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Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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versuchte sie nicht, mit ihm Schritt zu halten.
    Sie konnte nicht annähernd nachvollziehen, was Effron im Moment durchlitt. Sein Leben veränderte sich immer wieder in großem Tempo, und vieles davon verlief nicht nach Wunsch. Dahlia dachte auch über ihren eigenen Weg nach, wie sie von Szass Tam hierher gelangt war. In Gauntlgrym hatte sie eine Krise durchlebt, eine wichtige ethische und moralische Entscheidung, bei der jede andere Wahl sie gebrochen hätte. Wenn sie den Hebel bedient hätte, um den Feuerelementar freizulassen, damit er das ganze Land verwüstete, dann hätte sie sich völlig der Finsternis ergeben, die sie verfolgte, seit Alegni über sie hergefallen war – und vor allem seit jenem Tag, an dem sie ihren Sohn von der Klippe geworfen hatte. Die dunklen Schwingen ihrer Schuld hätten sie auf ewig eingehüllt und um keinen Deut besser gemacht als den verhassten Szass Tam.
    Wie anders hingegen war ihr neuer Weg! Und sie hatte ihn selbst gewählt.
    Konnte Effron das auch von sich behaupten?
    »Jetzt würde ich gern deine Gedanken lesen«, sagte Ambergris, und Dahlia merkte, dass sie während ihrer Zwiesprache mit sich selbst langsamer geworden war.
    »Aber gern – gegen einen Beutel Gold, eine Kiste Geschmeide und eine rasche Reise an einen Ort, wo die Sonne scheint«, erwiderte sie.
    »So ein Bestechungsgeld würde kein Zwerg der Welt bezahlen«, entgegnete Ambergris lachend.
    Afafrenfere fiel in ihr Lachen ein, aber Dahlia brachte nur ein höfliches Schmunzeln zustande. Ihr Blick war immer noch auf den krummen Rücken der schmalen Gestalt gerichtet, die sie führte.
    Ins Schattenreich drang selten ein Sonnenstrahl, doch als die Nacht hereinbrach, wurde der Unterschied zu Toril noch augenfälliger, denn mit Sonnenuntergang erwachten hier mehr Bewohner als mit Sonnenaufgang.
    Das bekamen die sechs Gefährten deutlich zu spüren, als sie auf dem schlammigen Untergrund ihr Lager aufschlugen. Die Luft im Sumpf war von einem Fäulnisgestank geschwängert, der fast so greifbar und feindselig erschien wie ihre Umgebung selbst. Unablässig summten ihnen stechende Insekten um die Ohren, und das Klatschen ihrer Hände wurde fast so allgegenwärtig und lästig wie das Sirren.
    »Wenn das Lagerfeuer uns nicht verrät, schafft es unser Krach«, murrte Entreri.
    »Hast du eine bessere Idee?«, fragte Ambergris und unterstrich ihre Worte mit einem kräftigen Schlag ins eigene Gesicht. Als sie die Hand zurückzog, hielt sie eine zerquetschte, daumengroße Stechfliege hoch. Ihre ganze Handfläche war blutig. »Diese Biester saugen dir den Lebenssaft aus!«
    Noch ehe er antworten konnte, drehten beide sich nach Afafrenfere um, der in einen wilden Kriegstanz verfallen war.
    Der Mönch schien einen schnellen, genau einstudierten Bewegungsablauf durchzuführen, allerdings mit einigen Abwandlungen, wie ihnen klar wurde, als er weniger Boxhiebe als Schnapp- und Wischbewegungen einfügte und jeder Pose am Ende ein paar wohlgezielte Klatscher auf seinen Körper folgten. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich seinem Publikum zuwandte und zufrieden lächelnd seine Hände vorzeigte, an denen die Überreste von Dutzenden dieser Quälgeister klebten, die er gefangen oder zerquetscht hatte.
    Ein metallisches Klacken brachte alle dazu, sich nach Dahlia umzuschauen. Mit einem breiten Grinsen ließ diese ihre Flegel schwirren und sah zu Afafrenfere hinüber. »Ich bin besser gerüstet«, erklärte sie und schlug ihre Flegel wiederholt gegeneinander. Jedes Aufeinandertreffen erzeugte eine leichte Entladung der mächtigen magischen Waffe.
    »Nur wenn du dabei auch Fliegen erwischst«, erwiderte Ambergris.
    »Du kennst dich mit den Nunchaks gut aus«, stellte Afafrenfere fest, und Dahlia sah ihn fragend an. Sie wusste nicht, wovon er sprach.
    Doch das war auch unwichtig. Sie lächelte einfach und beschleunigte ihre Bewegungen, bis die Flegel um sie herum wirbelten, über die Schultern, nach unten und im Kreis. Klick, Klick, Klick, ging es, ein immer schnelleres Klackern.
    Und schließlich folgte der Höhepunkt, als Dahlia mit einem dramatischen Satz hochschnellte und die Flegel hallend zusammenstoßen ließ, um so all die aufgestaute Magie ihrer Waffe freizusetzen.
    Der Blitz erleuchtete die ganze Umgebung taghell und erfüllte sie mit so viel elektrischer Energie, dass allen sechs Gefährten die Haare zu Berge standen. Wer noch etwas anderes wahrnahm, sah tausend kleine Insekten explodieren.
    »Nimm doch gleich ein Horn und blas

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