Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
Rücken fiel. Unsanft landete Dahlia auf dem harten Untergrund.
Drizzt sprang neben sie. Verzweifelt rief er nach ihr, barg ihren Kopf in seinen Armen und starrte ihr in die Augen, nur um zu begreifen, dass diese seinen Blick nicht erwiderten.
Aus ihren offenen Lippen quollen kleine Bläschen weißen Schaums.
7
Von Lust und Gier
Mit seiner Gefangenen über der Schulter ging Barrabas über den Platz in Niewinter. Die Schlacht war fast vorüber, die Verteidiger hatten gesiegt. Draußen auf dem Feld tobten hingegen noch heftige Kämpfe. Nachdem Valindra verschwunden war, war dies jedoch eher ein Massaker als ein echter Kampf.
Die Tore der Stadt öffneten sich, und alle Krieger, die nun nichts mehr zu verteidigen hatten, rannten blutrünstig auf das Portal zu.
»Wer sind diese Schattenkrieger, Barrabas?«, fragte eine Stimme, die sich über die anderen aus der Garnison erhob, als die Männer ins Freie stürmten.
Barrabas begegnete dem Blick von Jelvus Grinch. »Ruf deine Männer in die Stadt zurück«, warnte er. »Sichert die Mauern und schließt das Tor.«
»Wer sind sie?«
Barrabas bedachte ihn mit einem missbilligenden Blick und ging an ihm vorbei weiter in die Stadt hinein. Bei jedem Schritt spürte er, wie grimmig Jelvus Grinch ihm nachstarrte.
»Hört auf mich«, warnte Barrabas ein letztes Mal und nickte nur kurz, als er schließlich vernahm, wie Jelvus Grinch seine Kämpfer zurückrief und ihnen befahl, das Tor zu verriegeln.
Barrabas ging auf ein paar Wachen am nächsten Gebäude zu, einer Kaserne. Dort ließ er die bewusstlose Ashmadai von seiner Schulter gleiten und legte sie zwei Soldaten in die Arme. »Kettet sie in einer sicheren Zelle an«, befahl er.
Einer der Soldaten nickte, doch sein vielsagendes Lächeln verriet zu viel.
Da blitzte Barrabas’ Schwert auf, und seine Spitze fuhr unter das Kinn des Soldaten. »Wenn du ihr etwas antust, werde ich dich finden«, gelobte er. »Du wirst sie anketten und ihre Zelle verschließen, damit sie nicht entkommt. Und dann stellst du dich vor ihre Tür.«
»Ich bin doch kein dreckiger Kerkermeister!«, entgegnete der Mann.
»Wärst du lieber ein Kerkermeister oder eine Leiche? Du kannst es dir aussuchen«, bot Barrabas ihm in aller Ruhe an.
Der Soldat warf einen Blick auf seinen Begleiter, der einen Schritt zurückwich. Schließlich hatten sie eben erst mit angesehen, wozu Barrabas der Graue auf dem Schlachtfeld fähig war, und seine Kampfkünste hatten sich bereits überall herumgesprochen. Niemand in Niewinter war darauf aus, sich ihn zum Feind zu machen.
Der erste Soldat starrte Barrabas einen kurzen Moment an, dann warf er sich die Frau über die Schulter und ging gefolgt von seinem Freund davon.
»Wenn ich zu ihr komme und sie mir irgendwelche Übergriffe eurerseits meldet, sprechen wir uns wieder«, rief Barrabas ihnen nach.
Hinter ihm erklang ein Räuspern. Er drehte sich um und sah Jelvus Grinch ins Gesicht.
»Du nimmst dir in dieser Stadt, in der du nicht zu Hause bist, einiges heraus«, sagte Jelvus Grinch, der die kräftigen Arme vor der Brust verschränkt hatte. Hinter ihm stand die halbe Garnison von Niewinter.
»Sie ist meine Gefangene, die ich bei der Verteidigung von Niewinter in fairem Kampf besiegt habe«, antwortete Barrabas, ohne mit der Wimper zu zucken. »Es würde mich doch sehr wundern, wenn Niewinter mir nicht einmal eine einzige Zelle zugestehen würde …«
»Und zwei Wachen.«
»Ihr solltet mir danken, dass ich diese zwei Dummköpfe von hier entfernt habe.«
Diesmal konnte Jelvus Grinch weder seine herausfordernde Pose noch seine strenge Miene beibehalten. Ein breites Grinsen trat auf sein bärtiges Gesicht, und er schlug Barrabas auf die Schulter. »Gut gekämpft, Barrabas der Graue!«, gratulierte er ihm, und die Garnison hinter ihm ließ den Helden der Schlacht von Niewinter mit einem lauten »Hussah!« hochleben.
Das alles konnte Barrabas jedoch allenfalls irritieren, wenn nicht gar beschämen. Schließlich war er nur auf Anordnung von Erzgo Alegni hier, der wiederum nur wegen der teuflischen Pläne seiner Herren bezüglich Niewinter anwesend war, und er scherte sich nicht im Geringsten um die Stadt oder ihre Bewohner.
»Ich werde meine Gefangene verhören, sobald sie eine Zeitlang verängstigt im Dunkeln gesessen hat«, teilte Barrabas dem Ersten Bürger der Stadt mit und schickte sich zum Gehen an.
Jelvus Grinch streckte einen Arm nach ihm aus. »Meister Barrabas«, sagte er höflich, zog den Arm jedoch
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