wandte er da an?«
    »Ich verstehe nicht — «
    »Hat er Sie ausgewählt, weil Sie in der
Nähe wohnten? Oder weil Sie verfügbar waren? Hatten Sie früher schon für ihn
gearbeitet?«
    Keine Antwort.
    »Oder war es Ihr Ruf? Ihr Ruf als
jemand, der falsche Angaben über die Vorkommen in einem Claim macht, damit der
Vergabeprozeß erleichtert wird.«
    Knight ballte seine plumpen Hände zu
Fäusten. Mein Körper versteifte sich, aber er legte nur beide Fäuste auf die
Schenkel und starrte sie an. Ich entspannte mich wieder und war jetzt sicher,
auf der richtigen Spur zu sein. Ein unschuldiger Mann hätte sich dagegen
verwahrt und mich aus dem Haus gewiesen, aber Knight tat weder das eine noch
das andere.
    »Haben Sie Erickson gefragt, warum er
einen falschen Namen auf den Bewerbungen angab?«
    »Das hatte irgendwas... irgendwas damit
zu tun, daß er das Minengeschäft von seiner Beratungstätigkeit trennen wollte.«
    »Und das haben Sie ihm geglaubt?«
    Achselzucken.
    »Vielleicht hat es Sie auch nicht
gekümmert. Die Benutzung eines falschen Namens ist ja eine Kleinigkeit im
Vergleich zur Fälschung eines mineralogischen Gutachtens. Hat Erickson Ihnen
dann später den Job als leitender Geologe beim Golden-Hill-Projekt verschafft?«
    »...Ja.«
    »Und Sie haben dort oben bis vor ein
paar Wochen Proben genommen — oder so getan, als ob?«
    »Ja.«
    »Ja — was? Tatsächlich Proben genommen
oder nur so getan?«
    »Also gut — ich habe getan, als ob.«
    »Weil in dem Claim, den Erickson an
Transpacific verkauft hat, nur wenig Gold zu finden ist — wenn überhaupt. Und
die Mine auf dem Land, das sie Earl Hopwood abgekauft haben, ist auch schon
ziemlich ausgebeutet.«
    Endlich sah Knight auf. Seine schlaffen
Gesichtszüge zeigten, daß er sich geschlagen gab. Sein Blick war trübe vor
Angst.
    Ich fuhr fort: »Die Leute von
Transpacific konnten ganz legal mit dem Hopwood-Land machen, was sie wollten,
denn sie hatten es von einer Privatperson erworben. Allerdings gab es gegenüber
der Öffentlichkeit ein Problem. Und die siebenhundert Acres früheren
Bundeslandes nicht zu Schürfzwecken zu nutzen, war sogar ein noch größeres
Problem — wegen der Querelen mit der Regierung, die auf Einhaltung ihrer
Vorschriften bestehen müßte. Würde aber auch dieses Land von einer Privatperson
erworben, dann...«
    Ich holte tief Luft. »Der nicht
existente Mittelsmann, Franklin Tarbeaux, war die perfekte Lösung. Er würde das
Land an Transpacific verkaufen und danach verschwinden. Sollte sich später
durch Bodenproben herausstellen, daß die Gesellschaft von Tarbeaux hereingelegt
worden war, hätte sie die Sympathien auf ihrer Seite. Wer würde ihr dann
Vorwürfe machen, wenn sie das Gebiet, in das sie so viel Kapital gesteckt
hatte, so nutzte, daß wenigstens ihre Investition wieder hereinkam?«
    »Was könnte sie denn Ihrer Meinung nach
überhaupt in so einer gottverlassenen Gegend anstellen?« fragte Knight.
    »Kommen Sie, Knight. Sie waren da
draußen. Sie haben den See gesehen, die Vulkankrater, die Geisterstadt. Wenn
sie dort in die Mesa ein Erholungszentrum der Luxusklasse mit angeschlossenem
Flugplatz stellen, dann sind sie in ein paar Jahren in den schwarzen Zahlen.
Und das genau ist die Branche, in die sich Transpacific begeben hat —
Luxus-Erholungszentren.«
    Knight seufzte schwer.
    Ich nahm seine Reaktion als Zeichen,
daß er nicht mehr das Unschuldslamm spielen wollte, und nutzte meinen Vorteil.
»Sie müssen Ihnen für Ihre Hilfe einen Haufen Geld bezahlt haben«, sagte ich.
»Anders als Mick Erickson mußten Sie Ihren echten Namen unter diese Dokumente
setzen. Wenn die Sache auffliegt, werden Sie nie mehr in Ihrem Beruf arbeiten
können. Vielleicht werden Sie sogar strafrechtlich verfolgt.«
    »Sie können von alledem nichts
beweisen. Sie können mir nichts anhaben.«
    »Ich habe kein Interesse daran, daß Sie
verfolgt werden. Ich möchte nur die Wahrheit wissen, dann lasse ich Sie in
Ruhe. Haben sie Ihnen genug gezahlt, daß Sie sich zurückziehen und verschwinden
können?«
    Sein Nicken war kaum wahrnehmbar.
    »Warum sind Sie dann noch hier?«
    »Weil der größte Teil des Geldes erst
am 1.

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