Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
an.«
»Wir mögen das Reich Nesseril nicht besonders!«
»Und sie legen weder auf euch noch auf eure Stadt besonderen Wert«, entgegnete Barrabas. »Ihre Pläne hier haben nichts mit euch zu tun.«
»Die Nesserer waren in Niewinter vor der Katastrophe ziemlich bekannt«, erklärte Jelvus. »Manche sagen, ein Nesser-Fürst sei am Ende mächtiger gewesen als der Fürst von Niewinter.«
»Das ist lange her.«
»Und jetzt ist es ihnen egal?«, rief die Frau von vorhin.
»Es sind erst zehn Jahre!«, fügte Jelvus Grinch hinzu.
»Habt ihr schon Nesserer in der Stadt gesehen?«, fragte Barrabas. »Haben sie irgendeinem eurer Bürger etwas getan?«
»Warum bist du dann hier?«, wollte Jelvus wissen. »Wenn deine Verbündeten bezüglich Niewinter keine Pläne haben, warum legen sie dann überhaupt Wert auf uns?«
»Meine Verbündeten kämpfen gegen die Sekte, das wisst ihr. Wenn die Sekte Niewinter überrennt«, jetzt wandte er sich an die Menge, »wenn ihr alle getötet werdet, damit ihr euch der Untotenarmee der Sekte anschließen könnt, werden die Shadovar es im Wald von Niewinter noch schwerer haben.«
»Ein Zweckbündnis also?«, überlegte Jelvus Grinch, als sich das Geraune gelegt hatte.
Barrabas zuckte unverbindlich mit den Schultern. »Wenn überhaupt ein Bündnis«, sagte er wenig überzeugt. »Ich bin gekommen, um euch zu warnen, dass ein Angriff drohen könnte. Ich biete euch meine Dienste als Kundschafter an, dazu meinen Schwertarm, falls es zum Kampf kommt, nicht mehr und nicht weniger.«
»Kannst du denn überhaupt kämpfen?«, rief ein Mann von hinten.
Barrabas’ Lächeln war alles andere als unschuldig. Diese Miene hatte er schon in seiner Kindheit in Calimhafen perfektioniert. Sie drückte unerschütterliches Selbstvertrauen aus und wirkte dadurch sehr einschüchternd. Er brauchte gar nichts zu sagen.
Jelvus Grinch zumindest hatte allein durch einen Blick in sein Gesicht die Wahrheit erkannt.
»Eine Allianz mit den Shadovar kann ich nicht gutheißen«, erklärte er.
»Du wirst aber auch nicht aktiv davon abraten«, folgerte Barrabas aus seinem Ton. »Und ich bin kein Shadovar.«
»Deine Hilfe wäre … willkommen.«
Barrabas nickte, und Jelvus zerstreute die Menge mit der Aufforderung, wieder an die Arbeit zu gehen und die kläglichen Befestigungen rund um den neuen Ort zu verstärken.
»Glaubst du wirklich, dass die Untoten kommen werden?«, fragte der Sprecher Barrabas, als sie zu zweit davongingen.
»Wahrscheinlich. Die Sekte wollte den Vulkan ein zweites Mal ausbrechen lassen.«
Jelvus Grinch blieb stehen und sog die Luft durch die Zähne.
»Allem Anschein nach wurde der Versuch vereitelt und der Vulkan im Zaum gehalten«, versicherte ihm Barrabas. »Ich glaube nicht, dass ein neuer Ausbruch zu befürchten ist.«
Jelvus Grinch sah ihn zweifelnd an.
»Wäre ich sonst hier?«, sagte Barrabas. Als das Jelvus nicht zu beruhigen schien, fügte Barrabas der Graue hinzu: »Ich war nämlich beim ersten Ausbruch dabei.«
»Als Niewinter zerstört wurde?«, rief Jelvus Grinch. »Es gab keine Überlebenden.«
»Ein paar schon«, erwiderte Barrabas. »Die Glück hatten, schnell waren oder schlau waren – oder eher noch alles zugleich.«
»Du warst hier? Als der Ascheregen kam und dann die Lava?«
»Als die graue Flut durch Niewinter ins Meer schoss und fast alles mit sich riss. Ich war dort.« Er zeigte auf die Geflügelte-Lindwurm-Brücke. »Ich sah, wie geschmolzene Steine und Asche und Tote mitgerissen wurden. So viele Tote.«
»Ich sollte dir nicht glauben«, sagte Jelvus Grinch. »Aber ich tue es.«
»Ich habe Besseres zu tun, als jemanden wie dich wegen etwas so Nebensächlichem zu belügen.«
Jelvus nickte und machte eine kurze Verbeugung.
»Noch etwas«, sagte Barrabas. »Es gibt hier in der Gegend einen Drow-Elfen, er ist relativ bekannt. Sein Name ist Drizzt …«
»Do’Urden«, beendete Jelvus den Satz.
»Du kennst ihn?«, fragte Barrabas. »Kennst du ihn persönlich?«
»Er hat vor ein paar Monaten eine Karawane hierher eskortiert«, antwortete Jelvus. »Zusammen mit einem Zwerg – Bonnego Heldenaxt von den Heldenäxten aus Adbar. Wäre er doch geblieben in diesen dunklen Zeiten! Wir haben ihn natürlich gefragt. Jemand wie Drizzt Do’Urden wäre uns jetzt eine große Hilfe, wenn so ein Angriff bevorsteht, wie du ihn erwartest.«
Barrabas nickte und seufzte ausgiebiger, als ratsam erschien. Also stimmte es, was er in Sylora Salms Zauberspiegel gesehen hatte.
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