Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
ausgesehen hatte, und sprang zu der Zauberin herunter.
»Eine interessante Frau«, sagte er und bemühte sich eisern, sich das wahre Ausmaß seiner Faszination nicht anmerken zu lassen.
Syloras Grinsen verriet ihm, dass sie seine wahren Gefühle nur zu gut durchschaute.
»Sie ist keine Schönheit«, wehrte Jestry eilig ab. Er kam sich unglaublich dämlich vor.
»Verführt von einem hübschen Lächeln und einem netten Wort …«, erwiderte Sylora spöttisch. Ihrem Tonfall nach regte sie sich nicht besonders auf. »Junge Männer sind eine so leichte Beute.«
»Nein, meine liebste Herrin …«
»Hüte deine Zunge, Jestry«, unterbrach ihn die Zauberin. »Sonst schneide ich sie dir ab und hüte sie für dich.« Trotz dieser Drohung und der Tatsache, dass Sylora sie zweifellos in die Tat umsetzen konnte, vermittelte ihre kehlige Stimme auch diesmal, dass sie sich eher amüsierte, ja, ihn geradezu bemitleidete. Sie trat an die Brüstung des Balkons. »Du magst sie also?«
»Nein, ich meine, ich …«
»Du fürchtest sie?«
»Keineswegs!«, protestierte er.
»Gut, denn es kann sein, dass du in den nächsten Tagen ziemlich viel mit Arunika zu tun hast«, erklärte Sylora. »Ist dir das recht?«
»Ich tue, was Sylora verlangt«, erwiderte der Ashmadai gehorsam. »Ich stelle Sylora Salm keine Fragen.«
»Gut, denn ich verlange Folgendes von dir – und enttäusche mich nicht: Wenn du mit Arunika zusammen bist, wirst du tun, was sie dir sagt. Wenn sie verlangt, dass du dich umbringst, tust du das.«
Jestry schluckte, nickte aber. Als Ashmadai war das seine Pflicht.
»Und wenn sie mit dir ins Bett will, gilt dasselbe«, fügte Sylora hinzu.
Jestry schluckte noch heftiger und versuchte, nicht zu eifrig zu erscheinen.
»Verstanden?«
»Ja …«, wollte er sagen, brachte das Wort aber nicht wirklich heraus. Schließlich schüttelte er betreten den Kopf und sagte: »Nein.«
Sylora lachte. Dann strich sie ihm liebevoll übers Gesicht. »Mein armer, unschuldiger Krieger«, sagte sie. »Fürchtest du, dass so etwas mit jemandem wie Arunika mich eifersüchtig machen könnte?«
Jestry überlegte. Er müsste »Nein« sagen und dass er sich genau davor fürchtete und am besten damit herausplatzen, dass Arunika natürlich nicht annähernd so schön war wie Sylora und dass er in Wahrheit nur Sylora lieben könnte.
Er dachte eine ganze Menge.
Doch er sprach es nicht aus.
Sie tänzelte von ihm weg zur Brüstung, wo sie hinübersprang, durch die Magie ihres Mantels die Gestalt einer riesigen Krähe annahm und dann mit weit ausgebreiteten Flügeln zum Hof hinuntersegelte.
Jestry fühlte sich zur Brüstung gezogen und sah die Gestalt aufleuchten. Er beobachtete, wie sie sich wieder in die Frau verwandelte, die er anbetete.
Die Sache lief nicht gut. Offenbar hatte Barrabas das Kundschafternetzwerk der Niewinter-Enklave unterschätzt.
»Ich habe Freunde in der Gegend«, sagte Barrabas.
»Shadovar?«, fragte Jelvus Grinch.
Barrabas lächelte unschuldig. Er wusste, dass diese Frage rein rhetorisch war. »Meine Freunde sind Feinde der Sekte, die sich im Wald von Niewinter ausbreitet. Reicht euch das nicht?«
Die Umstehenden wurden unruhig.
»Wir haben Grund zu der Annahme, dass diese Fanatiker, die für die Katastrophe verantwortlich waren, die diese schöne Stadt zerstört hat, jetzt unweit eures Wiederaufbaus ganz abscheuliche schwarzmagische Dinge vorhaben. Sie haben aus den Toten, die der Katastrophe zum Opfer fielen, eine Armee aufgebaut, und damit werden sie die«, er sah sich um und musterte die Ansätze des Wiederaufbaus, »unzureichenden Mauern stürmen, die ihr errichtet habt.«
»Wir sind keine einfachen Bauern«, hielt eine Frau dagegen. »Jeder hier kann eine Waffe führen, und zwar gut!«
Rundherum erhob sich Jubel, und Jelvus Grinch, der allgemein als Sprecher von Niewinter galt, plusterte sich unwillkürlich ein wenig auf.
Falls Barrabas davon beeindruckt war, ließ er es sich nicht anmerken.
»Sie werden euch überrennen«, erklärte er. »Und selbst wenn ein paar von euch entfliehen oder irgendwie standhalten können, werden diejenigen, die umkommen, als Zombies zurückkehren und auf der Seite eurer Feinde stehen.«
Das nahm ihnen ziemlich viel von ihrer Euphorie.
»Und du bietest uns deine Dienste an?«, sagte Jelvus Grinch, worauf Barrabas nickte. »Und die deines Volkes, der Shadovar?«
»Ich bin kein Shadovar.«
»Aber du bist einer von ihnen.«
»Vorläufig vielleicht. Das geht euch nichts
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