Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
normal und natürlich: ein Mann und eine Frau, die nachts unterwegs waren und in einem warmen Haus am Weg Zuflucht suchten.
Valindra nahm Platz und hielt ihr Zepter nach vorn, als die Frau näher kam. Beim Anblick dieses speziellen Instruments blieb die Frau stehen.
Valindra lächelte.
Die andere grinste.
Da traf es Jestry wie ein Schlag: Valindra war auf den ersten Blick als Untote zu erkennen. Die Hälfte ihrer Haut war abgefault! An einem Handgelenk und sogar an einer der ausgezehrten Wangen stach das Weiß der Knochen hervor. Das konnte diese Frau trotz all ihrer sanften Unschuld unmöglich übersehen haben. Aber dennoch zeigte sie keinerlei Unbehagen.
Jestry sah sich nach einem Fluchtweg um.
»Ich heiße Arunika«, sagte die Frau.
»Valindra«, stellte der Lich sich vor.
»Und er?«
»Nicht der Rede wert«, versicherte ihr Valindra.
Jestry blickte von Valindra zu Arunika und las ihrem freundlichen Gesicht ab, dass sie die Meinung des Lichs nicht teilte. Plötzlich fühlte er sich wieder erheblich wohler.
»Warum seid ihr gekommen?«, fragte Arunika.
»Aus Freundschaft«, erwiderte Valindra. »Und du willst bestimmt, dass wir Freunde sind!«, kreischte sie plötzlich auf und verfiel in ihr »Arklem! Ark-lem!«-Gezirpe.
Arunika wirkte eher belustigt als erschrocken. Sie lehnte sich zurück und sah Jestry an.
»Die Zauberpest«, flüsterte er kaum hörbar.
»Valindra?«, fragte Arunika, als der Lich sich schließlich beruhigte.
»Aus Freundschaft«, wiederholte Valindra, als wäre nichts geschehen. »Und als Verwandte.«
»Ich bin nicht mit euch verwandt«, widersprach Arunika.
Valindra warf ihr ein böses Lächeln zu und streckte das Zepter des Asmodeus aus.
Arunika nickte. Ihre hellen Augen glitzerten bei diesem Anblick.
»Es wurde Valindra von Sylora Salm aus Tay gegeben«, wagte Jestry einzuwerfen, »die Szass Tam dient.«
»Ihr seid also Ashmadai«, erwiderte Arunika.
»So wie du?«, tastete Jestry sich vor. Warum sonst würden sie das Haus einer offenbar ganz gewöhnlichen, einfachen Frau aus dem Volk aufsuchen?
Arunika lachte spöttisch, streckte aber die Hand aus, als er vor ihrem Lachen zurückwich.
»Man könnte sagen, dass ich mit den Ashmadai verbündet bin, ja«, räumte sie ein.
»Und mit wem noch?«, hakte Valindra in scharfem Ton nach.
Diesmal kniff Arunika die Augen zusammen und musterte den Lich. »Ihr kommt als Botschafter dieser Sylora Salm?«
»Ja«, antwortete Jestry, während Valindra ein zwitscherndes »Greeth! Greeth« anstimmte.
»Ich bin nicht allein, versichere ich euch«, sagte Arunika daraufhin. »Ich habe Freunde, sehr mächtige Freunde, ganz in der Nähe.«
Valindra zischte, und Jestry fürchtete, sie würde Arunika auf der Stelle angreifen. Er widerstand dem Impuls, der Frau spontan zur Seite zu stehen oder seine Enttäuschung über Syloras schreckliche Entscheidung, Valindra diese Aufgabe zu übertragen, laut herauszuschreien. Warum nur hatte Sylora es so gewollt? Arunika war keine Bedrohung. Sie war zweifellos eine Freundin und musste nicht erst von einem mächtigen, irren Lich eingeschüchtert werden.
»Meine Freunde werden euer Vorgehen gegen Nesseril zu schätzen wissen«, fuhr Arunika fort, um Valindra zu beschwichtigen, die vor Aufregung fast überzukochen drohte. »Geht und teilt Sylora Salm das mit. Ich werde das Bindeglied sein. Sie weiß, wo sie mich findet.«
Damit sah sie Jestry an und wies ihm erkennbar die Tür. Er nahm keinen Anstoß daran, wusste jedoch, dass dies keine Bitte war, sondern ein Rauswurf. Er blickte zu Valindra und stolperte dann in die Nacht hinaus.
An der Tür wagte er noch, kurz stehen zu bleiben, und hörte Arunika leise mit Valindra sprechen. Sie versicherte dem Lich, dass ihre Freunde Hilfe leisten würden, und Jestry hatte den deutlichen Eindruck, dass Arunika das nicht ganz allgemein, sondern sehr gezielt meinte.
Der junge Mann eilte davon, um nicht beim Lauschen ertappt zu werden, fing aber noch ein weiteres Wort auf: »Hoheitsgebiet.«
Er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte.
Es dauerte sehr lange, bis Valindra das Haus verließ. Von der Veranda aus schickte sie die Ashmadai los und schwebte dann auf dem Weg zu Sylora hinter ihnen her. Den Edelsteinschädel und das Zepter drückte sie voller Dankbarkeit über ihre magischen Kräfte fest an ihr Herz. Das Zepter hatte Arunika wahrgenommen, und den Schädel hatte ihr Dor’crae verschafft – und mit ihm die Augen, um Arunika zu finden.
Arunika hatte auf
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