Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
erwartet hatte. Sie schloss die Augen, verdoppelte ihre Bemühungen und forderte das Erscheinen eines Teufels.
Als sie jedoch tiefer in die Magie vordrang, erkannte sie, dass der Tunnel zu den Neun Höllen nicht zu finden war.
»Sylora«, krächzte sie, denn die hatte das Zepter an diesem Tag bereits mit großem Erfolg verwendet. Szass Tam hatte es Sylora Salm überreicht, nicht Valindra, und Sylora hatte Valindra das Zepter für die Reise in die Zwergenstadt zur Verfügung gestellt. War es denkbar, dass die Zauberin noch weitere Geheimnisse dieses Zepters kannte? War ein Teil seiner Macht vielleicht darin eingeschlossen?
Noch einmal versuchte Valindra, einen Teufel herbeizurufen, doch sie vermochte es nicht – nicht einmal einen armseligen Lemuren oder anderes Kanonenfutter.
»Schlaue Hexe«, flüsterte sie und verfluchte Sylora insgeheim tausendfach.
Gegenüber erhob sich Geschrei, und das Feld an der Mauer flammte auf, als die Zauberer von Niewinter sich mit Blitzen und Feuer in den Kampf stürzten. Doch noch ehe das Donnern der Abwehr endete, begannen die Schreie. Das waren keine Jubelrufe, auch kein Wutgebrüll, das waren Schmerzensschreie.
Zombies würden natürlich nicht derart aufschreien. Und außer den Zombies gab es nur die eine lebende Ashmadai im Getümmel.
Valindra hörte mit dem Fluchen auf und badete förmlich in den schrillen Wehrufen, deren Höhe sie geradezu entzückte. Hätte sie ein klopfendes Herz besessen, so hätte dies jetzt sicher vor Glück einen Hüpfer gemacht.
Sie drehte sich zu den Ashmadai um. »Ihr bleibt bei mir«, befahl sie, während sie sich anschickte, sich nun persönlich in die Schlacht zu stürzen.
»Das ist der Tag unseres Ruhms!«, jammerte Jestry weiter, während er mit Sylora zügig südlich von Niewinter vordrang.
Sylora Salm hatte die Nase voll. Sie blieb abrupt stehen, fuhr zu Jestry herum und funkelte ihn an. Ihre Nasenflügel bebten. »Du bist mein Stellvertreter – und diesen Posten habe ich dir übertragen, obwohl andere deutlich mehr können und dich darum beneiden.«
»Valindra«, sagte Jestry.
»Nicht Valindra«, erwiderte Sylora. »Obwohl die dich mit einem Gedanken vernichten könnte. Nein, es gibt andere, von denen du nichts weißt und auch nichts erfahren wirst.«
Der Ashmadai stemmte die Hände in die Hüften. Als seine Unterlippe sich trotzig vorzuschieben begann, versetzte Sylora ihm eine Ohrfeige.
»Du bist mein Stellvertreter«, wiederholte sie. »Benimm dich so, oder ich werde mich deiner entledigen.«
»Die Schlacht ist da hinten«, hielt Jestry dagegen. »Der Tag unseres Ruhms!«
»Das ist nur ein kleines Scharmützel, um Szass Tam zu besänftigen«, fuhr Sylora ihn an.
Jestry riss die Augen auf. »Herrin!«
»Fürchtest du dich vor der Wahrheit? Oder kann ich dir nicht trauen? Vielleicht sollte ich jetzt befürchten, dass du mich an Szass Tam verrätst?«
»Nein, Herrin, aber …«
»Denn solltest du das vorhaben«, fuhr Sylora fort, als ob sie ihn nicht hören würde, »dann bedenke zwei Dinge: Erstens prüfe ich möglicherweise nur deine Loyalität, indem ich so offen mit dir spreche, während ich in Wahrheit überhaupt nicht offen rede. Und zweitens sollte dir stets bewusst sein, dass ich dich töten kann, und zwar so schnell, dass nicht einmal Szass Tam dich noch retten könnte. Ich kann dich töten, und ich kann dir deinen Platz zu Füßen von Asmodeus verwehren – zweifle nie daran!«
»Ich bin aber loyal«, beteuerte Jestry kläglich.
»Das spielt keine Rolle, denn ich stehe höher in der Gunst von Asmodeus als ein einfacher Fanatiker«, antwortete sie.
»Ich bin dir gegenüber loyal«, entschuldigte sich Jestry.
Sylora hielt einen Moment inne und erklärte dann: »Unser Angriff ist eine Finte, Jestry. Wir müssen auf die, die Niewinter wieder aufbauen wollen, Druck ausüben, denn ich möchte die Grenzen ihrer Macht ausloten. Valindra hat heute Nacht nicht einmal ein Fünftel meiner Zombies dabei und nur eine kleine Anzahl deiner Ashmadai. Sie wird nicht selbst gegen die Mauern von Niewinter anrennen, denn das ist nicht ihre Aufgabe. Vielleicht sterben heute Nacht ein paar der Bewohner von Niewinter, aber wir werden die Stadt nicht einnehmen oder ihre Mauern niederreißen.«
»Ich wäre trotzdem gern dabei.«
»Wir werden Erfahrungen sammeln …«
»Ich würde Erfahrungen sammeln«, betonte er. »Ich bin nicht unerfahren im Kampf, ob im Zweikampf oder in der Schlacht.«
Sylora seufzte tief. »Es ist nur ein
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