Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niewinter 4: Die letzte Grenze

Niewinter 4: Die letzte Grenze

Titel: Niewinter 4: Die letzte Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
nicht mehr zumindest, denn die Nägel waren vor kurzem entfernt worden und lagen auf der Innenseite auf dem Fensterbrett.
    Huervo schob die Finger unter das Holz und drückte es langsam auf. Es ließ sich so leicht anheben, dass ihm klar war, dass es tatsächlich geöffnet worden war, und zwar vor gar nicht so langer Zeit.
    Aber wie waren sie verschwunden, ohne dass es draußen jemand bemerkt hatte?
    Er wollte in den Raum einsteigen, zögerte jedoch. Eine Eingebung ließ ihn noch höher schweben, bis er das Dach erreicht hatte. Aufmerksam lauschte er einige Augenblicke, dann spähte er umher.
    Nichts.
    Nein, nicht nichts, erkannte er. Wie bei vielen Dächern in Luskan gab es auch hier diverse Ecken und Winkel und nur wenige flache Bereiche, zum Beispiel das Stückchen vor ihm. Und wie die meisten Flachdächer war auch dieses mit Kies bedeckt, und in dem Kiesbett entdeckte Huervo Fußabdrücke. Hier hatten Stiefel erst kürzlich die Steine verschoben.
    Er blickte sich nach allen Seiten um. Waren sie hier heraufgestiegen? Warum? Und wenn ja, wohin waren sie verschwunden?
    Er zog sich über den Rand und sah sich auf dem Dach um. Vielleicht gab es eine andere Tür, ein Fenster, irgendeinen Hinweis auf den Weg, den sie von hier aus genommen hatten – falls sie tatsächlich hier oben gewesen waren und sich über die Dächer der Stadt davongemacht hatten.
    Er wählte einen neuen Zauber, um nach Magie zu suchen. Dann erstarrte er, und sein Herz drohte auszusetzen. Diesen magischen Nachhall kannte Huervo nur zu gut.
    Vor maximal einer Stunde war jemand hier gewesen und hatte ein magisches Tor geöffnet.
    Huervo machte große Augen und sah noch einmal nach unten zum Fenster. Als er den Rand des Daches näher untersuchte, fand er tatsächlich einen Haken unter dem letzten Balken, an dem vermutlich ein Seil gehangen hatte.
    Jetzt wurde ihm alles klar. Der Drow und seine Freunde waren noch oben gestiegen und von hier aus durch ein magisches Tor getreten! Er hatte sie verloren. Sie konnten überall auf der Welt sein; vielleicht waren sie nicht einmal mehr auf dieser Existenzebene. Er dachte an das Gespräch zurück, das er belauscht hatte, jenes einzige Wort: Schattenreich.
    Huervo schluckte.
    Dann schwebte er wieder zum Erdboden. Er stürmte in die Taverne zurück und fragte gar nicht erst um Erlaubnis, ehe er die Treppe hinaufrannte und in das Hinterzimmer platzte.
    Der Wirt und ein paar Gäste folgten ihm auf den Fuß.
    »Wo sind sie?«, rief Huervo.
    Aber der Mann hatte keine Antwort für ihn.
    Sie durchsuchten das ganze Haus, vom Keller bis zum Dach, doch der zusammengewürfelte Haufen – ein Drow, eine Elfe, zwei Menschen, eine Zwergin und ein Tiefling – war unauffindbar.
    Er hatte sie verloren, vermutlich an das Schattenreich. Errtu dem Balor würde das gar nicht gefallen.

Kapitel 16
    Ewige Düsternis
    »Ich kann sie fühlen«, stellte Drizzt fest und hielt sich die Pantherfigur vors Gesicht. Er sah Effron an. Dieser nickte ernst.
    »Versuche nicht, sie zu rufen«, warnte der Tiefling. »Sonst machst du Fürst Draygo auf unsere Pläne aufmerksam. Auch hier wird er dich durch Guenhwyvars Augen sehen, vielleicht sogar gerade hier.«
    Drizzt nickte und steckte die Figur wieder ein.
    Dahlia beobachtete jede Bewegung des Drow und begriff, wie pragmatisch er vorging. Oder vielleicht war es auch gar nicht pragmatisch, sondern ein so strenger Moralkodex, dass er seinen Gefühlen nie freien Lauf lassen würde. Früher hatte sie diese Emotionen manchmal herausgekitzelt, in letzter Zeit jedoch nicht mehr. Sie hatte ihn an Orte gelockt, wo er zugelassen hatte, nur in der Gegenwart zu leben und sich von jener nagenden inneren Stimme zu befreien, die ihn unablässig bremste.
    Inzwischen war ihr klar, wie ihr das fehlte. Sie erinnerte sich gut an das Gespräch mit Artemis Entreri, in dem er ihr unterstellt hatte, Drizzt zu lieben.
    Ihr Gesicht verhärtete sich, als sie diesen beunruhigenden Gedanken beiseiteschob und sich lieber auf das Tun und die Miene des Drow konzentrierte. Sie sah ihm an, wie gern er Guenhwyvar gerufen hätte. Er wusste, dass eine gewisse Chance bestand, dass ein solcher Ruf an diesem Ort den Panther aus der Bindung befreite, die Draygo Quick ihm aufgezwungen hatte.
    Aber er würde es nicht tun. Er würde geduldig sein. Für den disziplinierten Drizzt Do’Urden stand zu viel auf dem Spiel, als dass er seiner Verzweiflung nachgegeben hätte. Diese Disziplin war seine größte Stärke, wie Dahlia wusste, aber

Weitere Kostenlose Bücher